Kennzahl-gestützte Produktionssteuerung

Steuerungselemente für die Fertigung

Kennzahlen aus der laufenden Produktion stellen ein wertvolles Steuerungselement dar, um die Effizienz kontinuierlich zu verbessern. Mit ihren Funktionen können gut integrierte Shopfloor-Anwendungen helfen, aus großen Datenmengen aussagekräftige und verwertbare Informationen zu generieren.

Bild: MPDV Mikrolab

Nutzgrad, Overall Equipment Effectiveness (OEE), Ausschussrate und Mitarbeiterproduktivität – das alles sind Kennzahlen, mit denen ein Unternehmen die Effizienz der eigenen Fertigung bewerten kann. Zunächst muss jedoch entschieden werden, welche die richtigen Kennzahlen sind und was zu tun ist, wenn eine Kennzahl nicht das gewünschte Ziel erreicht. Zudem gilt es sicherzustellen, dass die Datenquellen zur Berechnung der Kennzahlen zuverlässig sind. Fragen wie diese gilt es innerhalb des Themenkomplexes ‚Management Support‘ zu beantworten. Mitarbeiter in allen Unternehmensebenen brauchen belastbare Informationen etwa in Form von Kennzahlen und Auswertungen, um darauf basierende Entscheidungen zu treffen und geeignete Maßnahmen einzuleiten. Wer über den aktuellen Wissensstand und die zugrundeliegenden Zusammenhänge verfügt, hat auch die Möglichkeit, gezielt in Prozesse einzugreifen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass jede Entscheidungsebene dafür die jeweils passenden Kennzahlen und Auswertungen benötigt.

Bedarfsgerechte Informationen bereitstellen

Die Auswahl an zur Verfügung stehenden Kennzahlen ist sehr umfangreich, daher sollten diese Führungsinstrumente gezielt ausgewählt werden, um an der richtigen Stelle für die richtige Zielgruppe die entscheidenden Informationen zu liefern. Den Werker in der Produktion interessieren beispielsweise wirtschaftliche Daten in der Regel nicht, er möchte dagegen Informationen zu der von ihm erbrachten Leistung oder dem produzierten Ausschuss, weil er nur diese Werte direkt beeinflussen kann. Das Management hingegen interessiert sich für übergeordnete Kennzahlen, aus denen sich die aktuelle Produktivität und weiterführend die Wettbewerbsfähigkeit ablesen lassen. Die Unternehmensziele werden somit über Kennzahlen auf Abteilungen, Arbeitsbereiche und Zielgruppen heruntergebrochen. Auf diese Weise entsteht zum Erreichen der Unternehmensziele ein Regelkreis, der auf jeden Unternehmensbereich angewendet werden kann.

Ursache und Wirkung im Blick behalten

Um auf der Basis von Kennzahlen richtige Entscheidungen treffen zu können, braucht es eine geeignete Darstellung des Wertes und vor allem die Kenntnis der Zusammenhänge. Bemerkt ein Fertigungsleiter einen Rückgang der OEE, so kann dies aufgrund der Berechnung dieser Kennzahl unterschiedliche Ursachen haben. Um diese zu ergründen, ist ein Blick auf die Formel zur OEE nötig: Verfügbarkeit mal Qualität mal Leistung. Eine sinkende OEE kann also im Wesentlichen drei Ursachen haben: weniger Verfügbarkeit – also häufige Maschinenstillstände und somit weniger Hauptnutzungszeit als geplant oder schlechtere Qualität, also mehr Ausschuss. Als dritte Ursache kommt eine Verringerung der Leistung in Frage, was auf insgesamt längere Zykluszeiten als geplant zurückzuführen ist. Sind ausreichend Informationen vorhanden, können Verantwortliche sehr schnell einen Überblick gewinnen, welche Ursachen tatsächlich zur aktuellen Situation geführt haben, um kurzfristig und angemessen zu reagieren. Die Kennzahl OEE sowie deren Bestandteile dienen dabei einerseits der Kontrolle der Zielerreichung und andererseits der Vergleichbarkeit von Maschinen, Abteilungen oder Werken untereinander. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Basisdaten zur Berechnung der OEE jeweils identisch sind.

Wichtige Kriterien für Kennzahlen

Für eine konsistente Kommunikation über alle Unternehmensebenen hinweg müssen die jeweils genutzten Kennzahlen auf einer gemeinsamen Datenbasis aufbauen. Die mit einem Manufacturing Execution System (MES) erfassten Daten – zum Beispiel Produktionsmengen – werden daher verdichtet, mit anderen Daten kombiniert und zielgruppengerecht als Kennzahlen angezeigt. So sieht der Werker direkt die produzierte Menge und sein Meister die OEE, die daraus und aus anderen Daten berechnet wurde. Zudem ist die Aktualität der ausgewerteten Informationen von großer Bedeutung. Dabei ist zu beachten, dass manche Kennzahlen einen aktuellen Zustand abbilden und andere einen fest definierten Zeitraum betrachten. Zeitraumbezogene Kennzahlen, wie Produktivität, sind in der Regel erst nach Ablauf des jeweiligen Intervalls aussagekräftig, wohingegen Echtzeitkennzahlen zu einem beliebigen Zeitpunkt betrachtet werden können, zum Beispiel bei der Qualität. Wichtige Kriterien einer Kennzahl sind Aktualität, Nachvollziehbarkeit, Konsistenz, Eindeutigkeit und Vergleichbarkeit.