Zwischen 3.000 und 5.000 Lieferanten arbeiten zusammen, um ein neues Auto zu bauen. Um solch komplexe Lieferketten zu planen und zu verwalten, setzen Industrien mit kleinteiligen Lieferantenbeziehungen auf Supply Chain Management-Software. Der Einsatz von Cloud Computing kann dabei durch den Einsatz einheitlicher Schnittstellen den Überblick über die gesamte Lieferkette verbessern.
Bild: T-Systems
Spätestens Katastrophen wie die in Fukushima und Thailand zeigen, dass klassische Software für das Supply Chain Management (SCM) in Extremsituationen an ihre Grenzen stößt. So hat die Flut rund um den Chao Phraya die weltweite Fertigung von PC beeinflusst. In Thailand wurden nach Angaben des US-Marktforschungsunternehmens International Data Company (IDC) im ersten Halbjahr 2011 mindestens 40 Prozent aller Festplatten gefertigt. Mehr als zwölf Hersteller – darunter auch Toshiba und Western Digital – mussten die Produktion in den überschwemmten Industrieparks nördlich von Bangkok vorübergehend einstellen.
Auch zahlreiche Zulieferer für Aufhängungen der Schreib- und Leseköpfe oder Motoren sind von der Naturkatastrophe betroffen. Zwar sind die Festplatten für das Jahr 2011 nach Angaben des Analystenhauses IDC produziert und ausgeliefert, aber für das erste Quartal 2012 drohen den PC-Herstellern immer noch Engpässe. Produktionsverlagerungen seien nicht möglich, da die anderen Werke schon am Limit produzieren. Zudem sind die Preise für die Komponente um das Drei- bis Vierfache gestiegen. Ähnlich erging es Automobilherstellern nach dem Reaktorunfall in Fukushima: Sie beziehen wichtige elektronische Bauteile aus Japan – unter anderem Navigationssysteme, Nachtsichtleitsysteme oder Rückfahrkameras.
Da die Hersteller für ihren Export primär den Seeweg wählen, waren Schiffe mit Bauteilen für die Folgemonate schon unterwegs. Doch wie die Flut für die PC-Industrie wirken sich die Ereignisse in Japan auch langfristig aus: Wie lässt sich die Endmontage aufrecht erhalten, wenn entscheidende Bauteile fehlen?
Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass selbst ausgefeilte Lieferketten trotz SCM ins Wanken geraten können. Der Grund dafür ist nicht in der Software selbst zu suchen, sondern im komplexen Beziehungsgeflecht zwischen den Partnern. So werden Informationen in einer mehrstufigen oder ’n-Tier‘-Lieferkette von Stufe zu Stufe weitergegeben. Das kostet Zeit und führt häufig zu einer Entkopplung der produzierten Mengen vom tatsächlichen Bedarf. Eine minimale Nachfrageveränderung beim Endkunden kann durch die Kette einen ‚Bull-whip-Effekt‘ auslösen, also zu ungewolltem Bestandsaufbau auf nachgelagerten Bauteilstufen führen.
Transparenz über eine Ausnahmesituation in der Lieferkette – wie beispielsweise der Ausfall eines wichtigen Lieferanten – hat in der Regel nur der direkte Geschäftspartner. Und der versucht, die Situation zu retten und Ersatz zu finden. Auch hier geht in der Kommunikation über mehrere Stufen wertvolle Zeit verloren, die dann dem Orginalausrüster (OEM) für eine Reaktion auf die Situation fehlt. Da die meisten Zulieferer mehrere Kunden beliefern, wird aus der Lieferkette schnell ein Netzwerk mit exponenziell steigender Komplexität. Zwar sind viele Prozesse inzwischen automatisiert, aber außergewöhnliche Ereignisse erfordern flexible Reaktionen.
