Anreiz für Sparsamkeit: In der Regel enthalten Verträge zwischen Stromanbietern und Industriebetrieben eine spitzenlastorientierte Mehrkosten-Regelung. Auch kurzzeitige Überschreitungen der vereinbarten Abnahmemenge können sich so in erhöhten Kosten für den nächsten Abrechnungszeitraum niederschlagen – der nicht selten ein ganzes Jahr beträgt. Bild: Invensys

Pilotprojekt in der Folien-Veredelung

Eine intensive Beratungsphase zwischen Hydro und dem Systemintegrator EMP mündete schließlich in der Entwicklung einer auf der Archestra System Platform basierenden Lösung. Ein erstes Pilotprojekt zur Überwachung und Steuerung von Spitzenlasten sollte im Bereich der Folien-veredlung am Standort Grevenbroich getestet werden. Das Spitzenlastmanagement erfolgt dabei über zwei Wege: Auf Basis der erfassten Werte wird pro 15-Minuten-Intervall eine Verbrauchsprognose erstellt. Liegt diese über dem vorgegebenen Sollwert, werden Verbraucher abgeschaltet oder Generatoren zugeschaltet.

Andererseits lassen sich große Verbraucher, wie etwa Walzen, nur dann einschalten, wenn im aktuellen 15-Minuten-Intervall keine Sollwertüberschreitung durch den Einschaltstrom prognostiziert wird – das SLM-System gibt dementsprechende Schaltsignale aus. Es obliegt dann dem jeweils unterlagerten Prozess, ob diese Signale direkt zu Schaltvorgängen führen, oder ob beispielsweise ein Bediener-Eingriff erforderlich ist. Die Anforderung, ein einfaches, konfigurierbares System zur Verfügung zu stellen, erfüllte die eingesetzte Platform dank der einfachen Objekterstellung, ihrer Konfigurationsmöglichkeiten sowie der Vererbungseigenschaften. Besonders der vollständig objektorientierter Ansatz war für den Integrator die Voraussetzung für eine zukunftsorientierte Lösung des umfangreichen Anforderungskatalogs.

Dazu wurde zunächst eine umfangreiche Bibliothek an Vorlagen oder ‚Templates‘ entwickelt, die neben GLT-Einrichtungen und Energieverbrauchern auch die Regeln für das Spitzenlastmanagement abbilden. Durch Instanziierung und Konfiguration wurde dann ein Modell der Anlage erstellt, welches die gestellten Anforderungen erfüllt. Da Eigenschaften und Methoden bereits in den Templates ausprogrammiert sind, können zukünftige Erweiterungen der Anlagen in der Regel von den zuständigen Mitarbeitern ohne spezielle Programmierkenntnisse einfach und schnell durchgeführt werden.

Energiekosten-Management macht sich bezahlt

Nach nur wenigen Monaten war das Spitzenlastmanagement im Einsatz und ist nun Bestandteil des operativen Betriebs. Die einfache Konfiguration der eingesetzten IT-Plattform sowie die Erstellung einer Template-Bibliothek ermöglichte die schnelle Umsetzung des Projekts und unterstützt zukünftige Änderung von Applikationen beziehungsweise die Erweiterung des redundant ausgelegten Systems. Darüber hinaus sind die Mitarbeiter der Hydro Aluminium Rolled Products GmbH nach geringem Schulungsaufwand in der Lage, die meisten benötigten Änderungen am System selbst durchzuführen.

In Grevenbroich ist Hydro dadurch in der Lage, verschiedenste Verbrauchsdaten im Energiebereich zentral zu erfassen, zu visualisieren, auszuwerten und – wo notwendig – der Vermeidung von Mehrkosten entgegen zu steuern. So konnten seit Einführung des Systems kalkulierbare Kosten wie Stromkosten gesenkt und unkalkulierbare Kosten wie Zusatzzahlungen durch Spitzenlastüberschreitung vermieden werden.

Im Laufe der Entwicklung der Energiemanagement-Lösung durch den langjährigen Wonderware-Integrator EMP wurde auch der mögliche Bedarf einer web-basierten Darstellung der erfassten Daten und deren Analyse bereits berücksichtigt. Ausgewählten Anwendern wie Produktions- oder Betriebsleitung steht bei Bedarf mit dem Wonderware Information Server ein interaktives Berichtswesen zur Spitzenlastanalyse zur Verfügung, das per Internet oder das firmeneigene Intranet genutzt werden kann.

Partner für die Prozessautomation

Die EMP GmbH arbeitet als Planungsgesellschaft für die Prozessautomation verfahrenstechnischer Prozesse innerhalb der pharmazeutischen, chemischen und metallverarbeitenden Industrie, im Maschinen- und Anlagenbau, der Energiewirtschaft und der Kraftwerksindustrie. Das Unternehmen beschäftigt 130 Mitarbeiter an den Standorten Berlin, Bottrop, Leverkusen und Frankfurt. Bereits seit dem Jahr 1996 ist die Firma Partner der ehemaligen Wonderware GmbH – seit 2012 umfirmiert zu Invensys Systems GmbH; das Unternehmen bietet außerdem lanngjährige Erfahrung im Einsatz anderer Markenprodukte aus dem Hause Invensys Operations Management, darunter beispielsweise Foxboro, Triconex oder Avantis.