Täglich fertigt Spelsberg zirka 180.000 Kunststoffgehäuse sowie übers Jahr hinweg 500.000 Systemteile für Elektroinstallationen. Bild: Günther Spelsberg GmbH und Co. KG

Unvorhergesehene Ausfälle

Die digitale Produktionsplanung modelliert die Fertigung nicht nur auf Basis vorhandener Ressourcen wie Material, Maschinen und Personal, sondern berücksichtigt auch neu eingegangene Aufträge oder unvorhergesehene Ausfälle von Maschinen oder Mitarbeitern. So hat der Hersteller die Maschinenauslastung um 25 Prozent gesteigert. „Täglich erreichen uns rund 120 Aufträge – so viele wie wir auch täglich bearbeiten“, erklärt Svend Babilon. „Insgesamt sind zwischen 1.500 und 2.000 Aufträge in unserem System gespeichert, die wir dank unserer digitalen Produktionsplanung intelligent und effizient planen und steuern können.“ Bereits beim Eingang eines Auftrages überprüft das ERP-System mittels seiner Planungsengine, ob dieser in der vom Kunden gewünschten Zeit erledigt werden kann. Der Auftraggeber erhält direkt eine Bestätigung oder gegebenenfalls den frühesten Termin für die Lieferung. Insbesondere bei der Materialverfügbarkeit gab es früher Engpässe, die heute rechtzeitig erkannt werden. Kein leichtes Unterfangen, denn der Kunststofffertiger setzt ausschließlich europäische Typware als Rohmaterial ein.

Daraus werden insgesamt 400 Rohmaterialtypen gemischt, davon 95 Prozent nach eigener Rezeptur. „Nach wie vor ist der Mittelstand in Deutschland vor allem im Bereich der Fertigung hochwertiger Produkte außerordentlich stark“, sagt Martina Fiddrich, Geschäftsbereichsleiterin Mittelstand und Managed Service Provider (MSP) für Deutschland, Österreich und die Schweiz bei IBM. „Spelsberg dokumentiert beispielhaft, wie auch kleinere Unternehmen mit intelligenten IT-Systemen ihre Potenziale und Kernkompetenzen weiter ausbauen können, um dadurch ihre globale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“ Bei der Produzenten wurde das Softwaremodul Proalpha APS zum Rückgrat der Produktionsplanung. Damit berechnet das Unternehmen die Ressourcennutzung nach betriebswirtschaftlichen Zielen wie Liefertermintreue, minimaler Durchlaufzeit oder Bestandsreduzierung. Auch die bestellte Menge und Art der Produkte vergleicht das System in Echtzeit mit den aktuellen Lagerbeständen. Zudem berücksichtigt die Lösung, dass einige Komponenten nur an bestimmten Standorten oder mit bestimmten Maschinen gefertigt werden können. Insgesamt kann Spelsberg mit dem Ansatz ‚Software statt Sneaker‘ rund 30 Prozent mehr Bestellungen bearbeiten.

Alle Informationen sofort

Wenn früher im Unternehmen eine der 100 Spritzgussmaschinen ausfiel, war nicht gleich zu erkennen, wie sich das auf die Auftragsabwicklung auswirkt. Heute stehen sofort die Informationen zur Verfügung, um genau zu wissen, welche Lieferungen sich verzögern und welche pünktlich das Haus verlassen. Selbst eine nicht vorhersehbare Grippewelle, bei der deutlich mehr Mitarbeiter als normal im Krankenstand sind, berücksichtigt die Planung. Auch hier lässt sich per Knopfdruck ermitteln, wie sich dies auf die gesamte Auftragslage auswirkt, welche Auslieferungen pünktlich möglich sind und wo es Verzögerungen gibt. „Die digitale Planung führte vor allem für unsere Mitarbeiter zu einer enormen Entlastung im Produktionsalltag“, sagt Svend Babilon.

Im Bild: Svend Babilon, Cheflogistiker bei Spelsberg (links) und Martina Fiddrich, Geschäftsbereichsleiterin Mittelstand und Cloud Service Provider bei IBM Deutschland GmbH. Bilder: Günther Spelsberg GmbH und Co. KG und IBM Deutschland GmbH







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