Beurteilung von Entwicklungstrends:?Steigende Ablaufautomation und die papierlose Fertigung versprechen aus Sicht der Umfrageteilnehmer den höchsten Zusatznutzen. Doch auch eine schnelle Systemintegration und Simulationsfunktionen zählen zu den häufig genannten Anforderungen an die nächsten Systemgenerationen.

Herausforderung durch steigende Prozessautomatisierung

In Zukunft werden MES aber auch neue Herausforderungen meistern müssen. Zur Bewertung verschiedener Entwicklungstrends wurden die Teilnehmer der Studie nach ihren Nutzenerwartungen bezogen auf verschiedene Anforderungen befragt. Den größten Zusatznutzen sahen die Befragten im Bereich der automatisierten Betriebsdatenerfassung, zum Beispiel durch das Ablösen manueller Eingaben durch RFID-Erfassung. Dies reduziert Eingabezeiten und erhöht auch die Qualität der rückgemeldeten Daten, da Falscheingaben vermieden werden können.

Ein weiterer Trend aus Anwendersicht liegt in der Unterstützung bei der papierlosen Fertigung: Gut 80 Prozent der Befragten sehen einen Zusatznutzen in diesem Aufgabenfeld. Innerhalb der papierlosen Fertigung ermöglicht produktionsnahe IT schnelle und aufwandsarme Bereitstellung von Informationen, darüber hinaus lässt sich durch die elektronische Erfassung die Aktualität der Informationen sicherstellen. Veraltete oder geänderte Daten können ohne großen Aufwand direkt ausgetauscht werden. Die Realisierung der papierlosen Fertigung stellt jedoch hohe Anforderungen an die Datenqualität. Nur bei korrekten und vollständigen Daten können die digitalen Daten den Papieranteil in der Fertigung reduzieren.

Bessere Unterstützung für flexible Produktionslandschaften

Eine weitere Anforderung an zukünftige System wird außerdem sein, neue oder veränderte Produktionsanlagen einfacher in bestehende Systeme zu integrieren. Denn um prozessnah handeln zu können, benötigt MES die direkte Anbindung an die Automatisierung. Zur aufwandsarmen Integration neuer Anlagen müssen diese Schnittstellen so gestaltet sein, dass nach dem Anschließen neuer oder veränderter Produktionsanlagen ein direkter Betrieb ermöglicht wird. In heutigen Anwendungen stellt sich die Anbindung der Produktionsanlagen an das MES-System jedoch oftmals als zu aufwändig für echtes ‚Plug-and-work‘ heraus: Verschiedene Anlagenhersteller nutzen unterschiedliche Kommunikationsstandards, was die Einbindung in ein übergeordnetes IT-System erschwert.

Ebenfalls großen Zusatznutzen erwarten die Befragten durch die Möglichkeit, Simulationen mit Echtzeitdaten durchzuführen. Hierbei können beispielsweise die Auswirkungen eines Maschinenausfalls auf die zu erwartenden Pufferbestände zeitnah simuliert werden. In der Unterstützung einer dezentralen selbstorganisierenden Produktion sehen knapp 75 Prozent der Studienteilnehmer einen Zusatznutzen. Weitere Nutzenerwartungen haben die Befragten im Bereich einer besseren Integration von MES-Komponenten verschiedener Hersteller zum Abbau von Insellösungen sowie bei der aufgaben- und rollenspezifische Informationsweitergabe, um Nutzer zeitaktuell mit relevanten Daten zu versorgen.

Energieeffizienz gewinnt an Bedeutung

Ein relativ junger aber als wichtig bewerteter Trend beim Einsatz von produktionsnaher IT liegt in der Erfassung von Energieverbrauchsdaten. Hierbei wird das MES als Schnittstelle zwischen der Unternehmensleitebene und der Anlagenebene als Basis für das innerbetriebliche Energiemanagement genutzt. Durch die Kopplung dieser beiden Ebenen werden die für die Erfassung und Bewertung des prozessbedingten Energieverbrauchs benötigten Daten in einem gemeinsamen System bereitgestellt.

Ein Großteil der Befragten sieht in der Möglichkeit zur Schaffung zusätzlichen Überblicks bezüglich des Energieeinsatzes im Unternehmen einen großen Zusatznutzen in der Anwendung eines MES. Die verbrauchsgerechte Zuordnung von Energiekosten zu den jeweiligen Produkten ermöglicht beispielsweise eine genauere Preiskalkulation und wird von einem Drittel der Befragten als großer Zusatznutzen bewertet. Die Zurechnung von Energiekosten zu einzelnen Prozessschritten kann die Basis für die konkrete Verbesserung einzelner Produktionsanlagen darstellen und wird von jedem vierten Befragten als äußerst nützlich bewertet.

Umstritten ist die Fragestellung nach dem Nutzen einer verursachungs-gerechten Kostenverteilung auf Abteilungsbasis: Jeweils rund 20 Prozent der Befragten sehen in dieser Möglichkeit entweder einen großen oder gar keinen Zusatznutzen. Eine genauere Zuteilung von Energiekosten zu einzelnen Abteilungen könnte hierbei den innerbetrieblichen Anreiz zur Steigerung der Energieeffizienz erhöhen, da Einsparungen direkt bewertet und an die entsprechenden Abteilungen weitergegeben werden könnten.

Knapp 50 Prozent der Befragten bewerten eine derartige abteilungsbezogene Energiekostenverrechnung mit einem geringen Zusatznutzen. Insgesamt lässt sich festhalten, dass MES-Systeme nach Einschätzung des meisten Teilnehmer ein wirkungsvolles Instrument zur Unterstützung der betrieblichen Abläufe darstellen und dabei helfen können, Optimierungspotenziale im Bereich des Produktionsmanagements auszuschöpfen. Zukünftige MES-Systeme werden darüber hinaus weitere Aufgaben übernehmen, um den Anforderungen der Anwender gerecht zu werden.