Lizenzkosten mit Open Source-Software senken

In der Industrie kommt Open Source-Software vor allem für das Enterprise Resource Planning zum Einsatz. Aber auch für Business Intelligence, Customer Relationsship Management und Product Lifecycle Management stehen entsprechende Lösungen bereit. Industrieanwender erwarten dabei vor allem niedrigen Lizenzkosten. Allerdings unterliegt die Nutzung der Programme einigen Einschränkungen. Zudem finden sich auf Open Source-Systeme spezialisierte IT-Dienstleister nicht immer vor Ort.

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Software unter einer Open-Source-Lizenz kommt inzwischen in zahlreichen Unternehmensbereichen zum Einsatz. Neben ERP-Lösungen stehen BI- und CRM-Anwendungen genauso bereit wie PLM-Systeme und CAD-Programme. „Es gibt keine Anwendung, für die Open Source nicht geeignet wäre“, sagt Dr. Carsten Emde, Geschäftsführer der Open Source Automation Development Lab eG (OSADL). Doch die Verbreitung von Open Source-Lösungen lässt sich nur schwer feststellen. Denn Software-Anbieter können verkaufte Produkte zählen, Open Source-Programme werden hingegen oftmals anonym verbreitet.

Nach Aussagen von Michael Gottwald, Geschäftsführer der Softselect GmbH, sind Open Source-Lösungen vor allem in den Bereichen CAD, Content Management, CRM und Business Intelligence vergleichsweise weit verbreitet. Dass auch ERP-Lösungen auf Open Source-Basis bei kleinen und mittleren Unternehmen auf dem Vormarsch sind, darauf weist eine Umfrage des Netzwerk Elektronischer Geschäftsverkehr hin. Im Jahr 2010 befragte das Beratungsunternehmen 130 Unternehmen mit vorwiegend weniger als 50 Mitarbeitern. Jeder dritte Teilnehmer der Studie nutzte bereits ERP-Systeme auf Basis von Open Source-Software, rund 43 Prozent der Befragten können sich den Einsatz ‚freier‘ Programme vorstellen. Als Gründe für den Einsatz nennen die Teilnehmer vor allem Kostenvorteile, Offenheit des Quellcodes und Flexibilität.

Attraktive Lösungen für kleinere Betriebe

Nach Angaben von Uwe Salm, Projektleiter des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Kompetenzzentrums für Elektronischen Geschäftsverkehr Reco, bietet sich besonders für kleine Unternehmen der Einsatz von Open Source-Lösungen an. Denn die Systeme lassen sich schnell an die Anforderungen im Betrieb anpassen. In der Regel verlaufe etwa die Anbindung an ein Kassensystem oder die Erstellung eines Projektmanagement-Moduls für ein freies ERP-System problemfreier als bei der Einrichtung von ‚Kaufprogrammen‘ mit ähnlichem Leistungsspektrum. Die Zahl der Anbieter bleibe dabei überschaubar: „Es existieren etwa 20 bis 25 für Deutschland relevante Systeme. Etwa fünf bis sechs Lösungen davon sind öfter in Unternehmen eingeführt“, sagt Salm.

Entsprechend gestalteten sich Service und Support offener Lösungen mitunter schwierig, da Dienstleister selten vor Ort anzutreffen seien. Auch Gottwald gibt an, dass sich offene Lösungen eher für kleine und mittelständische Betriebe eignen, die ihre IT flexibel an sich ändernde Anforderungen anpassen wollen. Emde geht davon aus, dass sich Open Source-ERP-Lösungen in größeren Unternehmen frühestens in drei bis fünf Jahren flächendeckend durchsetzen. Aktuelle ‚freie‘ Lösungen bieten seinen Aussagen nach nicht das volle Leistungsspektrum marktführender ERP-Systeme. Zudem stellt eine ERP-Lösung eine mittelfristige Anschaffung dar, sodass keine kurzfristigen Systemwechsel zu erwarten seien. Auch die ‚Open Source Activity Map‘ des nordamerikanischen Softwareherstellers Red Hat aus dem Jahr 2008 weist darauf hin, dass deutsche Unternehmer eher zögerlich mit dem Thema Open Source umgehen: Während Deutschland beim Einsatz von Open Source-Lösungen insgesamt den dritten Platz im Vergleich von 75 Ländern belegt, erreichen industriell genutzte Anwendungen lediglich Platz 19.