Mobile Services

Fälschungen per App entlarven

Die produzierende Industrie und viele Markenartikler profitieren von digitalen Services, wie zum Beispiel bei der Rückverfolgung und Echtheitsprüfung: Die von Plagiaten und Fälschungen gebeutelten Hersteller können dank innovativer mobiler Anwendungen Produktfälschern den entscheidenden Schritt voraus sein.

Bild: Schreiner ProSecure
Bild: Schreiner ProSecure

Die Rückverfolgbarkeit von Produkten ist heute ein entscheidendes Qualitätsmerkmal. Ob Arzneimittel, Autoteile, Küchen- oder Bauelemente – zu jedem Zeitpunkt muss feststellbar sein, wann, wo und durch wen die Ware übernommen, hergestellt, verarbeitet, gelagert, transportiert, verbraucht oder entsorgt wurde. Ausgangspunkt digitaler Dienste ist meist eine Seriennummer, ein 2D-Code oder eine spezifische Trackingnummer. Diese Produktkennzeichnungen, die für Track and Trace genutzt werden, sind jedoch leicht kopierbar und können von Graumarkthändlern einfach entfernt werden. Ihre logische Sicherheit ist als Beweis nicht gerichtsverwertbar und muss um physische, nicht fälschbare Echtheitsmerkmale ergänzt werden. Durch diese Kombination wird Track and Trace zum verlässlichen System, Fälschungen und Graumarkthandel werden effektiv bekämpft. Sind Produkte oder Verpackungseinheiten mit solchen Lösungen ausgestattet, kann jeder Beteiligte der Supply Chain – vom Hersteller über den Zollbeamten bis zum Endanwender – die Echtheit jederzeit und von jedem Standort aus überprüfen. Jede Einheit erhält ein Echtheitsmerkmal, etwa einen hochkomplexen Sicherheitscode, der sich mittels einer App auf Smartphone oder Tablet über eine verschlüsselte Internetverbindung überprüfen lässt. Zudem wird der Nutzer aufgefordert, zusätzliche offene Sicherheitsmerkmale zu prüfen. Bei einer negativen Echtheitsabfrage kann er sofort einschreiten und mit dem Hersteller Kontakt aufnehmen. Anwendungen der neuesten Generation bereiten die Abfragedaten in einem Logfile-Reporting in Statistiken und grafischen Darstellungen auf. Daraus kann der Hersteller die nächsten Schritte im Markenschutzkonzept sowie für die Optimierung der Distribution ableiten. Er bekommt einen Echtzeit-Überblick darüber, welcher Code wann, wo und wie oft abgefragt wurde und sieht so, ob entlang der Supply Chain Unregelmäßigkeiten auftreten: Jede Mehrfachabfrage eines Codes legt den Verdacht nahe, dass eventuell Fälschungen im Umlauf sind. Um rechtzeitig reagieren zu können, wird der Hersteller idealerweise über einen E-Mail-Alert benachrichtigt, sobald eine gewisse Anzahl an Mehrfachabfragen erreicht ist.

Digitales Kopierschutzmuster als Echtheitsnachweis

In Ergänzung zu den üblichen 2D-Codes für die Produktkennzeichnung kann ein digitales Kopierschutzmuster kaum sichtbar in Typenschilder, Logistiketiketten oder andere Produktausstattungsetiketten integriert werden. Kopiert ein Fälscher das Muster, zeigt die Kopie technisch bedingt weniger Präzision und Details. Denn während der Originaldruck direkt aus einer hoch aufgelösten digitalen Vorlage entsteht, basiert eine illegitime Kopie auf einem bereits gedruckten Abbild. Die Abweichungen im Kopierschutzmuster werden mithilfe eines Scanners oder Mobiltelefons und entsprechender Software identifiziert. Anwender können alle relevanten Sicherheitsmerkmale per 2D-Codescanner oder Smartphone-App erfassen, auswerten und die Echtheit des überprüften Produkts verifizieren. Dank ausgefeilter Verschlüsselungs- und Auslesetechnik sowie höchster Präzision im Druck des Kopierschutzmusters bietet das System eine sehr hohe Sicherheit. Ein webbasiertes, mandantenfähiges System ermöglicht die Online-Verwaltung und Systemadministration der mobilen Auslesung. Es verwaltet die zugelassenen Nutzer und Smartphones, die gekennzeichneten Produkte oder Dokumente sowie die Zuordnung der hinterlegten Rauschmusterprofile. Darüber hinaus ermöglicht das System die Zuschreibung von Zugriffsrechten und Rollen für Mitarbeiter und dokumentiert die Systemnutzung und Abfrage in Logfiles. Diese fälschungssichere Kennzeichnungstechnik lässt sich unkompliziert und effizient in bestehende Kennzeichnungsverfahren integrieren und bietet in Verbindung mit einer code-basierten Serialisierung eine schnelle mobile Echtheitsprüfung.

