Keine Industrie 4.0 ohne Weiterbildung

In der Qualifizierung und Weiterbildung der Menschen liegt der Schlüssel auf dem Weg zur Industrie 4.0. Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech ) hat 345 Unternehmen befragt, welche Kompetenzen ihre Mitarbeiter in Zukunft benötigen. Die Ergebnisse hat das Institut im Bericht ‚Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0. Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen‘ zusammengefasst und auf der Hannover Messe Bundesministerien Wanka übergeben.

Die digitale Kluft zwischen großen und kleineren Betrieben sollte nicht zu groß werden. Und der Mittelstand sollte seine Belegschaften für den Weg in die Industrie 4.0 weiterbilden und innovative Lernlösungen nutzen. Zu diesem Fazit kommen die Autoren der ‚Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0. Erste Ergebnisse und Schlussfolgerungen‘ der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (Acatech). Der Schlüssel zu einem Plus an Arbeitsplätzen und guter Arbeit durch die sogenannte vierte industrielle Revolution liegt vor allem in der Qualifizierung und Weiterbildung der Menschen. Hier sehen die Studienautoren unter Leitung von Michael ten Hompel Nachholbedarf: Die meisten der von ihnen befragten Unternehmen sehen zwar Industrie 4.0 als Chance, haben entsprechende Technologien bislang jedoch selten in ihren Betrieben etabliert. 9,7 Prozent verfügen hingegen über eine voll digitalisierte Produktion. Gerade angesichts der zunehmenden Digitalisierung von betrieblichen Abläufen müssen die Qualifikationen der Mitarbeiter mit dem Wandel im Unternehmen korrespondieren.

Passende Weiterbildung bleibt die Ausnahme

Ebenso bieten insbesondere kleinere Unternehmen ihren Belegschaften selten spezifische Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten zu den Technologien, die dem Handlungsfeld Industrie 4.0 zugeschlagen werden: Jedes dritte große Unternehmen, aber nur jedes sechste mittelständische Unternehmen bietet spezifische Aus- und Weiterbildungsprogramme an. Auch zwischen hoch- und niedrigqualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern droht eine digitale Kluft. Industrie 4.0 bringt keine menschenleere Fabrik, sondern mehr Verantwortung für die Belegschaft, die komplexe Prozesse mithilfe digitaler Assistenten steuern. Dafür brauchen sie passende Qualifizierungsangebote – Fortbildungen für Führungskräfte allein reichen nicht aus. Während für Führungskräfte digitale Lernpfade oft zum Ziel führen, könnten Belegschaften mithilfe mobiler Endgeräte je nach aktuellem individuellem Bedarf mit Wissen versorgt werden.

Was zu tun ist

60 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihre Datenauswertung und -analyse stärken und knapp 54 Prozent ihr Prozessmanagement verbessern. Fortbildungen müssen also insbesondere diese Kompetenzen stärken. Ebenso sehen die befragten Unternehmen interdisziplinäres Denken und Handeln als unverzichtbares Rüstzeug für das digitale Zeitalter. Bereichsübergreifendes Prozess-Knowhow und Führungskompetenzen sind weitere zentrale Fortbildungsthemen. Obwohl gerade Online-Tools Inhalte rasch und kostengünstig zugänglich machen können, nutzen nur knapp 37 Prozent der großen und 18 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen E-Learning-Programme, Wikis oder Online-Kurse. Lebenslanges Lernen und Fortbildung werden wichtiger. Zudem eröffnen sich mit den digitalen Werkzeugen Möglichkeiten, auch experimentelle Wege in der Weiterbildung zu gehen und die Wissensvermittlung stärker in die betriebliche Praxis zu integrieren, etwa als Training on the job.

Projekt ‚Vorfahrt für den Mittelstand‘

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt nun mit dem neuen Konzept ‚Vorfahrt für den Mittelstand‘ die Qualifizierung und berufliche Weiterbildung für Beschäftigte in KMU. „Wir bieten den kleinen und mittleren Unternehmen gezielte Möglichkeiten, dringend benötigtes Personal zu gewinnen, und verbessern die Rahmenbedingungen. Qualifizierte Fachkräfte sind eine der wichtigsten Ressourcen des Wirtschaftsstandorts Deutschland“, sagt Bundesbildungsministerin Johanna Wanka. Zudem hat das BMBF im Jahr 2016 ein Sonderprogramm für die digitale Ausstattung überbetrieblicher Ausbildungsstätten (ÜBS) gestartet. „Wir wollen erreichen, dass in der beruflichen Ausbildung digitale Kompetenzen stärker vermittelt werden. Wenn die Fachkräfte die erworbenen digitalen Fähigkeiten an ihrem Arbeitsplatz einbringen, hilft das den Unternehmen auch beim Thema Industrie 4.0“, so Wanka. Das Thema digitale Bildung wird laut Wanka auch im Fokus des nächsten IT-Gipfels stehen.

Hintergrund zur Studie und Demonstrator:

Für ihre Kompetenzentwicklungsstudie Industrie 4.0 hat die Acatech 345 deutsche Unternehmen online befragt und begleitende Interviews mit Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft geführt. Auf der Grundlage der Zwischenergebnisse hat die Projektgruppe einen Demonstrator für die Online-Qualifizierung entwickelt. Mehr zu den mediendidaktischen Grundlagen, zu sogenannten Wissensnuggets rund um die Industrie 4.0 und Informationen zur digitalen Wissensvermittlung finden sie hier.

(Quelle:Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften/Bild:Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften)







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