Prozessmanagement: Wissen, wer was wann ändert

Ein besonders kritischer Pfad sind Änderungen an mechatronischen Produkten. Der Einsatz der Workflow- oder Prozessmanagement- Tools in PLM-Lösungen dient der Synchronisation der Arbeitsgruppen und schafft Transparenz über Änderungen und Versionsstände. Wird im Lokomotivenbau beispielsweise an einem Mechanikteil, in das sowohl elektrische als auch elektronische Bauelemente und Softwarestände eingebunden sind, eine Änderung ausgelöst, so können alle Arbeitsgruppen automatisch über E-Mail informiert werden. Die Freigabe der neuen Version der mechatronischen Baugruppe erfordert nicht nur die Versionsfreigabe aus der Mechanik, sondern zusätzliche Freigaben der Elektro- oder Elektronik-Entwicklung. Erst wenn diese Freigaben vorliegen, geht die Komponente in den Status, welche der Prüfung und Freigabe der gesamten Komponente zugrunde liegt. Am Ende eines Änderungsvorgangs steht somit wiederum ein Tupel aus den Versionsständen von Mechanik, Elektrotechnik, Elektronik und Software. Dieses Tupel ist übrigens der Nachweis, welche Versionsstände zusammengehören. Der Nutzen einer guten Abstimmung von MCAD- und E-CAD-Konstruktionen in Bezug auf Zeit und Kosten ist übrigens hoch. In verschiedenen Publikationen hat Professor Michael Abramovici von der Ruhr-Universität Bochum darauf hingewiesen, dass durch den Einsatz von PLM-Lösungen die Zahl der Abstimmungsiterationen zwischen Mechanik und Elektrotechnik beziehungsweise Elektronik- Entwicklung um zirka zehn Prozent reduziert werden kann.

Nutzen einer M-CAD / E-CAD Integration über PLM

Bereits kleine Änderungen an einem Mechatronik-Produkt erfordern Anpassungen und Dokumentationen in der Mechanik und Elektronik

Arbeitsaufwand: Mechanik 2 Tage à 8 Stunden
Arbeitsaufwand: Elektronik 2 Tage à 8 Stunden
   
Kalkulatorischer Stundensatz 50 Euro
Kosten einer Änderung 1.600 Euro
   
Kostenvermeidung bei  
10 Vorfällen 16.000 Euro
20 Vorfällen 32.000 Euro
50 Vorfällen 80.000 Euro

Mechatronikstückliste auch für Einkauf und Fertigung

Der Ruf nach Zusammenführung von mechatronischen Daten kommt aber nicht nur aus den Entwicklungsabteilungen, sondern auch aus Fertigungsplanung und Einkauf sowie der Instandsetzung. Verlangt wird die mechatronische Stückliste. Darunter versteht man Stücklisten, in denen mechanische Teile und Baugruppen, elektrotechnische Teile und auch ICBausteine oder Eprom einschließlich der auf ihnen aufgespielten Software zusammenfließen. Mechatronische Stücklisten repräsentieren die Produktstruktur, in der zu jedem Knoten auf jeder Baugruppenebene jeweils die Teile aus Mechanik, Elektrotechnik, Elektronik sowie die Software, die in den Bauteilen steckt, aufgelistet werden. Statt mehrerer verschiedener Schnittstellen vom ERP-System zu den M-CADund E-CAD-Systemen sichert eine PLM-Lösung die Übergabe aller Bauelemente aus dem Entwicklungsbereich über ein einziges Interface. Die mechatronische Stückliste schafft eindeutigen Überblick, welche Komponente wie oft in einem Produkt vorkommt. Für Einkauf und Fertigungsplanung liegt folglich eine eindeutige Arbeitsgrundlage bereit. Für die Beschaffung ist es dann irrelevant, ob ein Elektroantrieb in der M-Stückliste oder der E-Stückliste eingetragen werden muss. Er steht jetzt in der gemeinsamen Stückliste und dort an der richtigen Stelle. Fehler, bei denen Komponenten doppelt oder gar nicht bestellt wurden, gehören damit der Vergangenheit an. Im Sondermaschinenbau werden diese Stücklisten sogar als ‘wachsende Stücklisten’ zum Einsatz kommen.

Bereichsübergreifende Denkweisen gefordert

Zur Beherrschung der Komplexität der Entwicklung und Pflege mechatronischer Produkte reichen bessere Schnittstellen und eine gute Infrastruktur auf der IT-Ebene alleine nicht aus. Erforderlich ist bei den einzelnen Entwicklungsgruppen auch ein hohes Maß an Disziplin bei der Ablage ihrer Unterlagen. Alle Beteiligten müssen Daten und Dokumente konsequent in der PLM-Lösung abspeichern. Nur so können sie von anderen genutzt werden. Und nur so lassen sich Arbeitsabläufe durchgängig synchronisieren und dokumentieren.

 

Mechatronik

Mechatronik ist ein Kunstwort. Es beinhaltet die Begriffe Mechanik, Elektronik und Informatik. Laut Wikipedia wurde der Begriff ab 1969 von dem japanischen Unternehmen Yaskawa Electric Corporation, einem der weltgrößten Hersteller von Industrierobotern, geprägt.







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