Konsistente Modelle für kundenspezifische Derivate

Die Software wird im Rahmen des Projektes zum Beispiel für die Erstellung des Basiskonzeptes sowie die modulare Produktentwicklung, die Kollaboration zwischen den Projektbeteiligten, für vorlagerte Produktanalysen, Fertigungsprozess-Management sowie das Service Lifecycle Management eingesetzt. Um Fahrzeug-Derivate mit immer geringerem Aufwand entwickeln zu können, war die Fähigkeit der PLM-Plattform entscheidend, konsistente, mathematisch eineindeutige Modelle bereitstellen zu können. Dabei sorgt das zentrale Repository der Lösung als ’single source of truth‘, auf welche der Anwender weltweit über Browser zugreifen kann, dafür dass nur eine ‚Datentonne‘ existiert, die den gültigen Stand der sich in Entwicklung, Produktion oder Service befindlichen Bauteile abbildet. Das vermeidet Versions- und Geometriekonflikte und bildet die Grundlage für Versions- und Change-Management. Da anders als bei vielen OEM-Zulieferer-Beziehungen die Streetscooter-Partner Know-how auf ihren Autorensystemen mitbrachten, stand der PLM-Anbieter – zugleich Mitglied der LEG Gesamtfahrzeug – in der Pflicht, eine Infrastruktur aufzusetzen, um die Partner mit ihren unterschiedlichen Systemen wie NX, Solidworks, Catia oder Creo zu integrieren. Die Konsolidierung erfolgt in der Software-Umgebung mithilfe der Multi-CAD-Designwerkzeuge der CAD-Lösung des Anbieters. Bei der folgenden Einbindung der Partner in ihre LEG-Entwicklungsprozesse erhielt jeder Anwender einen abgesicherten Arbeitsbereich und die LEGs entsprechende Projekträume, um eine VPN-gesicherte Kollaboration zu ermöglichen. Anschließend wurde die Struktur in den Kontext einer modularen Produktarchitektur überführt.

„Das war ein Meilenstein, denn das versetzte uns in die Lage, sehr schnell neue Fahrzeugvarianten ableiten zu können“, erklärt Markus Hannen, technischer Direktor bei PTC und mitverantwortlich für das Projekt in der Startphase. Der erste Prototyp, ein dreisitziges Modell namens Compact, war bereits nach einem Jahr fertig und wurde auf der Automobilausstellung IAA 2011 in Frankfurt gezeigt. Wenig später erfolgte eine Anfrage der Post nach einem Elektrofahrzeug für Auflieferungen. Gemäß den Anforderungen für ein Nutzfahrzeug wurde die Modularchitektur nun um eine Plattformarchitektur erweitert. Der Prototyp des Kastenwagens der Post war bereits auf der IAA Nutzfahrzeuge 2012 in Hannover zu sehen. Für die angelaufene Produktion der Test-Fahrzeuge wurden die Fertigungsprozesse, ebenfalls im Kontext der modularen Produktstruktur, in die PLM-Anwendung integriert. „Mit der OEM-Zuliefer-Umgebung haben wir ein Konzept etabliert, bei dem die Struktur der Träger aller relevanten Informationen ist und in einer Art modularer Wissenssynthese das integrale Basiswissen über das Produkt bereitstellt.“, schildert Hannen. Es sei jetzt auch relativ einfach, das Ausscheiden eines Zulieferers und dessen Neuaufnahme im Netzwerk auszubalancieren und etwa Implikationen für Kosten oder Compliance zu ermitteln. Ein weiterer wichtiger Punkt zur Erreichung der Effizienzsteigerungen sei, dass mit dieser Struktur die Zusammenführung der parallel laufenden Kreativprozesse zum vollständigen Fahrzeug zeitlich im Entwicklungsprozess nach vorn verlagert werden kann. So könne ein funktionsfähiges Produkt zu beliebigen Zeitpunkten abgeleitet werden, während das generische Produkt weiterentwickelt werde.

Optimierung des Fahrzeugs zu einem frühen Zeitpunkt

Im Sinn einer ganzheitlichen Erstellung des Produkts mit einem vollständigen Product Lifecycle-Management wird als nächster Schritt das SLM-Modul mit Servicedienstleistungen wie Montageanleitungen, Handbüchern, aber auch der Rückkopplung von etwaigen Qualitätsproblemen integriert. Die direkte Rückführung der Schadenswerte der Teile, der sogenannte ‚closed loop of quality‘, hilft zu einem frühen Zeitpunkt bei der Optimierung des Fahrzeugs und kann so zur Kundenzufriedenheit beitragen. Ein Beispiel, auf welche Weise der Servicegedanke mittels der Schadensstatistik bereits im ersten Modellentwurf Eingang gefunden hat, geben die dreigeteilten Stoßstangen des Streetscooters: Wegen der im Stadtverkehr häufig vorkommenden Rangiermanöver sind die Ecken der Stoßstangen anfällig für Kollisionen. Kommt es zu einem Schaden, so lässt sich durch die Teilung der betroffene Stoßstangenbereich einzeln auswechseln. Geschäftsführer Kampker sieht das Streetscooter-Projekt auf einem guten Weg und im vorgegebenen Zeitrahmen. Der aktuelle Status quo zeige ein Modell in Vorserie, das noch 2014 in einer Größenordnung von 3.000 Stück im Jahr in Serie gehen soll. Parallel dazu werden zwei Derivate in die Vorserie geführt: das dreisitzige Modell ‚Compact‘ und das ‚Pedelec‘ – ein E-Bike, in dessen Entwicklung auch die Anforderungen der DHL an die Briefzustellung einflossen. Die Montage der Vorserienmodelle erfolgt mit circa 40 Mitarbeitern in einem ehemaligen Werk von Bombardier in Aachen.







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