Die mit dem EEC realisierte Konfigurationslösung heißt ‚Volkswagen Elektro-Anlagen Konfigurator‘ (VEAK) und unterstützt neben dem Engineering des Konzerns auch die Zusammenarbeit mit Projektdienstleistern

Zeitersparnis von bis zu 50 Prozent

Das verlangt natürlich einiges an Vorarbeit, die das Projektteam seit Ende 2009 in Zusammenarbeit mit der Planung geleistet hat: Die Vielzahl möglicher Komponenten wurde in A-, B- und C-Elemente hierarchisiert; A- und B-Komponenten müssen im Konfigurator verfügbar sein und decken rund 45 Prozent des Bedarfs ab. C-Komponenten gelten als ’nice to have‘, ob sie in den Baukasten kommen, hängt davon ab, wie häufig sie eingesetzt werden und wie schwierig sie abzubilden sind. Karosseriebauanlagen sind grundsätzlich dem Sondermaschinenbau zuzuordnen. Die richtige Größe der Module ist daher entscheidend, damit sich diese zu einem funktionalen Gesamtbild fügen lassen. Da der Projekteur die Konfiguration der Karosseriebauanlage vornimmt, muss dieser auch in letzter Instanz für das Resultat die Verantwortung tragen. Der Aufbau der Oberfläche des Konfigurators ermöglicht dem Anwender über ein integriertes Ampelsystem, die Konfiguration einzelner Module gezielt durchzuführen.

Die Vorarbeiten, die das Team mit dem Konfigurator bereitstellt, zahlen sich aus: Das Grundgerüst einer Arbeitsgruppe mit rund 300 Seiten Stromlaufplan lässt sich auf diese Weise „in zwei Stunden konfigurieren und hat einen Reifegrad von 70 bis 80 Prozent“, erläutert Strickrodt. Die verbleibenden 20 bis 30 Prozent müssten per Hand auskonstruiert werden. Dies geschieht, wie für Konstruktionsfirmen bei Volkswagen gewohnt, in Eplan Electric P8. Um in diesem Arbeitsschritt gezielt zum Ergebnis zu gelangen, werden Anleitungen bereitgestellt; wenn der Konstrukteur sich daran hält, hat er nach Angaben des Automotive-Ingenieurs einen nach Prüflauf korrekten Stromlaufplan. „Zulieferer bestätigen uns in einer aktuellen Umfrage: Der VEAK bringt rund 50 Prozent Zeitersparnis“, sagt Strickrodt. Bei Überprüfung und Nachkontrolle der Schaltungsunterlagen zahle sich die höhere Qualität der automatisch erzeugten Stromlaufpläne bereits aus.

Neues Prozessmodell bietet erhebliche Vorteile

Mit dem Konfigurationswerkzeug werden Leitplanken zur Einhaltung von Konstruktionsvorgaben abgebildet, was wiederum die Schwelle zum Eintritt in Projekte reduzieren kann, die nach Vorgaben der Volkswagen-Standards abgewickelt werden. Ziel ist es, die Komplexität für die Anlagenkonstruktion zu reduzieren, den Markt der möglichen Auftragnehmer zu erhöhen und so insgesamt mehr Flexibilität im Anlagenbau zu erreichen. Das deckt sich mit der Konzern-Strategie, Produktionsanlagen zu modularisieren und zu standardisieren. Aktuell wird die Lösung in den Projekten für die Werke in Puebla, Bratislava, Emden und Zwickau eingesetzt. Vorausgehend werden Firmen in einem zweitägigen Workshop mit dem Tool vertraut gemacht.

„Am ersten Tag zeigen wir, was der Baukasten kann, wie die Oberfläche strukturiert ist und wie Stromlaufpläne in Eplan Electric P8 entstehen; am zweiten Tag arbeiten die Workshop-Teilnehmer selbständig mit dem Baukasten, und am Ende sammeln wir Rückmeldungen zur Optimierung des VEAK“, beschreibt Strickrodt. In jedem neuen Karosseriebau der Marke Volkswagen soll das System beim Auftragnehmer Anwendung finden. Wichtig für die Etablierung sind Referenzprojekte wie die neue Karosseriebauanlage in Puebla, die rund 350 Roboter in cirka 50 Arbeitsgruppen umfasst. Jede Arbeitsgruppe enthält bis zu zwölf Roboter mit bis zu 300 Seiten Stromlaufplan. 50 Arbeitsgruppen erfordern also rund 15.000 Stromlaufplanseiten. Fragt man die Anwender über die Zufriedenheit und Potenziale reagieren diese in der Regel positiv.

Vorbereitung für globale Verfügbarkeit

Als Ziel gibt das VEAK-Team an, zu einem festen Bestandteil der Planung Anlagenelektrik zu werden – und zukünftig für die Konstruktion aller Neuanlagen berücksichtigt zu werden. Dafür sind gesicherte Schnittstellen für die Kommunikation mit Zulieferern nötig. Bereits im Jahr 2013 soll der Baukasten daher als webbasierter Konfigurator eingesetzt werden. So können künftig Releases und Updates einheitlich auf einem Zentralserver vorgenommen werden, einer globalen Verfügbarkeit steht damit nichts im Wege. Außerdem soll das Konfigurationswerkzeug zeitnah um die Disziplin ‚Software‘ erweitert werden, damit auch SPS-Programme für Karosseriebauanlagen automatisch generiert werden können.

Grundsätzlich bietet die eingesetzte Engineering-Software die Technologie, um alle projektspezifischen Unterlagen wie Angebote, Stücklisten, 3D-Modelle, Schaltpläne oder Software automatisch zu erzeugen. „Wir haben eine Revolution des Elektroengineering in den Händen, die wir mit einem starken Partner wie Eplan entschieden vorantreiben“, erklärt Strickrodt.