Für Fertigungsunternehmen aller Branchen wird es immer schwieriger, die Lieferzeitpläne ihrer Kunden in allen Punkten zu erfüllen: Neben Qualitäts- und Dokumentationsvorgaben erschweren stundengenaue Anlieferungen sowie umfangreiche Verpackungs- und Kennzeichnungsvorschriften die Auftragserfüllung. Um zugleich wirtschaftlich und wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Produzenten ihre Bestände an Rohmaterial und Halbzeugen verringern. Wichtig für die Gestaltung entsprechender Abläufe ist, durch genaue Bestandskontrolle die Materialwirtschaft zu verbessern.
Bild: Plex Systems
Wenn Waren von einem Lagerort an einen anderen transportiert werden, muss in der Regel ein Mitarbeiter die zugehörigen Labels erstellen sowie von Hand Teilenummern, Mengen und Bestimmungsorte überprüfen, bevor der Transport an den neuen Lagerplatz beginnen kann. Dann müssen die gleichen Daten dem eingescannten, neuen Lagerort zugeordnet werden. Bei den komplexen Transportbewegungen von Rohmaterial, Halbzeugen, geprüften und ungeprüften Bauteilen in einer modernen Fertigungsumgebung führen manuelle Eingaben, unterschiedliche IT-Systeme sowie der Wechsel zwischen Papierinformationen und elektronischen Scannerdaten häufig zu Fehlern.
Zusätzlich zu diesen Problemen sorgt dieser herkömmliche Ansatz an sich schon für falsche Bestandsinformationen: Wenn beispielsweise ein Staplerfahrer aus einem 500 Stück enthaltenden Behälter 300 Fertigteile entnimmt und von A nach B umlagert, wird eine sofortige Abfrage der Bestände keine Veränderung zeigen, weil das Materialwirtschafts-System die Bewegung meist nicht in Echtzeit registriert. Deshalb könnte ein Logistik-Sachbearbeiter diese 500 Stück an Lagerplatz A für einen Versandauftrag einplanen, obwohl nur noch 200 Stück vorhanden sind. Derartige Fehlbestände treten immer dann auf, wenn die realen Warenbewegungen zwischen Lager, Fertigung und Versand nicht in Echtzeit gebucht werden können.
Höhere Genauigkeit durch zuverlässigen Datenfluss
Damit Fertigungsbetriebe diese Probleme in den Griff bekommen, wurde das cloudbasierte Enterprise Resource Planning-System (ERP) Plex Online mit Funktionen für eine Bestandskontrolle in Echtzeit ausgestattet. So sorgt die Software dafür, dass der physische Lagerort der Waren immer dem im System verzeichneten Lagerplatz entspricht. Technisch gesehen enthält das System eine automatische Bestandsbilanz, die eine Seriennummern-Datei mit Bestandsteilen, Mengen und Lagerorten in Echtzeit aktualisiert.
Bei jedem Transport werden Barcodes mit Seriennummern, Lagerorten und Mengen eingescannt und an das System übertragen, wo die automatische Aktualisierung erfolgt. Negative Bestände gehören damit der Vergangenheit an: In den Prozessen der Lagerwirtschaft kommt es nicht mehr zu den beschriebenen Abweichungen zwischen tatsächlichen Lagerorten und Beständen und den für Einkauf, Produktion und Materialwirtschaft zugänglichen Daten. Ein Großteil der manuellen Eingaben entfällt – ebenso wie die damit üblicherweise verbundenen Fehler, etwa die Addition verschiedener Bestände an unterschiedlichen Lagerorten unter einer Warennummer.
Materialbedingte Produktionsunterbrechungen, ein Krisenszenario für jeden Fertigungsbetrieb, lassen sich durch dieses Vorgehen wirksam eindämmen. Sinkt der Materialbestand unter einen zuvor definierten Mindestwert, erhält der verantwortliche Manager eine Benachrichtigung und kann für Abhilfe sorgen. Unter diesen Voraussetzungen lassen sich Bestandspuffer abbauen, die in vielen Betrieben zur Sicherheit angelegt werden. Durch die höhere Genauigkeit der Bestände wird so die Vorratshaltung verringert. Durch die gleichzeitig steigende Umschlaghäufigkeit erreichen Betriebe ein weiteres wichtiges Ziel: Die Kapitalbindung bezüglich Roh- und Hilfsstoffen sinkt. Die Bevorratung teilfertiger Produkte kann sich damit noch flexibler nach Wirtschaftlichkeit der Losgrößen, rationeller Variantenfertigung und Häufigkeit der Lieferabrufe richten.
