Balance und Souveränität

Im Bereich der Rahmenbedingungen für die Industrie 4.0-Wirtschaft in Deutschland im Jahr 2030 ist Szenario eins ‚Balance von Mensch, Technik und Staat als Basis für den Erfolg‘ am wahrscheinlichsten und erstrebenswert. Wenn diese Situation eintritt, führt die Gestaltungsoption vier ‚Souveräner Global Player‘ zu einer besonders vorteilhaften Position Deutschlands im globalen Wettbewerb. Um resultierende Chancen zu nutzen, schlagen die Autoren fünf Stoßrichtungen vor:

Akzeptanz fördern: Industrie 4.0 führt zu einer tiefgreifenden Veränderung der Arbeitswelt. Um diese zum Wohle aller Beteiligten zu gestalten, muss ein gemeinsames Verständnis über die Ziele und Möglichkeiten von Industrie 4.0 und den Weg zu Industrie 4.0 vorliegen. Kompetenzen ausbauen: Industrie 4.0 beruht auf der evolutionären Weiterentwicklung von Technologie, Organisation und Arbeit in Hinblick auf eine grundlegende neue Gestaltung der industriellen Wertschöpfung. Hierzu sind bestehende Kompetenzen aus- und neue Kompetenzen zeitgerecht aufzubauen. Innovationssystem verbessern: Das Innovationssystem umfasst alle Akteure, Organisationen und Techniken, die am Zustandekommen von Innovationen beteiligt sind. Industrie 4.0 stellt vielfältige und hohe Anforderungen an das Innovationssystem. Kollaboration ermöglichen, Geschäftsmodelle gestalten: Industrie 4.0 und die damit einhergehende dynamische Entwicklung der globalen Wettbewerbsarena verlangt neue Formen der Zusammenarbeit, der Wertschaffung und der Wertaneignung.Kompetenzen vermarkten, Marke pflegen: Mit Industrie 4.0 ist es Deutschland gelungen, insbesondere im asiatischen Markt eine Marke verbunden mit einer hohen Kompetenzerwartung zu etablieren. Diese insbesondere für die Ausrüsterindustrie sehr günstige Positionierung muss ausgebaut werden. Diese Stoßrichtungen stehen für die Konsequenzen zur Gestaltung des Industrie 4.0-Standortes Deutschland und geben Impulse zur Erarbeitung von Visionen im Sinne von Zukunftsentwürfen.



Kritische Fokusthemenfelder weisen Handlungsbedarf auf. Bild: Acatech


Passgenau handeln

Die strategischen Stoßrichtungen boten dem Projektteam gleichfalls Orientierung bei Entwicklung zentraler Parameter für die Entwicklung des Produktionsstandortes Deutschland sowie der Umsetzung einer Leitanbieterschaft. Zusammengefasst wurden die Punkte in 44 Handlungsempfehlungen, die detailliert beschrieben wurden. Einige davon werden folgend exemplarisch aufgeführt.

Risikoarme Vernetzung

Risikoabschätzungen hinsichtlich der digitalen Vernetzung sind noch nicht hinreichend bekannt. Daher empfiehlt sich ein zweistufiges Vorgehen: Zunächst sollten kritische Systeme nur innerhalb der Fabrik vernetzt und nicht mit dem Internet verbunden werden. Zahlreiche Potentiale können in dieser Stufe bereits ausgeschöpft werden. Später, wenn sich ausreichende Sicherheitstechnologien etabliert haben und die Risiken bekannt sind, kann eine Kopplung mit externen Netzen angestrebt werden.

Digitale Souveränität

In zentralen Technologiefeldern, Diensten und Plattformen sind eigene Fähigkeiten auf Spitzenniveau erforderlich. Gleichzeitig müssen Wirtschaft und Zivilgesellschaft zwischen Partnern entscheiden können. Abhängigkeiten von zugekauften Technologien müssen identifiziert und der Grad der Nachprüfbarkeit dieser Technologien etwa in Bezug auf Verschlüsselungsverfahren versus ‚Black-Box‘-Chips ermittelt werden.

Resilience by Design

Resilience ist die Funktion eines Systems, den Betrieb auch bei Störungen aufrechtzuerhalten oder möglichst rasch in einen funktionsfähigen Zustand zurückzuführen. Ziel muss eine dedizierte Entwicklungsmethodik zur durchgehenden Berücksichtigung des Designaspekts Resilience sein. Es gilt den langfristigen Mehrwert von Resilienz für die Gesellschaft aufzeigen, Anreize für Unternehmen zu schaffen, deren Resilienz zu erhöhen und Meldepflichten im Sinne eines Frühwarnsystems einzuführen.

Industrie 4.0 als Marke

Industrie 4.0 hat sich weltweit als Marke etabliert. Deutsche Anbieter von Industrie 4.0-Lösungen können hiervon profitieren, wenn die Assoziationen zu Industrie 4.0 in den Zielmärkten weiterhin positiv sind. Daher bietet sich eine Marketingstrategie an, die beschreibt, wer mit welchen Zielen und Mitteln welche Zielgruppen anspricht, wie die vielschichtigen Initiativen und Aktivitäten in Deutschland zu orchestrieren sind und wie eine wirkungsvolle und schlanke Arbeitsorganisation zur Umsetzung der Marketingstrategie zu gestalten ist.

Mehr zu den 44 Handlungsempfehlungen finden sich auf der Homepage zum Projekt.







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