Die heutigen, proprietären Systeme eignen sich für den Umgang mit Extremereignissen nur bedingt. An dieser Stelle kommt Cloud Computing mit seinen verschiedenen Ausprägungen ins Spiel: Die Disponenten seitens der Zulieferer und des OEM benötigen einen IT-gestützten, verlässlichen Überblick über die Gesamtsituation sowie kurze und einfache Kommunikationswege. Eine Lösung bietet eine branchenspezifische ‚Supplier Management Base‘, an die sich alle Lieferanten anbinden lassen, die in einer Lieferkette Teile zuliefern. Damit könnten alle Partner bei Bedarf auf alle notwendigen Daten zugreifen und Lieferengpässe schneller überbrücken. Eine solche Lösung könnte in einer ‚Private‘ Cloud bereitstehen und damit alle erforderlichen Sicherheits- und Verfügbarkeitsvoraussetzungen erfüllen.
Community Clouds für gemeinsame Aufgaben
In diesem Zusammenhang entwickelt sich derzeit der Begriff der ‚Community Cloud‘. Der Einsatz solcher Online-Lösungen bietet sich dort an, wo Unternehmen oder Organisationen gleiche Anforderungen und Aufgaben haben und vorhandene Infrastruktur gemeinsam nutzen wollen. Dafür ergänzen die Community Clouds bestehende Private Clouds und nutzen eine branchenübergreifende Lösung, die ein Provider für sie bereitstellt. Dieses Vorgehen verringert den Kapazitätsbedarf jedes einzelnen Teilnehmers, da IT-Ressourcen gemeinsam genutzt werden. Damit sinken Verwaltungsaufwand und Kosten. Schließlich können Unternehmen so nach und nach auf weitere Cloud-Dienste umsteigen etwa für die Zusammenarbeit während der Entwicklungsphase. Jeder Partner erhält Zugriff auf entsprechende Daten und Programme, um gemeinsam im Team zu arbeiten. Alle geschäftskritischen Daten verbleiben in der gesicherten privaten Cloud-Umgebung.
Ein deutscher Automobilbauer nutzt seit Jahren eine von T-Systems betriebene Kommunikationsplattform, die global über ein gesichertes Portal erreichbar ist. So gelingt es mit Lieferanten sowohl das Bestandsbedarfs- als auch das Bedarfskapazitätsmanagement durch einen einzigen Kommunikationsweg abzudecken. Ein Engpassmanagement informiert OEM-Disponenten rechtzeitig über bestehende oder drohende Engpässe. Lieferanten fordert das System automatisch auf, Engpässe zu beseitigen. Das System deckt auch das N-Tiermanagement ab und wird so zum unverzichtbaren Instrument im Bereich des Logistik-Controllings. Eine solche Lösung könnte als Basis für eine Community Cloud einer ganzen Branche zur Verfügung stehen.
Sicherheitsverwahrung für Daten und Systeme
Community und Private Clouds könnten sich im Bereich der Zusammenarbeit zwischen OEM und Zulieferer als Zukunftstechnologie etablieren, denn sie verbinden Datensicherheit und attraktive Lizenzmodelle mit einer hohen Flexibilität. Die Sicherheit der Unternehmensdaten wird allerdings auch in Zukunft eine wesentliche Rolle spielen, was wiederum die Nutzung von Public Clouds – trotz möglicherweise höherer Skaleneffekte – für Supply Chain-Anwendungen einschränken könnte. Einer aktuellen Studie von Price Waterhouse Coopers zufolge werden Terroristen, Piraten und Cyber-Kriminelle weltweit vernetzte Supply Chains ins Visier nehmen; der durch Hacker verursachte Schaden soll in den nächsten Jahren durch Angriffe auf IT-Systeme für Logistik deutlich steigen. Für Unternehmen kann es sich daher lohnen, ihre IT einem Hochsicherheitsrechenzentrum anzuvertrauen, um auch beim Einsatz einer flexiblen Cloud-Umgebung die höchstmögliche Sicherheit für das Hosting von Daten und Kommunikation zu erreichen.
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