Für die Herstellung hochwertiger Legierungen wird neben der Verwendung angelieferter Rohstoffe auch auf Materialienbestände aus früheren Produktionsgängen zurückgegriffen. Bild: Wieland Edelmetalle

Preislogiken und Kuppelprodukte flexibel verwalten

Neben der Abbildung der unterschiedlichen Fertigungs- und Recyclingabläufe besteht eine weitere Herausforderung für die Unternehmenssysteme darin, den Wert- und Materialfluss in den Betrieben zu harmonisieren. Denn durch wechselnde Edelmetallzuschläge, komplexe Preisfindungslogiken und die vielen Kuppelprodukte kann schnell der Überblick verloren gehen. „Unser klares Ziel war daher auch die Transparenz zu steigern, schneller die Ist-Situation auswerten und dadurch fundierte Entscheidungen treffen zu können“, erläutert Geschäftsführer Karle. Gleichzeitig sollten Webshop, Business Intelligence-Software (BI) und Streckengeschäft ohne den Rückgriff auf zu aufwändige Schnittstellen an die neue Geschäftssoftware angebunden werden können.

Nach einem intensiv geführten Auswahlverfahren entschied sich der Medizintechnikbetrieb für das Enterprise Resource Planning-System (ERP) Microsoft Dynamics Nav. Für die Chargen- und Seriennummernverwaltung, Gebindelogistik, Qualitätssicherung und Rezepturverwaltung kommt die Branchenlösung Yaveon Probatch der Yaveon AG aus Würzburg zum Einsatz. Die Abbildung unternehmensübergreifender Prozesse sowie die Datenübergabe an den Webshop übernehmen in Dynamics Nav integrierte Lösungen. Die im System vorhandenen Schnittstellen zu dem Dokumentenmanagement-System Easy Archiv und der BI-Lösung Qlikview erleichtern die Anbindung von Analyse- und Archivsoftware.

Legierungsprogramm ergänzt Rezepturfertigung

Auch bei der Software-Unterstützung für die Fertigungslogistik galt es Herausforderungen zu bewältigen. Jeder Kundenauftrag wird bei Wieland Edelmetalle zu einem Fertigungsauftrag, in der Planung können diese aber nach Arbeitsgängen zusammengefasst werden, sodass beispielsweise Vorlegierungen für mehrere Aufträge hergestellt werden können. Für die Herstellung der Edelmetalllegierungen kommt neben dem normalen Rezepturfertigungsmodul noch ein Legierungsprogramm zum Einsatz. Mit dieser Anwendung werden die für die Fertigung nutzbaren Bestände angezeigt. Denn bei vielen Herstellprozessen bleiben Legierungen übrig, die später wieder in anderen Fertigungsaufträgen verwendet werden können. Dazu muss das System die vorhandenen Restmaterialien auf ihre Verwendbarkeit hin analysieren. Das Legierungsprogramm erkennt dann die für die Schmelze geeigneten Chargen und schlägt dem Anwender die passenden Rohmaterialien vor. Je nach Auswahl der Chargen durch den Produktionsmitarbeiter entstehen so eine dynamische Stückliste und Herstellvorschrift.

Dynamische Herstellvorschrift reagiert auf Warenbestand

Zu der Herstellvorschrift gehören nach dem Schmelzen noch Stanzen, Walzen oder Ziehen. Das System berücksichtigt auf Lager befindliche Überschüsse und berechnet den genauen Werteabfluss beim Verbrauch der Lagerbestände in der Produktion. „Nur durch die vor und mitlaufende Kalkulation ist es möglich stets eine korrekte Edelmetallbilanz zu erstellen“, sagt Klas Storch, zuständig für das Controlling bei Wieland Edelmetalle. Ein wichtiges betriebswirtschaftliches Ziel ist nach seinen Angaben, den Edelmetall-Bestand konstant zu halten. Denn nur mit einer ausgewogenen Bestandsplanung lässt sich auf der einen Seite die Kapitalbindung so gering wie möglich halten, damit sich Kursänderungen bei Einkaufs- und Verkaufspreise nicht auswirken, und auf der anderen Seite eine durchgehende Lieferfähigkeit wahren. Im Laufe der Systemumstellung wurden auch die Abrechnungen mit Zu- und Abschlägen für die Edelmetalle in hohem Maße automatisiert. „Dass hier kaum noch manuelle Buchungen vorzunehmen sind, erleichtert die Arbeit ungemein“, sagt Storch.