Der Kundennutzen wird zukünftig vermehrt durch Software erzeugt und als Leistung verkauft. Bild: Fraunhofer IPA

Eingebettete Systeme

Der bereits weit fortgeschrittene Einzug der eingebetteten Systeme im Maschinenbau bestätigt dies und wird durch deren Vernetzung den Einfluss der IT noch verstärken. Disruptive Änderungen finden beim Maschinenbau hingegen nur selten statt: Das heißt, dass bestehende Technologien eher in Ausnahmefällen und Geschäftsmodelle fast gar nicht grundlegend erneuert werden. Überdies wird auf die kontinuierliche Weiterentwicklung bewährter Technologien und Leistungsangebote gesetzt. Nutzungskonzepte wie Leasing, Kapa-Sharing und Pay-per-use werden zwar seit längerem diskutiert, konnten sich jedoch nicht in der Breite durchsetzen.

In Zukunft könnten sich aus den sich abzeichnenden Veränderungen nach Angaben der Studienteilnehmer verschiedene Entwicklungstendenzen in den Branchen ergeben. Einige Maschinenbauer werden die Notwendigkeit zur Aneignung vermehrter IT-Kompetenz erkennen und somit stückweise selbst zum Software-Anbieter werden. Hierzu werden sie die entsprechenden Kapazitäten selbst aufbauen und maschinennahe Software verstärkt selbst entwickeln. Im Bereich maschinennaher Softwaresysteme entsteht dabei in Teilbereichen eine direkte Konkurrenz zu heutigen IT-Unternehmen. Beispielsweise bieten einige Maschinenbauer eigene Manufacturing Execution System-Funktionalitäten zur Einbindung ihrer Fertigungsanlagen in die übergreifende Unternehmens-IT des Kunden.

In Märkte eindringen

Andererseits bietet sich für IT-Unternehmen vermehrt die Möglichkeit in konventionelle Marktsegmente des Maschinenbaus einzudringen. Teilweise zeichnen sich solche Trends bereits ab, wie die Entwicklung eines eigenständig fahrenden Autos durch Google beweist. Vor allem aufgrund der flexiblen Strukturen könnten IT-Unternehmen in maschinenübergreifenden Anwendungen in den Maschinenbau vordringen. Die Frage nach den Differenzierungsmöglichkeiten der Anbieter und der notwendigen Ausgestaltung von Kooperationen bleibt noch zu beantworten. Entscheidend wird es sein, die Veränderung der Marktsituation zu erfassen und neue Chancen zu finden. Dies wird in einigen Fällen die Anpassung der eigenen Schlüsselressourcen und Kernkompetenzen erfordern, um den am Markt platzierbaren Nutzen zu erzeugen.

‚Vorsprung sichern‘ reicht nicht

Allein die Sicherung des technologischen Vorsprungs wird zukünftig wohl nicht mehr ausreichen, um sich hinreichend vor möglichen Wettbewerbern zu schützen. Das Überdenken der eigenen Geschäftsmodelle wird dabei stärker in den Betrachtungsfokus rücken. Während die Prozesse der Produktentwicklung bei den meisten Befragten große Berücksichtigung finden, gibt es bei der systematischen Entwicklung künftiger Geschäftsmodelle heute noch Defizite. Eine stärkere Vernetzung von Prozessen, die zunehmende Digitalisierung sowie die Personalisierung von Produkten und Dienstleistungen werden die innerbetriebliche Komplexität treiben. Strategische Partnerschaften können dabei helfen, die mit den neuen Anforderungen verbundenen Komplexitätssteigerungen entsprechend den vorhandenen Kompetenzen optimal zu verteilen. Die vierte industrielle Revolution wird allgemein und branchenunabhängig neue Möglichkeiten für innovative Geschäftsmodelle schaffen. Denjenigen, denen es gelingen wird, diese zu erkennen und in Wettbewerbsvorteile umzusetzen, werden ihre Position am Markt stärken können – egal ob IT- oder Maschinenbau-Branche.