Branchenlösung von All for one Steeb

„Hana fungiert als digitaler Unternehmenskern“

Das SAP-Systemhaus All for One Steeb bündelt sein industriespezifisches Wissen künftig in eine neu entwickelte Branchenlösung auf der Basis von SAP S/4Hana Enterprise Management. Das Unternehmen bietet eine neuartige Geschäftsprozessbibliothek mit bislang mehr als 160 Geschäftsprozessen samt 850 Anwendungs- und Berechtigungsrollen. Quasi auf Knopfdruck lassen sich so typische Geschäftsprozesse im Unternehmen integrieren. Wie das funktioniert, berichtet Markus Koch, Leitung Produktmanagement Application.

Markus Koch ist Leiter im Produktmanagement Application bei der All for One Steeb AG. (Bild: Cyrano Kommunikation/ All for one Steeb)
Markus Koch ist Leiter im Produktmanagement Application bei der All for One Steeb AG. (Bild: Cyrano Kommunikation/ All for one Steeb)

All for One Steeb bietet auf der Basis von SAP-Software schon seit langem Branchenlösungen etwa für die Industrien Automotive, Maschinenbau und Consumer an. Dabei beobachtet das Beratungshaus, wie sich die Anforderungen an ihre Unternehmensprozesse immer weniger strikt nach Branchen trennen lassen. So fordern etwa Automobilzulieferer vom Anbieter, Abläufe aus dem typischen Consumergeschäft in ihrem SAP ERP abzubilden oder der Maschinenbauer fragt nach typischen Logistikprozessen aus der Automobilzuliefererindustrie. Vor diesem Hintergrund nahm All for One Steeb die Einführung von SAP S/4Hana Enterprise Management zum Anlass, die eigenen Branchenlösungen zu einer Lösung zu verschmelzen und entwickelte eine komplett neue Geschäftsprozessbibliothek. Markus Koch, Leitung Productmanagement Application, hat mit uns über die neue Lösung gesprochen.

Warum haben Sie die Branchenlösung von Grund auf neu entwickelt?

Markus Koch: Nach anfänglich offenen Überlegungen haben wir uns für einen kompletten Neuaufbau unserer Lösung entschieden, um unsere Ideen kompromisslos umsetzen zu können. Wir wollten weg vom Silodenken in den jeweiligen Branchen und hin zu einem globalen Ansatz. So haben wir das Wissen aus 20 Jahren Beratungskompetenz und über 2.000 SAP-Projekten konsolidiert und daraus eine Geschäftsprozessbibliothek entwickelt. Diese ist sowohl branchenspezifisch als auch branchenübergreifend und branchenneutral. Warum? Weil die Anforderungen immer vielschichtiger werden. Ein Beispiel: Untypische Prozesse im Maschinenbau waren in der Vergangenheit zum Beispiel Lieferplanabwicklungen. Das ist ein Geschäftsprozess, der vor allem in der Automobilzuliefererindustrie gängig ist. Aufgrund der fließenden Grenzen der Industrien hat sich der Prozess nun aber auch im Maschinenbau etabliert. Wir wollten es unseren Anwendern also ermöglichen, quasi auf Knopfdruck den Prozess ‚Lieferplanabwicklung‘ im System ohne zusätzliches Customizing zu implementieren. Denn je mehr sich standardisieren lässt, umso ressourcensparender ist es letztendlich für den Kunden – sowohl monetär als auch personell. Individualisierung wird jedoch immer eine gewisse Rolle spielen. Die Standardisierung in der Praxis bewegt sich in einer Größenordnung von 75 bis 85 Prozent. Wir haben uns außerdem Gedanken gemacht, wie man einem Anwender die neuen Prozesse interessant, einfach und intuitiv nahe bringt. Wollen diese noch ellenlange Prozessdokumentationen lesen? Nein. Denn es ist doch wie im privaten Umfeld: Wenn Sie sich etwas auf Ihr Smartphone laden und nach drei Minuten nicht zum gewünschten Ergebnis kommen, nutzen Sie die App nur ungern. Entsprechend ist das im SAP S/4Hana Enterprise Management mit Services und Prozessen für das Unternehmen. Geholfen hat uns dabei SAP Enable Now, ehemals SAP Workforce Perfomance Builder, den wir hier im Haus schon lange nutzen. Wir haben jeden Prozess fein zergliedert, bebildert und in Form von Tutorials zur Verfügung gestellt. Einmal als Demo zum Anschauen und zusätzlich als inaktiven Übungsmodus zum selbst durchspielen. Zudem steht eine bebilderte Ablaufbeschreibung für jeden der aktuell mehr als 160 Prozesse zur Verfügung. Dass wir mit unserer Neuentwicklung auf dem richtigen Weg sind, zeigt auch die Qualifizierung der SAP. Wir haben als einer der ersten Dienstleister die Auszeichnung ‚SAP Recognized Expertise‘ für SAP S/4Hana erhalten.

