Das Potenzial einer besseren, cloudbasierten Vernetzung für die Produktentwicklung ist schwer von der Hand zu weisen – auch für kleinere Unternehmen. Doch damit steht die Frage im Raum, was dies in der Praxis für das Produktlebenszyklusmanagement bedeuten wird.
Bild: Fotolia/Petya Petrova
Cloud-Computing bezeichnet den Ansatz, IT-Ressourcen wie Rechenleistung, Datenspeicher oder Software dynamisch und bedarfsgesteuert über ein Netzwerk zu Verfügung zu stellen. Aus dieser Technologie haben sich inzwischen dienstleistungsorientierte Businessmodelle entwickelt, darunter ‚Infrastructure as a Service‘ (IaaS), ‚Plattform as a Service‘ (PaaS) und ‚Software as a Service‘ (SaaS). Bei diesen Ansätzen stellt der Anwender Ressourcen wie Apps, E-Mail-Versand oder Datenspeicher nicht selbst zur Verfügung, er zahlt nur für deren Nutzung. Der Fixkostenanteil kann so gesenkt werden, während der Anbieter von Skaleneffekten profitiert. Im Fokus stand, für jeden Anwendungsfall das beste Tool zu finden. Als Ergebnis konnten die IT-Kosten wesentlich gesenkt werden, und der mobile Einsatz etwa in der Datenerfassung brachte Effizienzgewinn. Im Gegenwaren waren aber auch Kompromisse notwendig. Im Endeffekt entstand ein kleines Portal, das aus verschiedenen Web-Anwendungen und internen Datenquellen zentrale Kennzahlen zusammenträgt. Das Beispiel weist auf einige Kernthemen im Kontext von ‚PLM in the Cloud‘ hin: Kein System erfüllt alle Bedürfnisse, die IT-Welt wird daher immer von einer gewissen Heterogenität geprägt sein. Aber die Technologie und Geschäftsmodelle im Umfeld von Cloud-Computing können helfen, mit dieser Heterogenität besser umzugehen – und dieser Ansatz bedingt hohe Integrierbarkeit. Damit muss ‚PLM in the Clowd‘ nicht eine spezifische Lösung sein, sondern kann vielmehr einen Markt von Anwendungen und Technologien bedeuten. Allerdings geben Cloud-Systeme einen ‚Best Practice‘-Ansatz vor, der nur schwer zu verändern ist. Bei der Auswahl einer Lösung ist daher ein Partner, der ein ähnliches Verständnis für den Geschäftsvorfall hat, genauso wichtig wie ein kompromissbereiter Anwender, der sich aus bestehenden Prozessen heraus auf die neue Lösung einlässt. Zudem wird es immer Daten geben, die vor Ort gehalten werden sollen. Folglich werden Technologien benötigt, um diese zwei Welten transparent zu machen und zu kontrollieren. Hierzu liefern sogenannten ‚Hybrid Clouds‘ vielversprechende Ansätze – und damit einen wesentlichen Erfolgsfaktor für ‚PLM in the Cloud‘.
Anwendungsszenarien in der Unternehmenswelt
Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, welche PLM-Anwendungsfälle sich durch Cloud-Technologie unterstützen lassen. In der Beratungspraxis zeichnen sich einige Fälle ab, die auf Anwendungspotenzial hinweisen:
Global nutzbare Daten: Auch kleinste Unternehmen kommen selten darum herum, lokalisierte Daten und Zeichnungen zu liefern. Schon heute binden Betriebe externe Ressourcen in diesen Prozess ein, der strategische Bedeutung für viele nachgelagerten Abläufe hat. Zudem kostet es verhältnismäßig wenig Aufwand, von einem bestehenden PLM-System diese ‚Schlaufe‘ durch die Cloud zu ziehen und die Datenqualität massiv zu erhöhen. Die Ressource sind dabei nicht Programme, sondern Menschen mit Expertenwissen. Diese Art von ‚PLM in the Cloud‘ lässt sich sofort realisieren.
