Beitrag drucken

Lösungen für die Industrie 4.0

Vom Steckverbinder bis in den Webshop

Die Maschine steht: Ein Gabelstapler hat beim Verladen einer Gitterbox einen Steckverbinder beschädigt. Im Regelfall laufen Menschen nun los und durchsuchen zig Aktenordner in der Hoffnung, dort in der Dokumentation herauszufinden, um welchen Steckverbinder mit welchen Einsätzen es sich genau handelt. Welche Artikelnummer hat der Stecker? Welche Artikelnummer haben die Einsätze? Wo kann man Ersatzteile bestellen? Und dies geschieht in einem Zeitalter, in dem viele enthusiastisch über Industrie 4.0 sprechen.

Bild: Harting

Der gleiche Vorfall kann in einem Industrie 4.0-Szenario schon ganz anders aussehen: Der Gabelstapler beschädigt den Steckverbinder, die Maschine steht. Der Servicetechniker kommt mit seinem mobilen Handheld und liest den Radiofrequenzidentifikation-Transponder (RFID) am Steckverbinder aus. Die zugehörige App fragt beim Enterprise Resource Planning-System (ERP) an, um welche Komponente es sich handelt und erfährt die Artikelnummer inklusive der verbauten Einsätze. Mit dieser Information erfolgt der Systemwechsel zum eBusiness-Portal des Unternehmens, in dem Zeichnungen und Datenblätter zur Verfügung stehen. Nach einer Überprüfung können aus der App heraus über die Einkaufsplattform die passenden Ersatzteile bestellt werden.

Mobilgeräte sind die Basis für Vernetzung

Durch das Zusammenspiel von Technologie und der engen Vernetzung von realer Welt und den verschiedenen IT-Systemen kann ein solches System heute umgesetzt werden. Steckverbinder und Kabelkonfektionen lassen sich mit RFID-Transpondern ausrüsten, um Informationen und Daten der Komponenten mit der virtuellen Welt zu verknüpfen. Steckverbinder können eine eindeutige Identität und ein Gedächtnis erhalten. Anhand dieser eindeutigen Nummer kann im ERP-System ermittelt werden, um welche Komponente es sich genau handelt. Eine der Voraussetzungen für Anwendungen dieser Art ist die zunehmende Nutzung von Mobilgeräten in der Industrie. Die Bandbreite der Geräte reicht dabei von industrietauglichen Smartphones über klassische Handhelds bis hin zu Tablet-PC. Um laufend neue Anwendungsbereiche zu erschließen, erleichtern Softwareentwicklungsumgebungen die Erstellung von mobilen Apps. Durch den Einsatz von Technologien wie HTML5 und CSS3 lassen sich die Hilfsmittel unabhängig vom Betriebssystem des jeweiligen Gerätes betreiben.

Systemnutzen oft nicht ausgeschöpft

Im Szenario sendet das mobile Endgerät Informationen zum per RFID identifizierten Steckverbinder über WLAN an das ERP-System von SAP. Dieses übermittelt hinterlegte Informationen zurück – und es erfolgt der Wechsel zu einer Einkaufsplattform. Entsprechende Systeme und Technologien finden sich in den IT-Landschaften vieler Unternehmen. Das Potential der Systeme wird aber häufig nur unzureichend genutzt. Insbesondere durch ein wenig mehr Vernetzung und Integration können sich weitreichende Mehrwerte und Kostensenkungspotentiale heben lassen. Zum Beispiel, wenn sich der Zeitaufwand für die betroffenen Prozesse verringern und kostspielige Irrtümer durch falsche Ersatzteillieferungen bei Revisionsarbeiten verhindern lassen.

