Den Trubel fest im Griff

Das Fraunhofer IPA zeigt auf der diesjährigen Logimat Methoden zur Produktionsplanung. Zu den wichtigesten gehört nach Ansicht der Wissenschaftler der digitale Schatten.

Bis vor einigen Jahren reichte es aus, wenn Unternehmen ihre Produktionsstruktur etwa einmal im Jahr änderten. Heutzutage ist auf den Shop Floors einiges mehr los. Insbesondere der Trend zur Individualisierung erfordert es, ständig Maschinen umzustellen, die Produktionsabläufe anzupassen und neue Bauteile und Werkzeuge einzuführen. Mit welchen Mitteln Unternehmen dabei den Überblick behalten können, zeigt das Fraunhofer IPA am 16. März beim Forum ‚Die selbststeuernde Produktion‘ auf der Logimat.

Zu den wichtigsten Methoden der zukunftsfähigen Produktionsplanung gehört der digitale Schatten. Darunter fallen alle Entwicklungen, die die Realdaten aus der Fertigung mit Planungsdaten zusammenbringen. Ziel ist, feste Muster abzuleiten und die Produktion voraussehbar zu machen. „Ein digitaler Schatten lässt sich zum Beispiel erzeugen, indem man mit einem Lasercanner das Fabrikumfeld aufnimmt und anschließend mit Simulations oder Planungstools neue Objekte einbindet“, weiß Michael Lickefett, Abteilungsleiter Fabrikplanung und Produktionsmanagement am Fraunhofer IPA. So lasse sich überprüfen, an welcher Stelle Kollisionen entstehen und was umgestellt werden muss.

Logistiktechnik muss flexibler werden

Auch die Logistiktechnik muss sich flexibel und automatisch an das Umfeld anpassen. Eine Technologie, die hierfür an Bedeutung gewinnt, sind Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF). Anders als Montagebänder können sie die Bauteile flexibel von Station zu Station bringen, ohne dabei eine bestimmte Reihenfolge einzuhalten. Damit das FTF weiß, wohin es fahren muss, sind sensorbasierte Umgebungserkennungen und -karten sowie die Anbindung an eine Cloud erforderlich.

Das Fraunhofer IPA entwickelt seit mehreren Jahren FTF für unterschiedliche Anwendungen. „Im Projekt Arena2036 haben wir schon Konzepte für die Automobilproduktion umgesetzt“, sagt Lickefett. Nicht zuletzt spielen Apps für die Produktionsplanung eine wichtige Rolle. Viele verfügen über ähnliche Funktionalitäten wie ein MES, müssen aber nicht monatelang implementiert werden. „Der Nutzer sucht sich den gewünschten Service aus und kann sofort loslegen“, so Lickefett.

Beispielsweise ermöglicht die ‚Instant MES App‘ klassisches Tracking und Tracing. Mit dem Tool lassen sich alle Produktionsschritte per Scan aufzeichnen. Der Anwender erkennt stets, wo sich ein Werkstück gerade befindet. Auch das am IPA entwickelte System ‚Sense & Act‘ erleichtert die Planung und Steuerung der Produktion. Es erlaubt dem Mitarbeiter, feste Regeln unter anderem für die Verknüpfung einzelner Prozessschritte festzulegen.

Bedarfsgerechte Unterstützung auf mehreren Wegen

Das Fraunhofer IPA unterstützt und begleitet große Unternehmen und KMU bei der Einführung neuer Technologien. „In verschiedenen Programmen zeigen wir Firmen, welche Konzepte es gibt und was sich für ihre Situation eignet“, sagt Michael Lickefett. Dazu zähle zum Beispiel das Mittelstand-4.0-Kompetenzzentrum Stuttgart, das Industrie-4.0-Assessment oder das Applikationszentrum Industrie 4.0, eine vom BMBF zugelassene Industrtie-4.0-Testumgebung für neue Anwendungen.

(Quelle:Fraunhofer IPA/Bild:Rainer Bez/Fraunhofer IPA/Universität Stuttgart)







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