Computer Aided Quality

„Die Fährte zur Qualität nicht kalt werden lassen“

Die Gebra GmbH fertigt in Hennef und China Warndreiecke und Fahrzeugrückstrahler. Um als Automotive-Zulieferer am Markt bestehen zu können, muss das Unternehmen die Qualität der Produkte hoch halten. Dazu benutzt der Hersteller ein Qualitätssicherungssystem von Binserv.



Bild: Binserv GmbH

Wenn Wolfgang Weber über Qualitätssicherung spricht, dann gerne bildhaft, nah an der Praxis und unter Verzicht auf hochglanzpolierte Fachterminologie. Der geschäftsführende Gesellschafter der Gebra GmbH will von Partnern, Kunden und Mitarbeitern verstanden werden. Ein rasantes Wachstum fordert in den vergangenen Jahren den stetigen Kapazitätsaufbau in Hennef und China, um den Kundenanforderungen nachkommen zu können. Das Unternehmen befasst sich „mit der letzten Bastion der Sicherheit im Automobil“, wie Weber schildert: dem Warndreieck. Wenn nichts mehr am Auto funktioniert, sei man froh, wenn wenigstens das Warndreieck hilft. Gebra verkauft über fünf Millionen solcher Warndreiecke im Jahr.

Strenge Prüfungen

Auf dem Weg bis in die Autos müssen sich die reflektierenden Helfer strengen Prüfungen unterziehen. Anforderungen der Automobilhersteller, die auch noch weit oberhalb gesetzlicher Vorgaben liegen, müssen erfüllt werden. Die Ingenieure der Automobilschmieden testen die Produktfunktionalität und -langlebigkeit für einen weltweiten Einsatz unter diversen klimatischen Bedingungen, den Geruch mit gut geschulten Sinnesorganen und fahren Probe über unbequeme Schotter- Teststrecken auf der Suche nach jedem noch so leisen Knarzen des Kunststoffs. Nur den besten Produkten wird Erstausrüster-Qualität bescheinigt. Dafür braucht es präzise Arbeit, gerade bei dem Retro-Reflektor, oder Rückstrahler. Er bricht in tausend winzigen Prismen eines berechneten Winkels jedes noch so schwache Licht, bündelt es und wirft es ins Auge des Betrachters zurück. Bei Tageslicht als fluoreszierende Folie und bei Nacht und einfallendem Scheinwerferlicht vorbeifahrender Autos gleichermaßen. Die Präzision, mit der Gebra produziert, eröffnete ein neues Geschäftsfeld und legte den Grundstein für das Unternehmenswachstum: Mit dem Einzug der LED als Lichtquelle in modernen Kfz-Leuchten werden Rückstrahler von der Rückleuchte entkoppelt. 150 Mitarbeiter fertigen heute täglich über 10.000 Fahrzeugrückstrahler, die auch komplex geschwungenen Karosserieformen deutscher Premiumautomobile folgen. Dabei wachsen die Qualitätsstandards für die von außen sehr gut sichtbaren Fahrzeugteile und die Ansprüche der Automobilindustrie noch einmal an und mit ihnen die Forderungen an das Qualitätsmanagement. Um ihnen effizient nachzukommen, leisten Anwendungen für Computer Aided Quality Assurance wertvolle Unterstützung.

Periodische Entnahmen

Bei dem Kunststoffhersteller kommt eine entsprechende Lösung zum Einsatz, die schnell und leicht zu bedienen ist. Das Pflichtenheft sieht in der Praxis zunächst die periodische Entnahme von Proben vor, deren Messung im Bereich Zehntelmillimeter liegt. Dazu kommt die sichere Erfassung und Echtzeit-Bewertung der Messergebnisse. Das Ganze im laufenden Betrieb, mit überschaubarem Aufwand und von möglichst jedem Mitarbeiter durchführbar.



Das System Binforce Pro QS erfasst Messgrößen, wertet aus und informiert.
Bild: Binserv GmbH

An Abläufe angepasst

Der IT-Dienstleister Binserv aus Königswinter hat für diese Aufgaben das hauseigene Binforce Pro QS installiert, das sich an die Produktionsabläufe und Qualitätsprozesse vor Ort anpassen lässt. Der Anwender wird via Touch-screen und grafisch gestalteter Benutzeroberfläche barrierefrei durch den Prozess geführt. Schon beim Messvorgang werden die Daten validiert. Kommt es zu einem Messwert außerhalb der vorgegebenen Toleranzen, kann der Mitarbeiter zu einer erneuten Messung aufgefordert werden. Ist die Abweichung bestätigt, wird sofort in den laufenden Herstellungsprozess eingegriffen. Dabei ist die QS-Software webbasiert. Das bedeutet: Beliebig viele Nutzer an beliebig vielen Messstellen und Orten pflegen Daten ein und können sie in Echtzeit auswerten. Die Ergebnisse werden verschlüsselt über das Internet an einen zentralen Rechner übertragen. Ob die Eingabe von einem der über 300 Mitarbeiter in Deutschland oder am chinesischen Standort des Unternehmens vorgenommen wird, spielt keine Rolle. Die Software erlaubt auch eine flexible Erweiterung um zusätzliche Funktionen und lässt sich somit der Entwicklung des Unternehmens und neuen Ansprüchen an das Qualitätsmanagement anpassen. „Wir wollten die Fährte zur besten Qualität nicht kalt werden lassen“, sagt Weber über seine Motivation, jetzt auch über die Messwerterfassung hinausgehende Qualitätsdaten für den täglichen Produktionsprozess sofort nutzbar zu machen. Der Abbildung, Auswertung und Darstellung quantitativer Messmethoden folgt so auch die qualitative QS-Erfassung. Die Software informiert selbständig etwa an ein Smartphone über kritische Entwicklungen in der Produktion, in der Produktionssteuerung und an weiteren Schlüsselstellen des Unternehmens. Die QS-Software berechnet Kosten, vergleicht den Materialverbrauch mit der Anzahl tatsächlich auslieferbarer Teilmengen, kennt und identifiziert alle Maschinen und Mitarbeiter. Die dafür notwendigen Daten werden an Erfassungsterminals an der Produktionsstätte abgefragt, Fehleingaben lassen sich mit geführten Touch-screen-Workflows weitgehend ausschließen -nicht nur im Betrieb, Einkauf, der Buchhaltung oder Geschäftsleitung. Selbst beim Kunden vor Ort können sich die Ingenieure des Unternehmens heute bei Bedarf mit dem System via Laptop verbinden und zur Weiterentwicklung mit lückenloser Dokumentation beitragen. „Heute haben wir eine Datenbank und unzählige Ausgabemöglichkeiten“, sagt Wolfgang Weber.