Mobile Endgeräte wie Smartphones und Tablet-Computer halten im Berufsalltag immer stärker Einzug. Mithilfe kleiner Softwareprogramme, so genannter Apps, liefern sie Produktions- und Qualitätsdaten jederzeit und überall – ganz ohne lokale Datenhaltung. Für den schnellen Informationsbedarf sind diese Lösungen bestens geeignet. Doch wer aufwändige Anwendungen wie ein Manufacturing Execution-System auf dem Tablet-Computer für detaillierte Dateneingaben oder Analysen nutzen möchte, stößt schnell an technologische Grenzen. Dazu sind umfassende IT-Konzepte wie virtuelle Desktop-Infrastrukturen notwendig.
Bild: Guardus
Milliarden mobiler Endgeräte werden heute weltweit genutzt, um Daten via Internet abzurufen und Geschäfte abzuwickeln. Über Anwendungsprogramme für Smartphones oder Tablet-Computer greifen auch immer mehr Anwender in Unternehmen mobil auf Daten zu. Im Qualitäts- und Produktionsumfeld sind beispielsweise Alarm- beziehungsweise Event-Systeme sehr beliebt, die abhängig von Eskalationsmechanismen Handlungsanweisungen versenden und über einen Link den Zugriff auf die dazugehörenden Datensätze der Unternehmensanwendung bereitstellen. Aber auch Analyse-Apps sind für den schnellen Blick auf tagesaktuelle Qualitäts- und Shopfloor-Kennzahlen weit verbreitet.
Diese moderne Form des Datenzugriffs hat unter anderem den technischen Vorteil, dass entweder nur ein ‚kleines Stück Software‘ – etwa eine App – auf dem Endgerät installiert werden muss oder auch gar kein Client erforderlich ist. Darüber hinaus werden in der Regel keine Daten lokal gespeichert, was Datenintegrität und -sicherheit zugute kommt. Zugriffe auf Unternehmensanwendungen, die über den in der App vorgesehenen Umfang hinausgehen, sind allerdings nicht möglich. Zudem ist die Entwicklung von Apps stets betriebssystemabhängig und somit kostenintensiv, wenn verschiedene Plattformen bedient werden sollen.
Die Möglichkeiten des Mobile Computing werden auch für IT-Verantwortliche von Industrieunternehmen zunehmend interessant. Jedoch sollen dabei in der Regel nicht nur Anwendungs- oder Informationsteile über Endgeräte zugänglich gemacht werden, sondern der komplette Zugriff auf umfangreiche Anwendungen sichergestellt werden. Gerade im Qualitäts- und Produktionsmanagement sind Anwender, Abteilungsverantwortliche und Entscheider häufig darauf angewiesen, Detailinformationen abzufragen – beispielsweise zu einer abweichenden Kennzahl, einem Störfall an einer Maschine oder einer Kundenreklamation. Die grundlegende Idee, Unternehmensdaten ohne Software-Installation und lokale Datenhaltung bereitzustellen, gehört heute dank technischer Infrastruktur-Konzepte wie Terminal-Server- und virtuelle Desktop-Architekturen zum IT-Alltag. Mit diesen Systemtechnologien sind Betriebe in der Lage, das Qualitäts-Monitoring für dezentrale Produktionsstätten und Organisationseinheiten zentral zu überwachen und effizient zu steuern.
Mobile Anwendungen in der Praxis
Die Vorteile, die ein mobiler Arbeitsplatz im Qualitäts- und Produktionsmanagement-Alltag mit sich bringen kann, zeigen drei Praxisbeispiele unter Einsatz des Manufacturing Execution-System (MES) des Anbieters Guardus Solutions AG in den Bereichen dezentrale Qualitätsdatenerfassung, Werkerselbstkontrolle und Kennzahlenanalyse. Unternehmen mit großen Produktions- und Lagerflächen stehen oftmals vor der Herausforderung, im Zuge der Prüfdatenerfassung weite Strecken zurücklegen zu müssen. Hinzu kommt, dass dort, wo sich gelagerte Ware befindet, häufig kein MES-Arbeitsplatz zur Veerfügung steht. Deshalb werden Daten vielfach einfach notiert, um später im Qualitätsmanagement-System nachgetragen zu werden.
