Positive Effekte weltweit
Bei der Erfassung der länderspezifischen Rahmenbedingungen stießen die Autoren auf eine Reihe von marktübergreifenden Effekten bei Industrie 4.0-Initiativen. Sie konnten drei wesentliche globale Treiber und vier globale Herausforderungen identifizieren.
Nachhaltigkeit: Das Streben nach höherer Energie- und Ressourceneffizienz führt weltweit zur Einführung von Industrie 4.0-Lösungen. Die Beweggründe für nachhaltigere Produktionen unterscheiden sich deutlich im weltweiten Vergleich: Während in Deutschland bei dem Einsatz nachhaltiger Technologien mittlerweile vor allem ideologische Aspekte im Vordergrund stehen, liegt der Fokus weltweit vor allem auf Kostenersparnissen und der Vermeidung von Ressourcenengpässen. Insbesondere in Ländern mit einem bereits hohen Level an Energie- und Ressourceneffizienz kann Nachhaltigkeit als Verkaufsargument für Industrie 4.0-Lösungen gelten.
Benutzungsfreundlichkeit: Der demographische Wandel ist eine Herausforderung, der sich viele Industrienationen weltweit stellen müssen. Aspekte von Industrie 4.0 werden als Möglichkeit gesehen, die Benutzungsfreundlichkeit und Ergonomie von Arbeitsplätzen in der Industrie zu verbessern und damit auch künftig effektiv und effizient zu produzieren. Auf der anderen Seite können Anforderungen an die Qualifikation von Mitarbeitern durch digitale Unterstützung zurückgeschraubt und ein Training On-the-Job für gering- oder unqualifizierte Mitarbeiter ermöglicht werden. Insbesondere in einigen asiatischen Ländern wird dies als Treiber für den Einsatz von Industrie 4.0 gesehen. In Deutschland hingegen gilt eine bessere Benutzungsfreundlichkeit als Möglichkeit zur Erhöhung der Transparenz und zur Entscheidungsbefähigung des Werkers.
Zusammenarbeit: Der technologische Fortschritt in der vernetzten, virtuellen Kollaboration in Kombination mit innovativen Mensch-Maschine-Schnittstellen ermöglicht neue Formen der Zusammenarbeit innerhalb von Unternehmen und darüber hinaus. Daraus resultierende Innovationen werden als Treiber von Industrie 4.0 angesehen. Neue Formen der Zusammenarbeit tragen im Wesentlichen zur Steigerung der Effizienz des Overheads bei und sorgen damit für eine bessere Ausschöpfung des vorhandenen Potentials. Die neunte Ausgabe von Rockwell Automations „State of Smart Manufacturing“ Report liefert Einblicke in Trends und Herausforderungen für Hersteller. Dazu wurden über 1.500 Fertigungsunternehmen befragt, knapp 100 der befragten Unternehmen kommen aus Deutschland. ‣ weiterlesen
KI in Fertigungsbranche vorn
Weltweite Hemmnisse
Sicherheit: Industrial Security ist weltweit ein Hemmnis für die Vernetzung von Geräten und Maschinen sowie die Einbindung in externe Netzwerke. Doch wenngleich als Herausforderung erkannt, konnten bislang weltweit noch keine umfassenden Lösungen gefunden werden. In der Konsequenz entstehen zweistufige Vernetzungsstrategien, die zunächst den Datenaustausch in einem abgeschlossenen Netz ohne Anbindung an das Internet vorsehen, zum Beispiel innerhalb einer Fabrik, und erst im zweiten Schritt die Vernetzung mit externen Partnern. Zur Bewertung dieser Risiken wird ein großer Bedarf nach einer strukturierten Risikoabschätzung gesehen.
Standards, Migration und Interoperabilität: Frei nach dem Motto ‚Better done than perfect‘ gilt bei Standardisierung, dass Geschwindigkeit Perfektion schlägt. Denn erst weltweit etablierte Standards machen eine erfolgreiche Implementierung der verschiedenen technologischen Aspekte von Industrie 4.0 möglich. Damit Investitionen in entsprechende Lösungen zukunftssicher sind, bedarf es zudem Standards, welche die Upgrade-Fähigkeit von Komponenten und Software sicherstellen. Startups und KMU können die Implementierung von Industrie 4.0 vorantreiben und zu vielfältigen Lösungen beitragen, aber erst offene, interoperable Standards öffnen ihnen den globalen Markt. Das Manufacturing Execution System (MES) HYDRA optimiert Produktionsprozesse für Fertigungsunternehmen, um Wettbewerbsvorteile zu erzielen. ‣ weiterlesen
MES-Integrator und 360-Grad-Partner für optimierte Fertigung
Geschäftsmodelle: Industrie 4.0 wird neue Geschäftsmodelle in der Industrie ermöglichen. Entsprechende Best Practices sind derzeit aber noch rar. Impulse für neue Geschäftsmodelle sind von Startups zu erwarten. Allerdings mangelt es noch an einem vitalen Startup-Ökosystem und Befähigern, insbesondere Plattformen und Plattformstrategien für die Produktion, wie sie im B2C-Bereich bereits anzutreffen sind.
Marke Industrie 4.0: Die hohe politische Priorisierung, ein intensives Marketing und Deutschlands weltweite Führungsposition in der Produktionstechnik haben den deutschen Begriff Industrie 4.0 mittlerweile zu einer globalen Marke werden lassen. Insbesondere die asiatischen Länder verfolgen die deutsche Initiative und ihre Fortschritte intensiv. Um nun Nutzen aus dieser Marke ziehen zu können, gilt es, ‚den Worten Taten folgen zu lassen‘. Es müssen zeitnah technische Lösungen entwickelt, Demonstratoren aufgebaut und entsprechende Produkte auf den Markt gebracht werden. Die zentrale Fragestellung wird dabei lauten: Kann Deutschland Internet? Eben hiervon muss das Ausland überzeugt werden, damit Deutschland die Marke Industrie 4.0 weiter etablieren kann.