 

Der Barcode für RFID

Der EAN Barcode begegnet uns überall – auf dem Joghurtbecher im Supermarkt oder Versandpäckchen. Bei den Codes handelt es sich um weltweit eindeutige Identifikationsnummern. Der Vorteil liegt bei seiner weltweit lesbaren und verständlichen Codierung. Analog zum EAN für Barcode gibt es für RFID den Electronic Product Code (EPC), um diese Eindeutigkeit auch für RFID-Kennzeichen sicherzustellen. Im Rahmen des EPC sind Produkte zudem kategorisierbar, zum Beispiel als verkaufbares Gut oder ’serialized global trade item‘ (SGTIN) sowie als Palette – Global Returnable Asset Identifier (GRAI). Für RFID werden verschiedene Frequenzbänder genutzt, etwa Ultra High Frequency (UHF, 865 Megahertz), das Lesereichweiten von einem Zentimeter bis über zehn Meter erlaubt. Die Kommunikation zwischen RFID-Transponder und RFID-Reader ist als Epcglobal Class 1 Gen 2 – EPC C1G2 weltweit standardisiert. Von anderen Auto-ID Technologien unterscheidet sich RFID in folgenden Punkten:

  • Keine Sichtverbindung erforderlich, Lesen und Schreiben durch Folie oder Karton hindurch ist möglich
  • Keine spezielle Ausrichtung des Transponders in Bezug auf die Leseantenne notwendig
  • Lesereichweiten von einem Zentimeter bis über zehn Meter einstellbar
  • Informationen im Speichermedium können geändert und geschützt werden
  • Beschreiben der Transponder aus einem Zentimenter bis mehrere Meter Abstand
  • RFID ICs sind in verschiedenen Speichergrößen verfügbar
  • Bis zu 300 Transponder pro Sekunde können mittels ‚Bulk reading‘ parallel erfasst werden
  • Anbringen der Transponder auf Metall und in Beton möglich. Sie halten hohen Temperaturen stand und sind autoklavierbar
  • Vom Reader in Richtung Unternehmenssoftware gibt es einen Standard von der Epcglobal: ALE 1.1 – Application Level Events. ALE spezifiziert ein Interface für das Lesen von Transpondern, Schreiben und die Administration.


Das könnte Sie auch interessieren:

Prof. Dr.-Ing. Holger Hanselka, Präsident des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wird der 11. Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft und löst Prof. Dr.-Ing. Reimund Neugebauer nach fast elf Jahren ab.‣ weiterlesen

Christian Thönes, Vorstandsvorsitzender bei DMG Mori, hat am Donnerstag sein Amt niedergelegt. Sein Vertrag wurde im Rahmen einer Aufsichtsratssitzung einvernehmlich beendet. Alfred Geißler wurde vom Aufsichtsrat zum Nachfolger bestellt.‣ weiterlesen

Microsoft feiert 40. Geburtstag in Deutschland und eröffnet ein europäisches Experience Center in München. Es ist eines von vier Experience Centern weltweit.‣ weiterlesen

Expertinnen und Experten der Plattform Lernende Systeme beleuchten in einem neuen Whitepaper, wie es um die Entwicklung europäischer bzw. deutscher KI-Sprachmodelle bestellt ist.‣ weiterlesen

Cyber-physikalische Systeme (CPS), wie etwa Autos oder Produktionsanlagen, stecken voller elektronischer und mechanischer Komponenten, die von Software gesteuert werden. Jedoch ist es eine Herausforderung, die Systemarchitekturen solcher Systeme fortwährend konsistent zu halten. Neue Methoden dafür soll ein Sonderforschungsbereich (SFB) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) entwickeln.‣ weiterlesen

Mit der Akquisition der Pod Group hat G+D bereits 2021 sein Portfolio im IoT-Bereich erweitert. Durch den Erwerb von Mecomo geht das Unternehmen nun einen weiteren Schritt in Richtung IoT-Komplettanbieter im Transport- und Logistikbereich.‣ weiterlesen

Die Grimme-Gruppe produziert individuell konfigurierte Landmaschinen. Was für den Wettbewerb Vorteile bringt, ist allerdings mit großem Aufwand verbunden - so verwaltete Grimme Kundenanfragen lange über ein Excel-Tool. Mit dem Softwareanbieter Slashwhy zusammen wurde dies durch ein webbasiertes Anfragemanagement-Programm abgelöst.‣ weiterlesen

Die Software Moryx hilft der Fertigungssteuerung, Maschinen schnell auf einen neuen Kurs zu bringen oder sie für den nächsten Auftrag anzupassen. Mit seinen einheitlichen Bedienoberflächen und seiner niedrigen Einstiegshürde ist das Tool von Phoenix Contact insbesondere auf den Einsatz in Fertigungen mit der Losgröße 1 ausgerichtet.‣ weiterlesen