Konfigurationsmanagement erfolgreich umsetzen

Konfigurationsmangement unterstützt Produktion und Engineering durch die Spezifikation von Produktdaten und Leistungsparametern. Einführung und Betrieb entsprechender Software-Lösungen stehen jedoch im Ruf, teuer und aufwändig zu sein. Der Aufwand kann sich aber schnell auszahlen, wenn sich Kosteneinsparungen und andere Wettbewerbsvorteile durch die stringente Einhaltung von Prozessregeln erzielen lassen.

Bild: usb GmbH

Die Struktur der Informationen, die den Kern eines Produkts ausmachen, ist in jeder Phase des Produktlebenszyklus sehr unterschiedlich. Auftragsentwicklungen stellen dabei eine spezielle Herausforderung dar, da sie in der Regel im Rahmen langwieriger technischer Projekte durchgeführt werden. Dazu kommt, dass oft nur kleine Stückzahlen mit speziellen Leistungsmerkmalen und besonderen Eigenschaften produziert werden, die manchmal sogar von Einheit zu Einheit unterschiedlich sein können. Das Konfigurationsmanagement (KM) schreibt technische und administrative Richtlinien sowie Überwachungs-Mechanismen fest, um Folgendes zu erreichen:

  • Identifizierung und Dokumentierung der funktionalen und physischen Eigenschaften von Configuration Items (CI) um festzulegen, auf welche Weise ein Produkt zu fertigen ist. CI sind diejenigen Komponenten, die überwacht und gesteuert werden sollen
  • Kontrolle und Steuerung von Änderungen an CI und der zugehörigen Dokumentation
  • Aufzeichnung und Auswertung der Informationen, die für das Management der CI erforderlich sind, darunter der jeweilige Status von vorgesehenen Änderungen und der Implementierungsstatus von genehmigten Änderungen
  • Fortlaufende Überprüfung der CI, um deren Konformität mit der zu verifizieren

KM-Software spezifiziert dabei die Produktattribute und Leistungsparameter und kann damit insbesondere bei Kunden und Lieferanten dafür sorgen, dass die Prozessbeteiligten das gleiche Bild von der jeweiligen Produktkonfiguration haben. Weiterhin können Änderungsprozesse definiert und verwaltet werden, was die Effektivität örtlich verteilter Teams erhöhen und die Eingabe ungenehmigter Ad-hoc-Änderungen verhindern kann. Auf diese Weise werden die Auswirkungen jeder Änderung ständig geprüft, um unliebsame Überraschungen im Projektverlauf zu vermeiden. Mitarbeiter werden so in die Lage versetzt, Projekt-Budgets und Terminpläne einzuhalten. Die Anwendungen setzen typischerweise in der Produktentwicklungsphase ein und führen zur Erstellung einer ‘As-Designed’-Produktstruktur. Die Software kann das Produkt anschließend durch seinen Lebenszyklus begleiten, der Produktionsplanung, Produktion, Betrieb und Entsorgung umfasst.

Konfigurationsmanagement als Chance verstehen

Viele Firmen, die sich mit der Einführung oder dem Einsatz von Software für das Konfigurationsmanagement (KM) beschäftigen, widmen sich der Thematik jedoch nicht freiwillig, sondern weil es in vielen Industrienormen und -standards gefordert wird. Dabei steht die Disziplin zu Unrecht in dem Ruf, teuer und aufwändig zu sein. IT-gestütztes Konfigurationsmanagement kann eine Chance darstellen: Nicht selten stellen Unternehmen nach der Einführung entsprechender Lösungen fest, dass sich dadurch Prozesse einfacher und effektiver gestalten lassen.