Auch und gerade bei der Integration verteilter Entwickler und Zulieferer im PLM-Umfeld bieten sich Ansätze aus der Softwareentwicklung als Beispiel an: Bei der Verwaltung von Quellcode haben sich Standards wie Subversion oder Git etabliert, für die Code-Verwaltung kommmen vielfach Plattformen wie Bitbucket oder Github zum Einsatz. Die Nutzung der Cloud macht es dabei einfach, dedizierte Teile eines Entwicklungsvorhabens anderen zugänglich zu machen: Dezentrale Entwickler arbeiten unabhängig und können Arbeiten als ‚Vorschläge‘ mit dem Auftraggeber abstimmen. Ein Konzept, welches dem anhaltenden Trend, Zulieferern mehr Innovationsverantwortung zuzuteilen, entspricht. Dabei spielen die gewählten Tools nur eine geringe Rolle, da die Entwicklergemeinschaft sich auf marktweite Standards geeinigt hat. Proprietäre Plattformen erschweren hingegen die dynamische Zusammenarbeit mit Zulieferern oder entkoppelten Außenstandorten, offenen Standards kommt daher hoher Stellenwert zu.
Akquisen, Integrationen und Skalierbarkeit zählen ebenfalls zu den Themen, die Unternehmen immer mehr beschäftigen. Offene Standards würden es wesentlich erleichtern, Datenwelten und Abläufe zusammenzuführen. Zudem nehmen Webbrowser immer mehr die Charakterzüge von Betriebssystemen an – es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis das erste CAD-System im Browser läuft und als Service gehostet werden kann. Damit ließe sich die gesamte Entwicklungsumgebung nach Bedarf skalieren. Womöglich wäre sogar ‚Open Innovation‘ realisierbar, wenn Projektpartner gegenseitig näher an ihre Daten heran kommen, ohne Kern-Know-how preisgeben zu müssen.
Während klassische PLM-Systeme die Gesamtlösung anstreben, steht in der Cloud typischerweise der Anwendungsfall im Fokus. Es muss also ein Umdenken stattfinden: Die interne IT muss sich stärker auf Businessprozesse konzentrieren und dazu passende Cloud-Strategien entwickeln. Es wird die Verantwortung der IT sein, die Durchgängigkeit der Datenflüsse sicherzustellen – vom CAD bis in die Servicestrukturen. Der Fokus wird dabei vermehrt auf Schnittstellen liegen, um Transparenz über Lösungen hinweg zu schaffen. Von den Anwendern wird hingegen Flexibilität gefordert, denn PaaS- oder SaaS-Ansätze ‚leben‘ von einer starken, zentralen Basis, die für alle Nutzer gilt. Man muss also lernen, die Prozesse und Wandlung der Tools zu akzeptieren – ähnlich wie bei der Nutzung von Diensten wie Google+ oder Dropbox im privaten Umfeld. Darin liegt auch eine Chance: Der Anwender muss mit der Technologie Schritt halten und kann von Best Practices seiner Branche profitieren.
Anwender-Communities werden damit eine zentralere Rolle einnehmen müssen, und sich weg vom funktionszentrischen Ansatz stärker an den benötigten Prozessen orientieren. Dabei werden die Anwendergruppen bei der Etablierung von Standards oder Quasi-Standards eine wichtige Rolle einnehmen müssen.
Dem größten Paradigmenwechsel stehen jedoch Anbieter von PLM-Produkten gegenüber, denn die Antwort auf ‚PLM in the Clowd‘ wird kaum ein einzelner Systemanbieter liefern können. Um auf einem Markt, der sich gemeinsam mit Anwendern und Technologie entwickelt, erfolgreich aufzutreten, müssen sich auch Anbieter weg von der heutigen ‚Baukastenstrategie‘ hin zu Lösungsanbietern für Geschäftsprozesse entwickeln. Dabei spielt Skalierbarkeit eine zentrale Rolle, was kleine Einstiegshürden für die Kleinsten und starke Ressourcen für die Nutzung bei Großkonzernen bedingt. Gleichzeitig liegt ein Nutzen von Cloud-Technologie in der Vernetzung von Systemen – und damit muss eine potenzielle Standardsierungscommunity auch von den Anbeitern wahrgenommen werden. Zudem werden offene, service-orientierte APIs und die Einhaltung von Webstandards eine zentrale Stellung bei der Systemauswahl einnehmen, um eine Hybrid-Cloud-Strategien realisieren zu können. Insgesamt könnte PLM in the Cloud so eine Plattform werden, um Best Practices und Quasi-Standards von Anwendern aus dem Geschäftsalltag heraus gemeinsam zu etablieren, unabhängig von deren Werkzeugen. Sich auf diese Aufgabe zu konzentrieren, könnte für Anwender, Anbieter und Berater ein wichtiger Eckpunkt sein: Wenn alle Beteiligten ihre Bedürfnisse klar formulieren, wird sich ‚PLM in the Cloud‘ nahezu automatisch in die richtige Richtung entwickeln.
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