Vorteile der automatischen Materialverfolgung
In den Vereinigten Staaten nutzen bereits zahlreiche Fertigungsunternehmen die neuen Funktionen des Cloud-Systems für eine bessere Materialverfolgung. Der amerikanische Automobilzulieferer Newman Technology beispielsweise verließ sich lange Zeit auf manuelle Dateneingaben, um Transporte innerhalb des Unternehmens zu dokumentieren.
Bei 700 Arbeitern, die jeden Tag Hunderttausende von Komponenten in vier Fabrikgebäuden an zahlreichen Fertigungslinien produzieren, war dies allerdings mühsam: Allein drei Vollzeitkräfte wurden abgestellt, um Negativbestände und Fehler aufzudecken und auszugleichen. Jeden Tag druckten sie einen Report aus und zogen damit durch alle Fertigungsbereiche, um fehlendes Material zu finden und zu zählen. Dann erst konnte sie die Bestände konsolidieren und den aktuellen Lagerorten zuordnen. Durch den Einsatz der Online-Lösung sowie der integrierten, automatischen Materialverfolgung verbesserte sich diese Situation in kürzester Zeit.
Das System registriert automatisch sämtliches Material in den vier Fabrikgebäuden mit 220 Bearbeitungszentren und sorgt für einen Überblick in Echtzeit. Täglich werden rund 330.000 Komponenten angeliefert, 100.000 fertige Produkte verlassen das Unternehmen. „Die neue Bestandskontrolle in Echtzeit bringt uns mit höherer Effizienz und Flexibilität einen enormen Mehrwert. Wir wissen immer genau, wo sich das Material in unseren verschiedenen Hallen befindet. Wir haben jetzt die Sicherheit, dass die Bestände in unserem System den tatsächlichen Beständen entsprechen. So bleiben uns komplizierte Arbeitsabläufe zum Aufspüren von Negativbeständen erspart“, sagt Mark Williams, Fertigungsingenieur bei Newman Technology.
Hohe Verfügbarkeit auf einheitlicher Datenbasis
Zudem steht – eine stabile Online-Anbindung vorausgesetzt – ein Cloud-ERP an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr zur Verfügung. Ohne Stillstandzeiten durch die Replikation von Datenbanken, Hardware-Upgrades aufgrund gestiegener Datenmengen oder Nacharbeiten nimmt das System ständig aktuelle Bestandsdaten entgegen. Ebenso können Manager und Mitarbeiter rund um die Uhr auf die aktuellen Informationen über die Anlieferungen, Umlagerungen und Auslieferungen von Waren zugreifen. Auch die Werker vor Ort am Control Panel profitieren von einem ständigen Überblick über alle Vorgänge in ihrem Bereich: Der Echtzeit-Informationsabruf setzt direkt bei der grafischen Abbildung vorhandener Maschinen in der ERP-Lösung an. Ein Ampelsystem zeigt Anwendern im Browser die einzelnen Maschinenzustände an. Werkzeug- und Materialdaten, Gutstücke und Ausschuss, vorhandene NC-Programme und Paletten lassen sich abrufen und beeinflussen.
Ein weiterer, strategischer Vorteil von Cloud-Lösungen liegt darin, dass alle Anwender eines erweiterten Unternehmens auf der gleichen, zentral betriebenen Infrastruktur und Lösungs-Umgebung arbeiten. Schnittstellenprobleme, unterschiedliche Interpretationen gleicher Daten oder Anpassungsschwierigkeiten verschiedener Software-Versionen lassen sich damit ebenso vermeiden, wie die Inkonsistenz aus kundenspezifischen Erweiterungen einzelner Betriebsstätten. Für die Entscheidungsträger bedeutet dies, dass Kennzahlen standortübergreifend einheitlich definiert werden. Bei Produktivitätsvergleichen, Entscheidungen für oder gegen einen Fertigungsstandort oder bei Vorbereitung von Investitionen sorgen von vorn herein konsolidierte, vergleichbare Daten für Transparenz und hohe Akzeptanz. Anstehende Entscheidungen können schneller getroffen, reibungsloser umgesetzt und nachhaltiger kontrolliert werden: Ein zentraler Wettbewerbsvorteil in einer Wirtschaftswelt, die sich scheinbar immer schneller dreht.
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