Lean Mangement kann man bereits in der Produktgestaltung einsetzen. Doch während sich Prozessverbesserungen der Werkhalle häufig anschaulich visualisieren und planen lassen, finden entsprechende Maßnahmen im Entwicklungsprozess in der Regel auf einer eher abstrakten Datenebene statt.
Bild: PTC – Parametric Technology GmbH

Methoden für operative Verbesserungsinitiativen

Auch deshalb gibt es etwa bei Volkswagen eine enge Verzahnung zwischen modularen Produktbaukästen und modularen Fabriken. ‚Unterhalb‘ dieses strategischen Rahmens können operative Verbesserungsinitiativen dazu beitragen, Lean-Ideen auch in frühen Design-Phasen aufzugreifen. In solchen Projekten lassen sich etwa Instrumente etablieren, um einen Echtzeit-Überblick über den Status des Entwicklungsfortschritts und der angestrebten Ergebnisse zu erhalten. Diese Informationen stehen im Idealfall ständig zur Verfügung und nicht nur, wenn das Projekt Meilensteine oder spezielle Phasen erreicht. Die Statusinformation kann dabei neben Projektmanagement oder Führungsgremien auch einem breiteren Empfängerkreis zur Verfügung stehen, sodass sich Teams schnell auf aktuelle Situationen einstellen können. Um dabei die Umsetzung von ‚Best Practices‘ voranzutreiben, bieten sich Initiativen im Rahmen von systematischer Wissenserfassung an.

In der Entwicklung handelt es sich dabei beispielsweise um erprobte Berechnungsgrundlagen, klassifizierte Teile- und Funktionsbibliotheken sowie wiederverwendbare Elemente aus Prozessplänen oder Komponenten technischer Publikationen. Das Prozesswissen kann in Vorlagen wie Checklisten, Projektplänen und Abläufen festgehalten werden. In der Zusammenarbeit mit Fertigungs- und Lieferpartnerschaften steckt ebenfalls Potenzial für Verbesserungen: Werden externe Zulieferer und andere Abteilungen – etwa Produktionsingenieure – bereits in frühen Phasen in den Entwicklungsprozess einbezogen, können deren Kompetenzen und Kenntnisse um potenzielle Probleme früher eingebracht werden. Die Durchführung von Design Reviews bedeutet heute in der Regel die aufwändige Sammlung von Informationen zu Status und Inhalten. Die Zeitdifferenz, die durch diese administrativen Tätigkeiten entsteht, kann Probleme im Projektmanagement und in den verantwortlichen Gremien mit sich bringen, wenn der Projektstatus vom Projektbericht abweicht und eine große Anzahl an Problemen in wenigen Gremien-Sitzungen gelöst werden muss. Häufigere Design-Reviews mit laufender Problembehandlung machen diese häufig effizienter und optimieren die Problemlösung. Hierfür sind Echtzeit-Informationen jedoch unabdingbar.



Autor Dr. Rupert Deger

Vorteile durch unternehmensweites Prozessmanagement

Viele Verbesserungsinitiativen sind eng mit der Informationsarchitektur und -technologie verknüpft. Daher bietet sich in aller Regel an, den operativen Verbesserungsansätzen ein leistungsfähiges IT-Gerüst zur Seite zu stellen. Zu den Anforderungen an IT-Systeme im Rahmen von schlanken Entwicklungsinitiativen gehört zum Beispiel die Forderung nach leistungsfähiger Konstruktions- und Simulationssoftware, die den Schlüssel bei der Evaluierung von Konstruktionen und bei der Informationsbeschaffung darstellt. Damit wird es möglich, mehrere Konstruktionsoptionen zu untersuchen und zu simulieren, sodass Probleme so früh wie möglich identifiziert und Optionen so spät wie möglich ausgeschlossen werden können. Funktionen zur verteilten Zusammenarbeit und Planung unterstützen dabei die Organisation der Teamarbeit, was zu einem ‚digitalen Produkt‘ aus Modulentwicklungen verschiedener Standorte führen kann. Ein solches, unternehmensweites Content- und Prozessmanagement gestattet, durch Produkt- und Prozessinformationen aus einer Vielzahl von Quellen einen vollständigen strukturierten Satz an Produktinformation zu erstellen – also eine Stückliste im weiteren Sinn – und unterstützt deren Bereitstellung an weitere Teilnehmer auf systematische und recht sichere Art.

Dies gestattet beispielsweise die Kombination von Teilergebnissen unterschiedlicher Ingenieur-Disziplinen zu mechatronischen Produkten. Visualisierung und Modelle machen den am Entwicklungsprozess Beteiligten die virtuellen Darstellungen des digitalen Produktes zugänglich, sodass jeder den Projektstatus sowie Reifegrad erkennen sowie prüfen und kommentieren kann. Die Planung der Fertigungsprozesse und die Prozesse der technischen Dokumentation können wesentlich von angereicherten, jederzeit aktuellen Informationen profitieren, die einem kontrollierten Änderungsdienst unterliegen, um die parallelen Entwicklungsaufgaben möglichst effizient zu gestalten. Da globale Produktentwicklung in vielen Unternehmen bereits Realität ist, müssen deren Auswirkungen auf Menschen, Prozesse und Informationstechnologie weiter untersucht werden. Im Konzept ‚Lean Development‘ werden viele dieser Aspekte kombiniert, um zu einer kontinuierlichen Verbesserung der F&E-Produktivität zu kommen. Je wichtiger die Produktivität in der Entwicklungsabteilung für den Erfolg eines globalen Unternehmens wird, desto mehr Vorteile können aus der engen Verknüpfung von schlanker und globaler Produktentwicklung erwachsen.