Die internationale Industrienorm ISA-95 beschreibt Szenarien zur Integration von Unternehmens- und Betriebsleitebene. Aufgrund der Granularität der Zeitschiene von Level 3 lassen sich Kanban-Regelkreise in der Produktion an dieser Stelle vergleichsweise gut abbilden. Bild: MPDV

Mit Blick auf die Entwicklung hin zu einer Industrie 4.0 dürfte die Vernetzung von Fertigung und Materialfluss immer wichtiger werden. eKanban-Funktionalitäten sind ein wichtiger Schritt in Richtung Autonomie in der Produktion bei gleichzeitiger Verbesserung von Übersichtlichkeit, Reaktionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit. Um wettbewerbsfähig zu produzieren, braucht es allerdings meist mehr als einen optimierten Materialfluss. Wenn diese Prozesse über ein integriertes MES abgebildet werden, liegt es nahe, auch andere Funktionen der produktionsnahen Anwendungen auszureizen.

Systemfunktionen von produktionsnahen Lösungen

MES-Lösungen wie Hydra vereinen ein breites Feld an unterstützenden Funktionen für die Fertigung. Die erfassten Betriebs-, Maschinen-, Werkzeug-, Personal- und Qualitätsdaten können für übergreifende Auswertungen verdichtet und korreliert werden. Ziel ist dabei, mehr Übersichtlichkeit herzustellen, um die Reaktionsfähigkeit der Regelkreise zu verbessern und die Produktion so effizienter zu gestalten. Zentrale Aufgaben für ein MES definiert die VDI-Richtlinie 5600:

  • Feinplanung und Feinsteuerung – Reihenfolgeoptimierung der anstehenden Aufträge unter Berücksichtigung von Abhängigkeiten, Randbedingungen und Zielvorgaben
  • Betriebsmittelmanagement – Verwaltung und Verplanung von Maschinen, Werkzeugen und Hilfsmitteln zur Abarbeitung der geplanten Aufträge
  • Materialmanagement – Verwaltung, Transport und Bereitstellung von Materialbeständen in der Fertigung
  • Personalmanagement – Planung des Personaleinsatzes unter Berücksichtigung von Qualifikationen und Auftragslage
  • Datenerfassung – als Vorstufe für andere Aufgaben erfassen die Systeme Daten entlang der Wertschöpfungskette und führen eine Plausibilitätsprüfung aus
  • Leistungsanalyse – Berechnung und Bereitstellung von Kennzahlen und Auswertungen zur Beurteilung der aktuellen und historischen Performance, oft auch mit einem Soll-Ist-Vergleich
  • Qualitätsmanagement – Sicherung der Prozessqualität durch Planung und Durchführung von Qualitätsprüfungen in der Produktion und fertigungsnahen Bereichen wie dem Wareneingang
  • Informationsmanagement – Steuerung des Informationsflusses in die und aus der Produktion.

An der Erweiterung der VDI 5600 um zwei Aufgabenfelder wird zur Zeit gearbeitet:

  • Energiemanagement – Planung und Auswertung von Energieverbräuchen inklusive deren verursacherbezogenen Verbuchung
  • Auftragsmanagement – Verwaltung der auftragsrelevanten Daten. Hierbei handelt es sich um die Zusammenfassung von Funktionen, die bisher über zahlreiche VDI 5600-Aufgabenfelder verteilt sind.

MES-Lösungen können in der Produktion als zentrale Informations- und Datendrehscheibe fungieren, unterstützen aber auch kontinuierliche Verbesserungsprozesse. Auch wenn nur wenige Systeme auf dem Markt alle VDI-Aufgaben in ganzer Breite abdecken, tragen sie in der Regel viel zur Steigerung der Transparenz und Effizienz in der Produktion bei. Zudem können die Werkzeuge etwa eingesetzte Lean-Methoden um Echtzeit-Datenerfassung und -auswertung ergänzen. Erst in ihrem Zusammenspiel entfalten diese Instrumente den bestmöglichen Einfluss auf die Wettbewerbsfähigkeit eines Fertigungsbetriebes.