Eine Sprache von Entwicklung bis Produktion

„Was heute wirklich zählt, ist die Prozessfähigkeit“

Mit ihrem Software-Portfolio unterstützt die Siemens AG eine durchgehende Prozesskette von der Produktentwicklung über die Automation bis hin zum Service Management. Chuck Grindstaff, Chief Executive Officer and President von Siemens PLM Software, berichtet im Interview über die aktuelle Version der Engineering-Lösung NX 10 im Zusammenspiel mit der vernetzten Systemwelt des Münchener Technologiekonzerns.



Im Bild: Chuck Grindstaff, Chief Executive Officer and President von Siemens PLM Software. Bild: Siemens PLM Software

IT&Production: Können Sie unseren Lesern einige Informationen zur Engineering-Lösung NX von Siemens geben? Was zeichnet die aktuelle Programmversion 10 aus?

Chuck Grindstaff: Es klingt vielleicht altbacken, aber Verbesserungen an den Funktionen für konzeptionelles Design, also wie man Zeichnungen effizient von 2D- in 3D-Modelle wandelt, zählen zu den Hauptmerkmalen von NX 10. Wir haben konzeptionelles Design zwar schon seit 30 Jahren in unserer 2D-Umgebung, aber neu ist, dass wir mit unserem Variation Modelling bis auf die Basis herunter gehen. Wir wollen Entwicklern ermöglichen, Möglichkeiten sehr schnell zu erkennen und Änderungen am Design sehr schnell vornehmen zu können. Das macht die Arbeit flüssiger und wesentlich zugänglicher. Anwender müssen nicht mehr langwierige Schulungen durchlaufen, um effizient und kompetent entwickeln zu können, vieles erschließt sich aus der Intuition heraus. Daher kann man in der gesamten NX-Umgebung Teile ziehen und verschieben, wobei sich alles so verhält, wie man es von ihnen erwartet.

Das Ziel bei alldem ist, Produktentwicklern eine Plattform zur Verfügung zu stellen, die gestalterische Aspekte mit den Anforderungen an das Industriedesign, der mechanischen Seite und dem Produktionsdesign zusammenbringt. Das bezeichnen wir mit dem Begriff ‚realize shape‘. Gleichzeitig haben wir eine Menge Arbeit in den analytischen Bereich von NX investiert, um die Möglichkeiten der multi-physikalischen Simulation im System zu erweitern. Hier geht es darum, verschiedene Simulationsdomänen gleichzeitig in einer Ansicht zu betrachten mit gleichen Randbedingungen des Setups. Dadurch ist der Nutzer in der Lage, zum Beispiel die strukturellen Deformationen auf der thermischen Seite zu bewerten, dann die Strömungssimulation hinzuzufügen, um die thermischen Einflüsse zu untersuchen. Ob ein Ventilator oder ein komplexes Fahrzeug, für die Produktentwicklung ist es ein zentraler Vorteil, die physischen Phänomene in einer Umgebung bewerten zu können.

IT&Production: Welche Richtung schlägt Siemens mit seinem Software-Portfolio insgesamt ein?

Grindstaff: Auf Seite der Produktentwicklung wollen wir die Tiefe und Genauigkeit der Modellierung weiter vergrößern. Wir wollen angereichterte Modelle, die noch genauere Antworten auf zentrale Fragen der Entwicklung geben. Auch bei der Analyse und Simulation haben wir noch weitere Pläne. Dazu kommen die Funktionen zur Analyse und Simulation sowie die Konnektivität unserer Lösungen auf der Shopfloor-Ebene. Wir bei Siemens haben alle unsere produktionsnahen Anwendungen zusammengebracht: Manufacturing Execution-System, Scada-Systeme, IBS für die Qualitätssicherung, Preactor für die Fertigungsfeinplanung und so weiter. Diese Werkzeuge sind Bestandteil von Siemens PLM Software, so dass wir die Verbindung zwischen diesen Welten beschleunigen können. Dazu haben wir bereits ein ’shared factory-model‘ implementiert. Indem Produktionstechnik und Fertigungssteuerung eine gemeinsame Semantik verwenden, wollen wir sicherstellen, dass sich eine geplante Umgebung später auch so verhält, wie sie es soll.

IT&Production: Wie weit ist Siemens derzeit dabei, diese verschiedenen Applikationen in einer Lösung zu verschmelzen?

Grindstaff: Wenn sie verschmelzen sagen, möchte ich Sie korrigieren. Es geht nicht darum, alles in eine exakt gleiche Code-Basis zu absorbieren. Unsere Produkte arbeiten bereits zusammen. IBS übermittelt Qualitätsdaten an Teamcenter, wo sich entsprechende Maßnahmen koordinieren lassen. Für MES haben wir bereits ein gemeinsames Model, das die direkte Kommunikation unterstützt. Konstruktionsarbeiten fließen also automatisch zwischen den Systemen hin und her: Sie definieren eine Konstruktionsarbeit in Teamcenter und sie taucht durch die Simatic IT-Suite in der Werkhalle auf.





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