Diesem zeitaufwändigen und fehleranfälligen Arbeitsablauf bereitet ein mobiles Manufacturing-Execution-System ein Ende: Der Anwender nimmt einen Tablet-Computer zur Hand, begibt sich zur Ware und erfasst die relevanten Qualitätsdaten nach dem MES-Prüfplan. Seine Eingaben werden dabei direkt an das zentrale Rechenzentrum gesendet. Auch im Bereich der Werkerselbstkontrolle bietet der ortsungebundene System-Einsatz Vorteile: Hier kann der mobile Zugriff auf die elektronische Fehlersammelkarte, die SPC-Regelkarte oder das Hallenlayout etwa von Guardus MES den gesamten Prüfverlauf deutlich beschleunigen. Abweichungen in der Linie lassen sich am Tablet-Computer an Ort und Stelle erkennen beziehungsweise per Touchscreen-Oberfläche bequem erfassen und stehen damit umgehend zur Auswertung bereit. Auch für die Analyse von Kennzahlen oder ‚Key Performance Indicators‘ (KPI) bietet sich der Einsatz mobiler Endgeräte an. Der Anwender ruft sein MES-Kennzahlen-Cockpit auf und lässt sich die für ihn relevanten KPI am Bildschirm anzeigen – während einer Besprechung vor Ort beim Kunden oder Lieferanten, im Shop Floor oder bei einem Audit.
Terminal-Server: Zentrale Instanz für Anwendungen
Viele Industrieunternehmen verfügen bereits heute über die technischen Infrastruktur, um Unternehmensdaten ohne lokale Software- und Datenhaltung bereitzustellen. Eine weit verbreitete Systemtechnologie ist dabei die Terminal-Server-Architektur. Das Prinzip: Über so genannte Sessions versorgt eine zentrale IT-Infrastruktur die angeschlossenen Client-Computer oder Terminals mit Anwendungsprogrammen. Das zentrale Host-System kann dabei beispielsweise Funktionen und Daten von MES, Enterprise Resource Planning- (ERP) oder Product Lifecycle Management-Systemen (PLM) liefern. Die Terminals stellen die angebotene Information lediglich grafisch dar, alle Tastatur- oder Mauseingaben werden direkt an den Host ‚zurückgespielt‘. Die Ausführung der Software-Anwendungen sowie die Datenspeicherung findet somit ausschließlich auf dem Host-System statt. So gut der Terminal-Server-Ansatz klingt, hat er dennoch seine Tücken, wenn es um Mobile Computing geht: Auf jedem Endgerät muss ein Terminal-Server-Client installiert sein, damit es sich am Netzwerkverbund beteiligen kann. Dieser Client verlangt ein windows- oder linuxbasiertes Betriebssystem, was die Flexibilität bei der Wahl der Endgeräte massiv einschränkt.
Dieser Nachteil lässt sich mit dem weiterführenden Technologie-Ansatz der virtuellen Desktop Infrastrukturen (VDI) lösen. Die technische Funktionsweise einer VDI ähnelt der Terminal-Server-Architektur mit dem Unterschied, dass keine Client-Software benötigt wird. Auf diese Weise kann der Anwender beliebige Endgeräte nutzen – sei es ein Laptop, ein Smartphone oder ein Tablet-Computer. In einer zentralen IT-Umgebung werden alle Programme, Daten und Zugriffsberechtigungen für Benutzer beziehungsweise eine organisatorische Rolle konfiguriert und nach erfolgreicher Authentifizierung von Hardware und Anwender via Internet auf das gewünschte Endgerät übertragen.
Einheitlicher PC-Arbeitsplatz an jedem Endgerät
Das Ergebnis: Der Anwender hat seinen gesamten PC-Arbeitsplatz als virtuellen Rechner mit der vollen Funktions- und Datentiefe seiner Anwendungen immer und überall dabei – ohne Software oder Daten auf dem Endgerät vorzuhalten oder die Bedienung einer neuen mobilen Anwendung erlernen zu müssen. Ein weiterer Vorteil virtueller Desktop-Infrastrukturen besteht darin, dass Zeit- und Geldaufwand für Administration, Hardwarebeschaffung sowie Kundendienst deutlich sinken. Darüber hinaus steigt die Datensicherheit und -integrität dank der zentralen Datenhaltung. Wie bei jeder Technologie gilt es jedoch, die Grenzen des sinnvollen Einsatzes virtueller Strukturen zu bedenken. Zu den kritischen Faktoren im Bereich virtualisierter IT-Umgebungen zählt neben der Hochverfügbarkeit der zentralen IT auch die Ergonomie: Eine komplexe Unternehmensanwendung lässt sich auch auf einem Smartphone aufrufen, doch ob dies sinnvoll ist, sollten Anwender vor dem Einsatz einer entsprechenden Lösung gründlich abwägen. Auch die Erfassung großer Datenmengen kann auf Touchscreen-Oberflächen durchaus zur Herausforderung werden. Somit ist es wichtig, den Einsatzzweck einer mobilen Unternehmensanwendung klar zu definieren, damit die Mobilität und die damit einhergehende Echtzeit in der Datenbereitstellung spürbaren Mehrwert bringt. Moderne MES-Lösungskonzepte unterstützen bereits heute die benötigten Technologiestrukturen.
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