Product-Lifecycle-Management mittels NFC

Auch beim Management des Produktlebenszyklus bieten mobile Services neue Chancen und vereinfachen viele Vorgänge. Waren Hersteller von technischen Geräten für Angaben zum Markteinsatz ihrer Produkte, zu Qualitätsdaten oder passenden Verbrauchsmaterialien bislang auf Servicedienstleister oder Materialpartner angewiesen, wird der Zugang zu diesen Informationen durch ein RFID-/NFC-Label am Gerät einfacher und kostengünstiger. Unternehmen erhalten mittels NFC-Datenübertragung über das Smartphone in Echtzeit Auskunft über den aktuellen Zustand und Einsatz ihrer Produkte und zugleich einen direkten Kontakt zum Endkunden, um sich als Qualitätsanbieter und Lösungspartner zu positionieren. In der Fertigung werden auf den RFID-Labels Basisdaten verschlüsselt abgelegt und lösen Produktions- und Montageprozesse aus. Das Qualitätsmanagement dokumentiert automatisch die Freigabe und Prüfung der Produkte in einer Datenbank oder auf dem Label. Servicedienstleister können über das NFC-Label Installationsvideos oder Serviceeinstellungen abfragen und direkt vor Ort auf dem Mobiltelefon empfangen. Durchgeführte Serviceleistungen werden auf dem Label abgelegt. Der Nutzen eines ganzheitlich erfassbaren Produkts und der damit verbundenen Zusatzinformationen ist enorm. Die Vernetzung zum Endanwender schafft eine enge Bindung. Die Einbindung von Recycling und Verschrottung erleichtert eine exakte Kosten- und Materialplanung. Zugleich sinken die Ausgaben für die Abfallverwertung, da das Recyclingunternehmen durch die auf dem Label hinterlegten Produktinformationen besondere Anforderungen unkompliziert ermitteln kann. Im Vergleich dazu sind die Kosten einer NFC-Kennzeichnung und des Unterhalts einer webbasierten Datenbank überschaubar.

Bild: Schreiner ProSecure
Das Kopierschutzmuster BitSecure arbeitet mit einem hochaufgelösten Rauschmuster. Versucht ein Fälscher es nachzuahmen, verliert die Fälschung technisch bedingt an Präzision und optischen Details. Eine speziell entwickelte App ermöglicht die Authentifizierung mittels ausgewählter Smartphones. Bild: Schreiner ProSecure

Blick in die Zukunft: Digitales Potenzial

Mobile Services verändern sich zusammen mit der fortschreitenden Digitalisierung. In absehbarer Zeit wird die digitale Produkt-identifikation neue Anwendungen bringen: Handhabungs- und Wartungsinformationen über virtuelle Welten wie Augmented Reality (AR), kommunizierende Maschinen im Zeitalter des ‘Internet-der-Dinge’ und sich selbst steuernde Maschinen im Kontext Industrie 4.0. werden eine fälschungssichere, eindeutige Produktkennzeichnung benötigen. Dabei gilt: Daten sind das Gold des digitalen Zeitalters. Damit geht einerseits einher, dass sie extrem schutzbedürftig sind: Je mehr Daten im Zuge der Digitalisierung der Industrie anfallen, desto elaborierter muss das Sicherheitsmanagement werden. Andererseits liegt in der Datenmenge auch Potenzial für noch ausgefeilteren Fälschungsschutz: Big Data kann dank der Analyse durch Algorithmen eine wertvolle Quelle für die Erkennung von Fälschungen, Abzweigungen oder Betrugsfällen sein.







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