Das grafische Routing des Manufacturing-Systems erleichtert dem Anwender den Überblick bei der Kontrolle und Gestaltung auch komplexer Produktionsabläufe und Geschäftsprozesse. Bild: Trebing + Himstedt/Elster

Prozessverriegelung per Software

Bei der Elektronikfertigung wird zunächst auf die Leiterplatte ein Datamatrix-Code gelasert. Dieser dient als Basis-Identifizierung und unterstützt auch die Teilung eines Multi-Boards in mehrere Einzelplatinen mit unterschiedlichem Nutzen. Nach dem ersten ‚Surface-mounted device‘-Montageprozess (SMD), dem Bestücken mit Flachbauteilen, wird ein InCircuit Test durchgeführt. Fällt ein Bauteil in dieser Prüfung durch, wird es über das SAP ME für den nächsten Schritt verriegelt und in die Reparaturschleife geschickt. Am Reparatur-Arbeitsplatz kann der Werker über das MES-Modul elektronisch auf die Reparaturanweisung, die fehlerhaften Messprotokolle sowie den für die spezielle Baugruppe und -serie gültigen Schaltplan zugreifen. Die fehlerfrei getesteten Platinen kommen zu den manuellen ‚Through hole technology‘-Arbeitsplätzen (THT) zur Durchsteckmontage der größeren Elektronikbauteile auf die Platine, die anschließend im Wellenlötverfahren verbunden werden. Danach finden wiederum eine Prüfung der elektronischen Sicherheit sowie eine Funktionsprüfung statt. Erst wenn beide Qualitätsprüfungen bestanden wurden, wird der Etikettendruck für den Versand freigegeben. Damit wird sichergestellt, dass kein ungeprüftes Produkt das Haus verlassen kann.

Prozessführung

Elster konnte im Rahmen des IT-Projektes zunächst durch eine höhere Automatisierung und die Vereinfachung der Arbeitsschritte mehr Produktivität erreichen. Die manuellen Arbeits- und Messplätze innerhalb der automatisierten Montagelinie stellten im durchgängigen Flussprinzip allerdings einen Flaschenhals dar. Durch den elektronisch abgesicherten MES-Prozess wird der Ablauf nun geführt und die Fehleranfälligkeit minimiert, da etwa eine automatische Zuordnung der Messergebnisse erfolgt. Damit kann ein gleichmäßiger Durchlauf für die maschinellen und manuellen Arbeitsplätze unterstützt werden, bei gleichbleibend hoher Qualitätskonformität.

Prozess-Standards erleichtern die Systemintegration

Für eine erfolgreiche Einführung der MES-Lösung waren zwei Voraussetzungen entscheidend. Ein einheitliches Verständnis über den Prozess und eine Priorisierung der einzubindenden Prozessschritte. Für ein einheitliches Verständnis war die grafische Beschreibungssprache entscheidend: So konnte über Abteilungsgrenzen hinweg der Prozess verdeutlicht und auch die Synchronisierung des IT- und des Produktionsprozesses erreicht werden, etwa bei der Entnahme und Rückgabe von Produkten. Diese Einführungsmethode hat auch dazu beigetragen, Abläufe über Abteilungsgrenzen hinweg zu harmonisieren und die Zusammenarbeit mit SAP bei der Entwicklung und Anpassung der Software zu vereinfachen. Haben sich die Beteiligten über den Gesamtprozess verständigt, wird dieser in Teilprojekte zerlegt und schrittweise realisiert. Die Teilprojekte wurden dazu priorisiert umgesetzt, je nach Optimierungspotenzial und Qualitätsanforderungen. Durch die frühe Einbindung der Mitarbeiter und eine offene Kommunikation konnte dabei die Akzeptanz erhöht und das Implementierungsrisiko gesenkt werden.

Nahtlose Integration in die Unternehmenssoftware

Die eingesetzte Produktionsmanagement-Lösung des Walldorfer Softwarekonzerns verspricht vor allem wegen der nahtlosen Integration in die bestehende SAP-Umgebung Vorteile: Das System kann direkt auf Module wie Produktionsplanung (PP), Qualitätsmanagement (QM) oder Instandhaltung/Plant Maintenance (PM) zugreifen, um die notwendige Datenkonsistenz sicherzustellen. Die webfähige Anwendung gestattet zudem einen standortübergreifenden Einsatz auf schlanken Client-Systemen, und über die offene Web-Service-Schnittstelle konnten auch Drittanbieter-Systeme – wie beispielsweise die Labview-Prüfstände – direkt in den Informationsfluss der Produktion integriert werden. Dabei sorgt das Routing des grafischen Manufacturing-Systems dafür, dass auch bei komplexen Abläufen der Überblick gewahrt wird. Der stabile Praxisbetrieb dient dem Messtechnik-Hersteller als Basis für dem Ausbau des Systems auf andere Fertigungsbereiche: Durch die enge Zusammenarbeit und den offenen Wissenstransfer mit dem Software-integrator konnten bereits weitere Projekte, darunter die IT-Unterstützung einer variantenreichen, manuellen Montage mit eigenem Know-how umgesetzt werden.







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