Im Bild: Reinhard Knapp, Produktmanager bei der Aucotec AG. Bild: Aucotec

Mehr Zeit fürs Wesentliche

Der kooperative Ansatz greift bereits im Tendering-Prozess für eine Anlage. Die immense Komponenten-Vielfalt fordert den Ausschreiber ohnehin heraus, doch der Vergleich der Angebote kann kluge Köpfe für Wochen binden. Wenn die Anbieter auf Basis vorgegebenen Projekts in einem datenbankbasierten System ihre Spezifikationen eingeben, ist nicht nur ein automatisierter Vergleich der verschiedenen Anbieterdaten möglich, sondern der später ausgewählte Lieferant kann seine Spezifikationen für das weitere Engineering nutzen. Das spart Arbeit. Noch mehr Zeit lässt sich durch wiederverwendbare Standards gewinnen. Anstatt mit dem Kopieren alter Projekte Fehler weiterzureichen, stellen Fachleute geprüfte Funktionsbausteine in der Datenbank eines Engineering-Systems bereit, was wertvolles Wissen sichert. Mit solchen Bausteinen lassen sich reale Anlagen sogar von Mitarbeitern konfigurieren, die kein Detailwissen haben, zum Beispiel für Vertriebszwecke. Auch diese Konfiguration wäre für die spätere Ausarbeitung der Anlage nutzbar.

Alle nötigen Informationen

3D-Systeme sind Informationslieferanten auch für Ingenieure, die keine 3D-Profis sind. Sie können sich mit einer bidirektionalen Kopplung sowohl alle nötigen Informationen holen als auch jegliche Änderung des Engineerings direkt an das 3D-System zurückspielen – wenn ihre Anwendungslandschaft diese Kooperation zulässt und die Datenbank die 3D-Informationen mit verwalten kann. Gerade in größeren Projekten, an denen mehrere Mitarbeiter simultan arbeiten und häufig Daten mit Externen austauschen, ist konsistentes Änderungsmanagement ein Muss. Hier ist es erforderlich, dass ein System das sofortige Erkennen von Änderungen, ihr gezieltes Abarbeiten und die Verfolgung der Fortschritte ermöglicht. Eine gemeinsame Datenbasis für alle minimiert dabei die Gefahr teurer Missverständnisse. Im Anlagen-Lebenszyklus ist es zudem unabdingbar, dass die Dokumentation immer aktuell ist, auch oder gerade wegen Umbau- und Wartungsarbeiten.

Zum Teil überlappen sich mehrere Umbauprojekte. Unterschiedliche Disziplinen müssen sich dafür koordinieren und ihre Ergebnisse zusammenführen. Eine ‚Single Source of Truth‘ stellt sicher, dass alle den gleichen Informationsstand haben und erlaubt die konsistente Integration umgearbeiteter Projekte. In einer inhomogenen Toollandschaft ist eine zuverlässige und effizient leistbare As-built-Dokumentation praktisch unmöglich. Auch bei der Wartung fallen regelmäßig Änderungen an. Wenn sie, wie oft üblich, mündlich oder handschriftlich an das Engineering weitergegeben werden, sind sie schwer nachvollziehbar und gehen leicht verloren. Nicht so, wenn das Engineering-System ein leicht bedienbares Interface bereitstellt, mit dem Maintenance-Informationen direkt auf den Dokumenten vermerkt werden können. Möchte die Konstruktion die vorgeschlagenen Korrekturen übernehmen, so ist das mit der ‚Single Source of Truth‘ ohne Abstimmungsaufwand und Übertragungsfehler möglich.

Von der Idee zum Betrieb

Ob Kooperation mit Kunden und Zulieferern oder disziplin- und werkzeugübergreifend – auch global verteilt – in einem Unternehmen: Eine gemeinsame Datenbasis kann von der ersten Anlagenidee bis zum Betrieb Durchgängigkeit, Konsistenz und Effizienz sicherstellen. Änderungen werden zentral erfasst und Beteiligten unmittelbar bereitgestellt, und zwar in ihrer grafischen Darstellung, der Listenbearbeitung und ihrer hierarchischen Struktur, denn das sind nur unterschiedliche Repräsentanzen des zugrundeliegenden Anlagenmodells.