Die Entwicklung einer passgenauen Dokumentations- und Bewertungsplattform für Arbeitssicherheit kann helfen, die Prozesssicherheit (3 s) zu erhöhen und zusätzliches Potenzial für die Produktion systematisch zu erschließen. Bild: Fasihi

Gefährdungsbeurteilung strukturiert angehen

Ein Bereich ist dabei in den letzten Jahren verstärkt in den Fokus von Gesetzgeber und Analytikern geraten: Die Gefährdungsbeurteilung. Diese schreiben die Paragrafen 5 und 6 des Arbeitsschutzgesetztes vor. Weitere Regelungen treffen unter anderem die Gefahrstoffverordnung, ‚Grundsätze der Prävention‘, die Betriebssicherheitsverordnung oder die Arbeitsstättenverordnung. Instanzen wie die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz (Osha) oder die Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) empfehlen eine nach klaren Schritten unterteilte, kontinuierliche Gefährdungsbeurteilung, die nur durch konsequente Einbeziehung aller Mitarbeiter erfolgreich sein kann. Klassischerweise werden dabei mehrere Phasen durchlaufen: Zu Beginn stehen Ermittlung, Aufnahme und Beschreibung von Gefahr und gefährdeten Personen. Dies geschieht am sinnvollsten direkt am Entstehungsort unter Einbeziehung der Produktionsmitarbeiter.

Um möglichst effiziente Handhabung zu gewährleisten, müssen die eingereichten Gefährdungen anschließend durch qualifizierte Fachkräfte bewertet und eingestuft werden. Die vorhergehende Sammlung von Informationen versetzt die Zuständigen dann in die Lage, bestmöglich über präventive Maßnahmen zu entscheiden. Auch die Umsetzung der in die Wege geleiteten Maßnahmen sowie die fortlaufende Kontrolle sind zu guter Letzt Informationsthemen, die viel Zeit beanspruchen können. Die Überwachung und Überprüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen in Form von Audits beispielsweise gehören ebenfalls zum Gefährdungsbeurteilungsprozess.

Zentrale Plattform auch für sensible Daten

Vor diesem Hintergrund stellen sich Arbeitssicherheit und Qualitätssicherung als Informations- und Kommunikationsaufgaben dar, die sich durch ihren Prozesscharakter sowie Komplexität und Dokumentationsbedarf auszeichnen. Die zentrale Herausforderung stellt daher die effiziente Integration der Mitarbeiterschaft dar. Der Einsatz von Papier oder Tabellen ist dabei mit hohem Aufwand verbunden, fehleranfällig und nicht mehr zeitgemäß.

Eine webbasierte, branchenspezifische Plattform kann Produktionsunternehmen hingegen durch die Automatisierung von Prozessen, etwa die Handhabung eingereichter Vorschläge nach dem KVP-Prinzip oder zur Gefährdungsbeurteilung unterstützen. Mitarbeiter wiederum können durch den gezielten Einsatz von Software von der personalisierten Darstellung von Inhalten und einem feingranularen Rechtemanagement profitieren. Richtig eingesetzt lässt sich Informations- und Kommunikationssoftware so als zentrale Plattform, in der auch sensible Daten verwaltet werden können, nutzen.

Von der Theorie zur Praxis: Software für Menschen

Softwareprojekte in Produktionsumgebungen scheitern häufig an banalen Dingen: Viele Mitarbeiter haben keinen festen PC-Arbeitsplatz; Programme für Arbeitssicherheit, Qualitätssicherung und Ressourcenplanung arbeiten vielleicht feingranular, werden aufgrund hoher Komplexität vom Endanwender aber nicht angenommen. Zum anderen setzen viele Unternehmen immer noch auf separate Lösungen, weil sie die Themen Qualitätsmanagement, Gefahrenprävention und Informationssteuerung losgelöst voneinander betrachten. Die Folge sind heterogene Software-Landschaften. Als Alternative bietet sich auch hier der Einsatz einer integrativen Plattform an, die auf die spezifischen Anforderungen der Produktion ausgerichtet ist. Die Nutzung via Webbrowser unterstützt dabei erhöhte Flexibilität in der Bereitstellung sowie die Bedienung über Betriebsterminals und mobile Endgeräte gleichermaßen.

Konsequente Digitalisierung der Produktion

Viele Konzepte beschäftigen sich bereits mit der Informations- und Kommunikationssteuerung auf Maschinenebene. So soll das Projekt Industrie 4.0 in Zukunft die Produktion maßgeblich vorantreiben und Wettbewerbsvorteile sichern. Doch Qualität und Sicherheit sind schon heute Themen, in denen Optimierungspotenzial schlummert. In ihrem Kern basieren sie auf Information und Kommunikation jenseits der Maschinenebene. Werden Abläufe und Daten nicht klar strukturiert oder mit unterschiedlichen Systemen verwaltet, kann es zu erheblichen ‚Reibungsverlusten‘ kommen, die Effizienzgewinne auf Maschinenebene mitunter sogar zunichte machen können. Produktivitätssteigerung wird sich in Zukunft nur durch die konsequente Digitalisierung der Informationsflüsse auf Maschinen- und Bedienerbene erreicht werden. Denn ohne die Fähigkeiten, das Wissen und die Ideen der Mitarbeiter als Triebkraft jeder Unternehmung, funktioniert der bestautomatisierte Betrieb nicht.