Evaluierung in der realen Fabrik

Im Werk entsteht derzeit ein Fertigungsumfeld auf der Grundlage standardisierter, Industrie 4.0-tauglicher Hard- und Software. Die Anlagenmodule, Scanner, Laserprinter, Sensoren et cetera der SMT-Linien von Limtronik werden รผber das Integrationsmodul des Software-Anbieters und Standard-Anlagenschnittstellen angekoppelt. Damit konnte das Schnittstellenproblem gelรถst werden, mit dem viele Unternehmen der Branche konfrontiert sind. Die Prozess- und Maschinendaten der einzelnen Anlagenmodule werden รผber Messwerte von prozessbezogenen Sensoren zur Messung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit ergรคnzt. Die Sensordaten erfasst das Modul des MES-Anbieters ebenfalls und รผbermittelt sie an die Anwendung fรผr Echtzeit-Analyse in der produktionsnahen Software. GemรครŸ Schichtkalender und den einsatzfรคhigen Betriebsmitteln รผbernimmt ein Advanced Planning & Scheduling-Modul (APS) die Feinplanung von Auftrรคgen unter Berรผcksichtigung verschiedener ‚Constraints‘ wie Maschinen- und Materialverfรผgbarkeit oder produktive Zeiten. Die Planungsfunktion arbeitet mit den vom MES zur Verfรผgung gestellten Daten und kann in nahezu Echtzeit auf Verรคnderungen in der Fertigung reagieren.

Innerbetriebliche Materialflรผsse steuern

Neben dem MES-Device kommt ein weiteres Hardware-System fรผr den Wareneingang zum Einsatz: das iTac.smart.receiving-device. Sรคmtliche Materialgebinde zu erfassen, ist der erste Schritt einer logistischen Prozesskette und kann die Grundlage fรผr eine durchgรคngige Materiallogistik, Qualitรคtssicherung und Traceability bilden. Das Device erstellt eine spezifische Identifikationsnummer fรผr die angelieferten, verpackten Materialien im Wareneingang und ordnet dem Materialgebinde Daten wie Materialbezeichnung, Materialnummer, Menge, Herstelldatum, Hersteller-Charge, Fertigungsort, Verfallsdatum oder Feuchtigkeitsklasse (MSD) automatisch zu. Die Materialdatenbestรคnde kรถnnen auch รผber standardisierte ERP-Schnittstellen der MES-Lรถsung an die Unternehmensanwendungen der Abnehmer รผbermittelt werden. Die Schaltzentrale der Industrie 4.0-Evaluierungsumgebung bildet Release 8.00 der MES-Suite, die nun Java 8 unterstรผtzt. Ebenfalls neu im System ist ein skalierbares Business Intelligence-Portal (BI) fรผr produktionsnahe Big Data-Anwendungen.

Mit den neuen Funktionen sind die Projektpartner einen Schritt weiter, um รผber prozessรผbergreifende Daten-Analyse-Techniken (Data Mining) auf Basis der erfassten Maschinen-, Betriebsmittel- und Prozessinformationen Fehlerursachen eigenstรคndig zu erkennen und in einem Regelkreis automatisiert zu verbessern. Die Organisation autonomer ad-hoc-Vernetzungen zwischen einzelnen Anlagen bedarf jedoch herstellerunabhรคngiger Kommunikationsstandards und stellt iTac und Limtronik vor Herausforderungen, die sich nur mit Unterstรผtzung der Anlagenhersteller lรถsen lassen. In diesem Kontext wird derzeit analysiert, inwieweit OPC UA als ein Machine-to-Machine-Kommunikationsprotokoll oder andere Standards in der Elektronikfertigung eingebunden werden kรถnnen. Seit Projektbeginn hat sich um das Projekt ein Konsortium mittelstรคndischer Unternehmen zusammengetan, das aus Anlagen- und Softwareherstellern wie der In-GmbH und Dualis GmbH IT Solution besteht. Im Fokus steht die gemeinsame Arbeit an der realen smarten Fabrik im Branchensegment Elektronik. Denn insbesondere im Mittelstand ist die Elektronikproduktion durch eine hohe Variantenanzahl mit vielen Produktwechseln gekennzeichnet. Nun sollen Algorithmen entwickelt werden, welche die qualitรคtsbeeinflussenden Faktoren aus der Flut der Daten einer Elektronikfabrik automatisch ermitteln kรถnnen.