Komplette Arbeitsprozesse gestaltet

Jeder Fertigungsstand ist dokumentiert

Die Konstrukteure der Strikowestofen Group entwerfen Industrieöfen für Kunden aus aller Welt. Global arbeiten über 40 Projektleiter, Konstrukteure und Elektrokonstrukteure in dem Unternehmen. Vor knapp zehn Jahren führte das Unternehmen die 3D-Konstruktion ein.

Bild: StrikoWestofen GmbH
Bild: StrikoWestofen GmbH

Mit der 3D-Konstruktion zogen in dem Unternehmen mit Hauptsitz in Gummersbach neue Anforderungen an das Produktdatenmanagement ein. Nun war eine Software mit weiterreichenden Funktionen erforderlich – zum nachvollziehbaren Ein- und Auschecken von Baugruppen und zur Abbildung komplexer Produktionsworkflows. Gewählt wurde Pro.File der Procad GmbH, das auch die Firma Cideon (welche die Autocad-Landschaft bei Strikowestofen seit langem betreut) als Procad-Partner gut kennt. Christian Müller ist Auftragskonstrukteur und CAD-Key-User im Bereich Strikomelter bei Strikowestofen. Sobald er nun eine Inventor-Baugruppe aus dem PLM-System öffnet, werden alle Teile der Gruppe gesperrt und auf seine lokale Festplatte ausgecheckt. Dort arbeitet er dann mit allen Funktionen von Inventor in der oberen Baugruppe. Alle Änderungen werden anschließend im PLM gespeichert. In dem Fall, dass bereits ein anderer Konstrukteur an der Baugruppe gearbeitet hätte, wäre ein ‚Check-out‘ nicht möglich gewesen. Auf diese Weise vermeidet das System Änderungskonflikte.

Früher keine Sperrung

Früher gab es diese Sperrung inklusive Schreibschutz nicht und die Konstrukteure arbeiteten direkt auf der Datenbank. Wer eine Unterbaugruppe öffnete, konnte sie nach Belieben ändern, obwohl sie im PDM-System freigegeben war. So kam es immer wieder zu Bearbeitungskonflikten, Dateistände wurden unwissentlich überschrieben. Im 2D-Umfeld war das kein Problem, weil es dort nur oberflächliche Dateien gibt: eine Zeichnung gleich eine Datei. Fertiggestellte Baugruppen mussten die Konstrukteure zudem sehr zeitaufwendig synchronisieren, dass heißt die Daten zwischen Inventor und Klio abgleichen. „In Inventor hingegen ist jedes Teil ein eigenständiges Dokument“, erklärt Müller, „dafür braucht man ein 3D-fähiges PDM/PLM-System“.

Teile wiederverwenden

Besonders wichtig für die Konstruktion von neuen Öfen ist für Christian Müller eine PLM-Funktion zur Wiederverwendung von Teilen und Baugruppen. „Bei einem neuen Ofen geht man von einer vorhandenen Konstruktion aus und erstellt eine Kopie eines bereits fertigen Ofens. Alle unveränderten Teile werden einfach wiederverwendet. Es wird also, wann immer möglich, auf bestehende Konstruktionen zurückgegriffen. Nur Teile oder Komponenten, die tatsächlich verändert werden, sind anzupassen. Das Modul ‚Managed Copy‘ kopiert aber nicht nur die CAD-Struktur, sondern auch alle Zeichnungen und passt dabei automatisch die Schriftfelder an. Bei unseren teilweise sehr großen Baugruppen erspart dies viel Routinearbeit“, sagt Müller.