Aufgabenbereiche wie das Änderungswesen lassen sich in Verbindung mit einem konsequent eingeführten KM-System vielfach klarer strukturieren. Industrienahe Untersuchungen haben ergeben, dass bei Einhaltung der im Vorfeld festgelegten Regeln und Prozesse die Zeit von der Erstellung eines Änderungsantrags bis zu seiner kompletten Durchführung auf die Hälfte reduziert werden kann. Durch das softwaregestützte ‘Festschreiben’ der zugehörigen Abläufe können demnach Einsparungen von bis zu 32 Prozent erzielt werden. Somit können sich auch Integrationskosten entsprechend schnell amortisieren. Wenn Konfigurationsmanagement als Chance und nicht als notwendiges Übel angesehen wird, sprechen eine Reihe von Gründen für die Einführung einer entsprechenden Lösung:

  • Die Möglichkeit zur lückenlosen Nachverfolgung von produktspezifischen Entwicklungsständen oder Soll-und Ist-Bauzuständen.
  • Sicherheitsmechanismen, damit die tatsächliche Konfiguration zum Zeitpunkt der Auslieferung oder Übergabe an den Auftraggeber erfasst sowie deckungsgleich mit den Informationen in der Dokumentation ist.
  • Der Verbesserung der Qualität im Betriebsablauf durch Implementierung und Kontrolle relevanter nationaler und internationaler Standards wie EN ISO 9001 oder ISO 9100.
  • Der erhöhte Überblick über das Produktins- und Prozessgeschehen, um Optimierungen vornehmen zu können, bevor sie durch externe Faktoren erzwungen werden.
  • Ausweitung der Änderungsmanagement-Funktionalitäten, um das Produkt über den ganzen Lebenszyklus hinweg begleiten zu können.
  • Die Harmonisieung von projekt- und organisationsspezifischen Prozeduren, auch unter Einbeziehung von Zulieferern.
  • Wenn entsprechende Funktionen verfügbar sind, lassen sich auf Grundlage der erfassten Daten Effizienz-Analysen für das Projektmanagement erstellen, oder eine Änderungs-Auswirkungsanalysen − etwa im Hinblick auf Funktionalität, Termine oder Kosten − vornehmen.

Diese Faktoren zielen auf eine Verbesserung des Produktes insgesamt ab und können in der Regel mit bereits vorhandenem, entsprechend geschultem Personal erreicht werden.

Projekte sorgsam vorbereiten

Wenn Projekte zur Einführung von Konfigurationsmanagement-Lösungen jedoch falsch angegangen werden, können sie viel Zeit und Geld kosten. Die Zusammenarbeit mit externen Beratern ist eine Möglichkeit, Unterstützung in relevanten Fragen zu erhalten. Projekte dieser Größenordnung beeinflussen meist das ganze Unternehmen und fast alle Prozesse. Daher ist es empfehlenswert, sich an bestehenden Standards und erprobten ‘Best Practices’ zu orientieren. Denn auch wenn jede Firma und Branche ihre eigenen Anforderungen an das Konfigurationsmanagement mitbringt, gelten für die Umsetzung von entsprechenden Projekten in Fragen wie Methodik und Software branachenübergreifend die gleichen oder ähnliche Bedingungen.

 

Zertifizierung für Konfigurationsmanagement

Die Untersuchung vorhandener Konfigurationsmanagement-Standards durch spezialisierte Fachkräfte kann bei der Projektierung von Prozessen und Software-Unterstützung helfen. Das im Jahr 2008 gegründete Configuration Management Process Improvement Center (CMPIC) in Unterföhring bietet dazu eine Configuration Management-Ausbildung (CM) mit anschließender Zertifizierung an. Das Institut arbeitet eng mit der University of Houston, Texas in den USA zusammen. Die Einrichtung wurde vor allem auf die Anforderungen der Industrie ausgerichtet. Schulungsteilnehmern soll ein umfassendes Verständnis von CM, seinen Prinzipien und Prozessen vermittelt werden. Die Ausbildung hat den Anspruch, alle Perspektiven des Configuration Management nach aktuellen Gesichtspunkten zu lehren und den Teilnehmer in die Lage zu versetzen, innerbetrieblich die Voraussetzungen zur Einführung aktueller Industrienormen schaffen zu können. Darüber hinaus soll der Blick geschärft werden, notwendige Anforderungen zu erkennen, die nicht in den Standards enthalten sind. Neben Methodik und Anwendungstheorie begleiten praktische Gruppenübungen das gesamte Kursprogramm.