Kosten und Nutzen produktionsnaher IT

Die Kosten für die Einführung eines Manufacturing Execution-Systems können auch in Unternehmen mittlerer Größe Beträge im oberen sechsstelligen Euro-Bereich erreichen. Für eine zuverlässige Einschätzung des Amortisierungszeitraums gilt es, die über den Nutzungszeitraum der Anwendung anfallenden Kosten gegen die Nutzenfaktoren abzuwägen.



Bild: Fraunhofer IPA

Das Zusammenstellen aller Kostenfaktoren, die mit der Einführung eines Manufacturing-Execution-Systems (MES) verbunden sind, zählt zu den zentralen Voraussetzungen für eine abgesicherte Kosten-/Nutzenberechnung. Diese wird üblicherweise in der Konzeptphase eines Einführungsprojekts vorgenommen, um die anstehende Investition wirtschaftlich abzusichern. Als Orientierungshilfe für die Zusammenstellung der MES-Kosten lassen sich die mit der Systemeinführung verbundenen Kosten in einmalige und laufende Kosten untergliedern. Die einmaligen Kosten umfassen – gegliedert nach Projektphasen – folgende Faktoren:

    • Konzeptions- / Vorbereitungsphase:
      In dieser Phase stehen Aufgaben wie die Projektvorbereitung mit Projektplanung, Schwachstellenanalysen im Implementierungsbereich, Erhebung der MES-Anforderungen sowie die Durchführung erster Reorganisationsmaßnahmen an. Anfallende Kosten sind interne Personalkosten sowie gegebenenfalls externe Dienstleistungskosten.

 

    • Systemauswahlphase
      Im Mittelpunkt dieser Phase steht die Ausschreibung an MES-Anbieter für die Lieferung von Software, Dienstleistungen und bei Bedarf Hardware sowie der Auswahlprozess mit Anbieterpräsentationen und Angebotsverhandlungen. Hier fallen ebenfalls interne Personalkosten und gegebenenfalls externe Dienstleistungskosten an.

 

    • Realisierungsphase
      Die Realisierungsphase umfasst den Aufbau der eigentlichen Anwendung mit Hardware-Installation in EDV und Produktion, Installation und Customizing beziehungsweise Anpassungsprogrammierung der Software sowie die Schulung der zukünftigen Anwender. In dieser Phase fällt der größte Block der einmaligen Kosten an. Sie betreffen Hardware, Software-Lizenzen, interne Personalkosten und externe Dienstleistungskosten für Programmierung, Beratung und Schulung.

 

  • Nach Produktivstart
    Die nach dem Produktivstart entstehenden einmaligen Kosten betreffen den internen und eventuell externen Personalaufwand für Anwenderbetreuung und gegebenenfalls noch weitere Anwendungsoptimierung.

Ergänzend zu den einmaligen Kosten fallen, insbesondere nach Produktivstart, laufende Kosten an. Dazu zählen:

  • Personal: Interne und externe Personalkosten für Systembetreuung und Anwenderschulung
  • Software: Wartungskosten, Software-Lizenzen für MES und Datenbank
  • Hardware: Wartungs- beziehnungsweise, Reparaturaufwendungen, Leasingkosten
  • Allgemeine Betriebskosten wie Energie, Versicherungen oder Raumkosten

Diese Kostenfaktoren lassen sich – wie auch die einmaligen Kosten – hinreichend genau quantifizieren. Sie werden jedoch, insbesondere bei den ersten Kostenplanungen, häufig zu niedrig angesetzt. Hilfestellung bei der Ermittlung von Kosten- und Nutzenfatoren gibt auch die VDI-Richtlinie 5600 Blatt 2 ‚Fertigungsmanagementsysteme – Wirtschaftlichkeit‘, die seit Januar des Jahres 2012 als Entwurf vorliegt.