IT&Production: Welchen Mehrwert verspricht der Einsatz solcher cloudbasierten Services?

Weckesser: Der Mehrwert oder ‚Value Add‘ erfolgt vor allem durch intelligente Analysen. Wir stellen dazu im Rahmen unserer Data-Driven Services Anwendern über das Rechenzentrum auf Basis ihrer eigenen Daten sowohl Analysen als auch Entscheidungssupport zur Verfügung, bei Bedarf auch vor Ort. Im Kontext von Condition Monitoring besteht etwa die Möglichkeit, Motoren, Getriebe und Antriebsstränge zu überwachen und auf dieser Basis Vorhersagen zu treffen, wann eine Wartung erforderlich wird. Damit wird das Unternehmen im besten Fall nicht mit ungeplanten Ausfällen konfrontiert. Der Anwender erhält dazu etwa im Rahmen eines Monitoring-Service die Information ‚dieses Getriebe wird in vier Wochen ein Problem haben‘. Alternativ stellen wir direkt die Verfügbarkeit des Antriebsstrangs sicher und koordinieren die Instandhaltungseinsätze.

IT&Production: Das klingt nach komplettem Outsourcing. Auf welche Weise kann der Betrieb dabei auf seine Daten zugreifen?

Weckesser: Der Anwender hat vollen Zugriff auf die erfassten Daten und kann somit auch auf Basis eigener Anwendungen Analysen durchführen. Wir stellen beispielsweise einem OEM eine Plattform zur Verfügung, um 10.000 Maschinen rund um die Welt zu überwachen und in Echtzeit auf diese Daten mit eigener Domain- und Analytics-Kompetenz zuzugreifen. In vielen Bereichen können wir aber auch Analytics im Sinne einer ‚Platform-as-a-Service‘ anbieten. Denn vielen Betrieben ist es schlicht zu teuer, eine eigene Plattform für den weltweiten Zugriff aufzusetzen. Wir nutzen diese Dienste übrigens auch selbst – beispielsweise für die Motoren- und Getriebefertigung.

IT& Production: Beim Rückgriff auf die Cloud stellt Sicherheit einen zentralen Faktor dar …

Weckesser: Datenintegrität ist in diesem Kontext ein essenzieller Punkt. Dabei steht im Fokus, einerseits jede Art von Daten zu handhaben, andererseits Security als inhärenten Bestandteil des Systems zu verankern. Dazu kommen Sicherheitsmechanismen für die Übertragung, Speicherung und Verarbeitung der Daten zum Einsatz. Außerdem achten wir darauf, dass der Anwender Eigentümer seiner Informationen bleibt. Wir als Anbieter werden nie Daten mit anderen Anwendern teilen. Analog zum Online-Banking können Online-Dienstleistungen für die Industrie nur funktionieren, wenn der Anbieter sicherstellt, dass Informationen vertraulich bleiben.

IT&Production: Wer sind die Anwender solcher Dienste?

Weckesser: Interessant ist der Zugriff auf entsprechende Services sicherlich für Endkunden, die komplette Fertigungsanlagen betreiben, etwa in Automobilindustrie, Brauereiwesen oder Chemiebranche. Cloudbasierte Monitoring-Services können sich jedoch gerade für kleine und mittelständische Betriebe rechnen, da sie lediglich minimale Integration vor Ort erfordern. Zudem lässt sich die Systemnutzung nach ‚Pay-per-use-Prinzip‘ abrechnen. Wir sehen derzeit im Bereich Condition Monitoring Anwender mit 100 überwachten Antriebssträngen genauso wie Mühlenbetreiber, die nur einen Antriebsstrang erfassen.

IT&Production: Condition Monitoring als Geschäftsmodell – was bedeutet das für Siemens?

Weckesser: Da Modell, Architektur und Lösungen bereits verfügbar sind, können wir auf einige 1.000 Applikationen und angebundene Anwender zurückblicken. Derzeit arbeiten wir stark mit unseren OEM zusammen, wollen den Bereich aber breiter ausrollen. Insbesondere steht dabei die Unterstützung durch Data Analytics im Fokus, da viele Unternehmen entsprechende Services nicht selbst unterhalten. Condition Monitoring ist dabei nur ein Teilaspekt, wir bieten entsprechende Services auch für Energiemanagement an und denken darüber nach, die Dienstleistung auf Produktions- und auftragsbezogene Services auszuweiten, um Verbesserungsinitiativen im Betrieb zu unterstützen. Das Prinzip des Lösungspakets bleibt dabei gleich: Daten werden aus der Fertigung erfasst und entweder ausgewertet oder zur Auswertung zur Verfügung gestellt. Denn was man nicht misst, kann man nicht optimieren.

IT&Production: Für den Anwender stellt sich damit auch die Frage, wie offen Schnittstellen von und zur Automatisierung aufgebaut sind.

Weckesser: Natürlich trifft man im Rahmen von Integrationsprojekten immer wieder auf proprietäre Systeme, auf die sich der Zugriff schwierig gestalten kann. Wir haben verständlicherweise nicht für alles heute eine Lösung. Wichtig ist die Kompetenz für offene Schnittstellen wie OPC und eine breite Erfahrung mit HMI. Zudem können wir über ein umfassendes Treiberangebot auf zahlreiche Systeme in der Fertigung entsprechend zugreifen. Um dem Anwender den Zugriff auf Shop Floor-Daten und auch die Datenmigration zu erleichtern, planen wir zudem langfristig die Virtualisierung der Data Center.







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