Feinplanung nicht nur für Fertiger

Flexible Planungswerkzeuge für die Aufgabenfelder ‚Advanced Planning and Scheduling‘ sowie ‚Advanced Planning and Optimization‘ können eine effektive Ressourcensteuerung im gesamten Unternehmen unterstützen. Dabei muss sich der Einsatz der Feinplanungssysteme nicht auf das unmittelbare Produktionsumfeld beschränken.

Die IT-gestützte Ressourcenplanung und -steuerung ist im Produktionsumfeld bereits zum wichtigen Baustein in der Anwendungslandschaft geworden, um betriebswirtschaftliche Entscheidungen und Zielstellungen zu unterstützen. Mit Hilfe von Advanced Planning & Scheduling-Werkzeugen (APS) sind Unternehmen in der Lage, den personellen, materiellen und maschinellen Ressourceneinsatz auf ihre individuellen Ziele hin auszurichten. Aber auch immer mehr Handels- und Dienstleistungsunternehmen setzen auf die flexibel konfigurierbaren Planungswerkzeuge für die Optimierung von Unternehmensbereichen oder entlang der Wertschöpfungskette.

Zuverlässig gegen begrenzte Ressourcen planen

Eine bedarfsgesteuerte, flexible Fertigung, die Zuverlässigkeit der Liefertermine, die Höhe der Lagerbestände oder die Effektivität der Personaleinsatzplanung hängen maßgeblich von der Qualität der Planungswerkzeuge ab, die der Steuerung der Unternehmensabläufe zugrundeliegt. In vielen Unternehmen kommen heute jedoch noch veraltete Planungs- und Steuerungsmechanismen zum Einsatz mit der Folge, dass realistische Bedarfe, Forecasts und Liefertermine nur unzureichend ermittelt werden können. Während diese üblicherweise eine Grobplanung mit Vor- und Rückwärtsterminierung gegen unbegrenzte Kapazitäten vorsehen, sind integrierte Planungsansätze gegen begrenzte Kapazitäten in einem Multiressourcen-Umfeld heute noch eher die Ausnahme.

Im Gegensatz zu Material Requirements Planning- oder Manufacturing Resource Planning-Lösungen (MRP/MRPII) erlauben APS-Systeme Echtzeit-Planungen auf der Zeitachse und ermöglichen auf Basis der tatsächlichen Kapazitäten realistische Termingerüste, bestmögliche Ressourcenauslastungen und die flexible Umsetzung individueller Zielvorgaben. Mit Hilfe moderner APS-Systeme können Unternehmen automatisiert auch komplexeste Entscheidungs-Szenarien mit validen Leistungskennzahlen und Key Performance Indikatoren (KPI) erstellen. Dies kann neben einer kontinuierlichen Planungsoptimierung in Echtzeit auch die Reduzierung der internen Kostenstrukturen etwa im Hinblick auf Betriebs-, Lager-, Produktions-, Wartungs- oder Transportkosten unterstützen.

Branchenübergreifender Lösungsansatz

APS-Lösungen kommen heute in Unternehmen jeder Branche sowie in den verschiedensten Anwendungsbereichen zum Einsatz. So geben sie etwa Hilfestellung bei der Prognose- und Bedarfsplanung, der Produktionskostenoptimierung, der Transport- und Logistikoptimierung, der Bestands- und Vertriebsplanung, Arbeitsvorbereitung oder Personaleinsatzplanung. In diesen und weiteren Bereichen dienen sie als Instrument zur Entscheidungsunterstützung und Workflow-Steuerung, um etwa die Ressourcenauslastung, das Supply Chain Scheduling, die Lagerbestände, Termintreue, Projekt-, Turnaround- oder Durchlaufzeiten zu optimieren.

Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Möglichkeit einer automatisierten Entscheidungsfindung, insbesondere für kurzfristig auftretende Störungen. APS-Lösungen sind in der Lage, aufgrund von auftretenden Events wie Störungsmeldungen umgehend zu reagieren und Alternativpläne zu erstellen. Dies kann die Auswahl von alternativen Ressourcen sein, das Stoppen von kritischen Produktionsprozessen oder die Umplanung betroffener Aufträge – bis zur Erstellung neuer Planungsszenarien.