Wie verhält sich der Zeit- und Kostenfaktor bei der Einrichtung einer normalen ERP-Lösung von SAP im Verhältnis zu einer Branchenadaption?

Koch: Das ist eine gute Frage. Nehmen wir mal an, ich müsste einen Prozess ‚Verkauf ab Lager‘ von Hand im System einstellen, also customizen und dokumentieren. Das dauert je nach Prozessgröße gut zwei Tage aufwärts. Ein standardisierter Prozess aus der Geschäftsprozess-Bibliothek ist per Knopfdruck verfügbar.

In einen ERP-Prozess sind zahlreiche Mitarbeiter eingebunden. Wie bilden Sie das ab?

Koch: Mit den Prozessen liefern wir ein praxis- und anwenderorientiertes Rollen- und Berechtigungskonzept mit. Wir haben uns viele Gedanken darüber gemacht, was jeder einzelne Anwender auf seiner Ebene benötigt und benutzen darf. Hier ist Granularität entscheidend. Wir sind auf rund 850 Rollen zu den 160 Prozessen gekommen. Beispielsweise bekommt derjenige Mitarbeiter eine Rolle zugeteilt, der eine Auftragsbestätigung anlegt. Aber er ist fast nie dieselbe Person, die den Lieferschein erfasst und schon gar nicht dieselbe, die später die Faktura erstellt. Das sind alles unterschiedlich handelnde Personen in einem Unternehmen. Aber auch hier wird natürlich angepasst, wo Bedarf besteht und innerhalb eines Projektes werden weitere Rollen kundenspezifisch erstellt.

Welche Erfahrungen haben Sie bislang mit dem technischen Grundgerüst der Lösung sammeln können, SAP Hana?

Koch: Das Zusammenspiel zwischen Technologie und Application ist entscheidend. Es bringt Ihnen nichts, wenn das System sehr schnell ist, aber die Anwender in den Fachabteilungen es aufgrund der veralteten User Experience nur ungern nutzen. Nichtsdestotrotz bietet die Hana-Datenbank aufgrund Ihrer Struktur, neben der hervorragenden Performance, Möglichkeiten – zum Beispiel den Abruf von echten On Demand-Informationen. Wir implementieren grundsätzlich erst einmal im eigenen Haus und übertragen diese Erfahrungswerte auf Kundenprojekte.

Was hat das Unternehmen nun konkret vom Wechsel auf SAP S/4Hana?

Koch: Ich denke, eines muss man klarstellen: Der Umstieg auf SAP S/4Hana ist nicht nur ein Wechsel auf ein neues ERP-System. Durch die Digitalisierung haben Unternehmen heute ganz andere Anforderungen an die Prozesse. Schauen Sie zum Beispiel in Richtung Internet of Things und Industrie 4.0. Durch den digitalen Wandel entstehen komplett neue Geschäftsfelder. Außerdem kommen aus allen Fachbereichen diverse Anforderungen, die die IT umsetzen muss – seien es Communications- oder Collaborationtools, Maschinendaten oder Fremdsysteme. Doch wie bekommt die IT das vernünftig abgebildet? SAP S/4Hana fungiert hier als digitaler Unternehmenskern. Das neue Enterprise Management System wurde also nicht, wie oft vermutet, zum Selbstzweck entwickelt, sondern weil sich die Unternehmen im Wandel befinden. Unsere Rolle als SAP-Systemhaus ist es, die Software optimal an die Branchenanforderungen anzupassen. (ppr)







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