Christian Müller ist Auftragskonstrukteur und CAD-Key-User im Bereich Strikomelter bei Strikowestofen. Das PLM-System erspare viel Routinearbeit, sagt er. (Bild: Procad GmbH & Co. KG)
Christian Müller ist Auftragskonstrukteur und CAD-Key-User im Bereich Strikomelter bei Strikowestofen. Das PLM-System erspare viel Routinearbeit, sagt er. (Bild: Procad GmbH & Co. KG)

Ablage und Workflows

Neben dem gesicherten Ein- und Auschecken ging es dem Unternehmen darum, seine Arbeitsabläufe im PLM-System sauber abzubilden. Für jedes Produkt haben die Konstrukteure entsprechend der in den Inventor-Baugruppen vorgegebenen Ordnerstruktur einen Ordner im PLM-System angelegt. Die Ordner wurden mit Zeichnungen und fertigungsbegleitenden Unterlagen gefüllt. Workflows starten in der Regel mit einem Auftragseingang. Für Aufträge zuständig sind die Projektleiter, die mit Einkauf und Kunden kommunizieren. Jeden neuen Auftrag legen sie im ERP Navision unter einer Fabriknummer an, die anschließend an das PLM-System übertragen wird. Mit ihr werden die Metadaten des Auftrags (zum Beispiel Kunde und Produkttyp) übermittelt. Die Fabriknummer stellt in der weiteren Abfolge einen sogenannten ‚Auftragsordner‘ dar. Der Auftragskonstrukteur erhält mit Anlegen des Auftragsordners die Spezifikation zum Auftrag. Nach Erhalt dieser Spezifikation kopiert er zunächst die Projektstruktur aus dem Produktordner und füllt anschließend den Auftragsordner mit Leben. Im Produktordner sind alle standardisierten technischen Unterlagen für ein bestimmtes Produkt von Strikowestofen verknüpft wie Zeichnungen, Stücklisten, technische Unterlagen, Berechnungen et cetera. Dieser dient somit als Kopie-Vorlage für den Auftragsordner. Daher müssen die Unterlagen im Produktordner immer auf dem neuesten Stand sein. Georgios Petsidis, Auftragskonstrukteur und CAD-Key-User für Dosier- und Niederdrucköfen, sagt: „Die Projektstruktur ist ein sehr mächtiges Tool. Dokumentationen und Betriebsanleitungen, Elektroschaltpläne der E-Konstruktion, Ersatzteilkataloge oder Hydraulik- und Pneumatikpläne von externen Lieferanten legen wir dort ab.“

Vom Produktordner getrennt

Im Produktordner sind also stets die neuesten Stände der Zeichnungen dokumentiert. Im Auftragsordner hingegen wird dargestellt, was tatsächlich gebaut wurde. Es ist so, dass fast jeder Kunde zum Standardprodukt Extrawünsche hat. Diese gilt es dann in Inventor zu konstruieren und mit dem Auftragsordner zu verknüpfen. Georgios Petsidis: „Wenn im Produktordner eine Zeichnung revisioniert wurde, hat dies keine Auswirkungen auf die Fabriknummer – genauso wollten wir es haben.“ Procad hat daher programmiert, dass man Ordner mit Strukturen kopieren kann. Ist der Auftrag fertig zusammengestellt, werden die Zeichnungen an die Fertigung übermittelt. Dies hält Strikowestofen terminlich in dem so genannten ‚Zeichnungsverzeichnis‘ fest, eine Liste, die Fertigungsstände eines Produktes dokumentiert. Georgios Petsidis sagt: „Über das Zeichnungsverzeichnis weisen wir nach, wann welche Zeichnung in welcher Version zum Kunden beziehungsweise an die Fertigung geschickt wurde. Es dient damit der Beweisführung des gesamten Prozesses vom Auftragseingang über die Konstruktion bis hin zur Fertigung.“ So hat Strikowestofen im PLM-System eine exakte Dokumentation dessen, wie jeder Auftrag abgewickelt wurde. Das PLM dient in diesem Sinne als Product Data Backbone, welches Aufgaben und Versionsstände von Dokumenten zu jedem Zeitpunkt eines Auftrags nachvollziehbar macht und archiviert. Nach und nach will StrikoWestofen alle Abteilungen auf das System zugreifen lassen, neben den Projektleitern und Konstrukteuren zusätzlich Vertrieb und Einkauf. Denn auch diese benötigen mitunter Dokumente aus der Konstruktion wie Verkaufs- und Angebotszeichnungen sowie 3D-Daten.