Wurden früher aus Kostengründen APS- und Advanced Planning and Optimization-Systeme (APO) noch vermehrt von größeren Produktionsunternehmen genutzt, setzen dank kostengünstiger, leicht integrierbarer Cloud-Angebote auch immer mehr mittelständische Betriebe auf die Optimierungswerkzeuge – nicht nur im Fertigungsumfeld. Denn die System-Anforderungen sind betriebs- und branchenübergreifend meist dieselben: Kosten sollen eingespart, die Produktivität erhöht und die Ressourcen effektiv eingesetzt werden – und dies alles am besten gleichzeitig. Zudem sind APS-Systeme in der Lage, auch sehr große Datenvolumen in Form von Millionen von Aufträgen, Materialien und andere Ressourcen innerhalb kurzer Zeit zu erfassen und zu optimieren. Die Zeitskala einer komplexen Auftragsplanung liegt dabei im Millisekunden-Bereich. Datenbankbasierte MRP-Systeme arbeiten dagegen zeitintensiver und werden oftmals in sogenannten Batchjobs über Nacht oder an Wochenenden gefahren.

Vom Optimierungsbedarf zur Systemintegration

Auf der einen Seite stehen Unternehmen, wenn sie sich mit dem Thema auseinander setzen, oftmals vor spezifischen Optimierungsproblemen, die sich aufgrund fehlender Planungswerkzeuge, etwa bei einer Rüstzeitminimierung, einer Schnittoptimierung oder einer optimalen Kommissionierung nur unzureichend lösen lassen. Auf der anderen Seite wollen APS-Anwender die Produktivität ihrer Ressourcen durch zielorientierte Planungen und Simulationen nachhaltig erhöhen, indem Maschinen besser ausgelastet, Mitarbeiter bedarfsgerechter eingesetzt oder Turnaroundzeiten reduziert werden. So werden etwa in der Flugzeugwartung oftmals Aufträge in simpler Vorwärtsterminierung nacheinander abgearbeitet, ohne dass Rüstzeiten oder Ressourcenauslastung in die Fertigungsplanung einfließen.

Die komplexen Auftragsnetze von ineinander verstrickten Arbeitsabfolgen sind in der Regel über verschiedene Werkstätten verteilt und werden lokal behandelt und bearbeitet. Vereinbarte Servicelevels bei Auftragspeaks zu halten, ist hier ohne ein entsprechendes Planungswerkzeug kaum möglich. Da sich der Initial- und Anpassungsaufwand, um das Optimierungswerkzeug auf die individuelle Problemstellungen auszurichten, teils erheblich bei den Lösungsangeboten unterscheidet, ist die Flexibilität und zugrundeliegende Architektur der Lösung ein entscheidendes Kriterium. Denn nur so kann gewährleistet werden, dass Änderungen – etwa durch neue Produkte, Produktlinien oder Prozesse – dynamisch umgesetzt werden können, ohne beim Dienstleister ein kostenaufwändiges Projekt beauftragen zu müssen. Je einfacher das Planungswerkzeug zu konfigurieren ist, desto breiter lässt es sich im Unternehmen abteilungsübergreifend anwenden.

Sofern der IT-Dienstleister des Vertrauens keine in das ERP-System integrierte Lösung im Portfolio hat, sollte die externe APS-Lösung daher leicht in die bestehende Infrastruktur integriert werden können – etwa über Webservices oder eine service-orientierte Architektur (SOA).So sollte es auch möglich sein, Änderungen und Erweiterungen während des Systembetriebes durchzuführen. Ob im Hinblick auf die Termintreue, Herstellkostenoptimierung, Ressourcenauslastung, Mitarbeiterkompetenz, Einkaufsstrategien oder Ausfallzeiten – es sollten unterschiedlichste Geschäftsregeln im System hinterlegt werden können, um ein breites Anwendungsspektrum zu gewährleisten. Unternehmen können so in Echtzeit verschiedenste Simulations-Szenarien durchspielen und ihre Reaktionszeit zum Beispiel im Hinblick auf priorisierte Aufträge, Ressourcenengpässe oder Lagerbestandsänderungen nachhaltig verkürzen.





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