Aventics hat rund 20.000 Produkte rund um Antriebs-, Steuerungs-, Linear- und Montagetechnik im Portfolio. Bild: Aventics GmbH

Sportliche Vorgaben

Die Vorgaben für das komplexe Transitionprojekt waren äußerst sportlich, insbesondere der hohe Termindruck von nur sechs Monaten. Üblich bei dieser Größenordnung ist mindestens die doppelte Zeit. „Oberstes Ziel war es, die geschäftskritischen IT-Anwendungen in der Produktion, der Logistik und der Entwicklung nach dem ersten Juli 2014 unterbrechungsfrei ‚am Leben‘ zu halten ohne dass es in Folge der Umstellung zu Umsatzeinbußen auf Grund von Ausfällen kommt“, sagt Markus Heine, IT-Leiter von Aventics. Eine weitere Herausforderung für alle Beteiligten war neben dem großen Zeitdruck die notwendige enge Kooperation mit zwei weiteren Providern des Kunden, die andere IT-Teilprojekte übernommen hatten. „Genau hier konnten wir unsere Stärken optimal einbringen: Pragmatismus, Flexibilität, Geschwindigkeit, motivierte und kompetente Mitarbeiter sowie deren wertvolle Erfahrungen aus vergleichbaren Kundenprojekten waren die erfolgskritischen Faktoren“, ergänzt Jürgen Penth, der als Verantwortlicher für Business Development bei der Spirit/21 das Aventics-Projekt federführend begleitet hat.

Vertrag über fünf Jahre

Über den erfolgreich und termingerecht abgeschlossenen Umzug und den Neuaufbau der IT-Systeme hinaus übernimmt das IT-Unternehmen im Rahmen eines fünfjährigen Managed-Services-Vertrags auch den weiteren Betrieb der zentralen Server, Storage- und SAP-Systeme für Aventics weltweit im Rechenzentrum in Karlsruhe. Eine weitere wichtige Leistung, die die IT-Experten als nächstes zu erledigen haben, ist die Konsolidierung der komplexen Server- und Applikationslandschaft – im wesentlich bestehend aus zahlreichen unterschiedlichen SAP-Funktionen beziehungesweise -Komponenten, die in 26 logischen SAP-Systemen aufgeteilt sind und zunächst eins-zu-eins aus dem Bosch-Konzern ‚isoliert‘ und übernommen wurden.

 

Interview mit Markus Heine, IT-Leiter von Aventics in Laatzen

„Fast 100 Server neu aufgesetzt“, sagt Markus Heine von Aventics. Bild: Aventics GmbH

Herr Heine, welche IT-Applikationen werden heute im Wesentlichen bei Aventics eingesetzt?

Markus Heine: Neben speziellen Entwicklungs- und Engineering-Tools, die unsere Kunden zum Teil auch direkt über das Internet etwa zur Produktkonfiguration nutzen können, haben wir im Wesentlichen einen Online-Shop, verschiedene SAP-Systeme sowie Standard-Office-Software im Einsatz. Zudem werden neue Tools eingeführt, die die Zusammenarbeit und Kommunikation aller Mitarbeiter erleichtern. Dazu gehören Lync, ein Chat- und Telefonieprogramm, welches Webex ersetzen wird, und Microsoft Sharepoint. Wie kam das Projekt ‘Infrastar’ zustande und welche Schritte beinhaltete es? Heine: Ausgangslage war der Verkauf der Pneumatik an den neuen Eigentümer. Der erste Schritt zu Beginn des Carve Out-Prozesses Anfang 2012 war eine logische Trennung der Applikationen und Anwendungen von Bosch Rexroth. Grund dafür war, dass die Pneumatik eine eigene Anwendungslandschaft brauchte, um separierbar und somit verkaufbar zu sein. Einige Anwendungen haben wir da erst eingeführt, wie den Online-Shop, das Customer Relationship Management-System, ein eigenes Active Directory, also eine zentrale Benutzerverwaltung aller User, sowie ein separates E-Mail-System. Dieses Teilprojekt ist seit dem 1. Juni 2013 abgeschlossen. Parallel dazu wurde eine eigenständige zentrale IT-Abteilung für Aventics aufgebaut und weltweit organisiert.

Wie kam das Projekt ‚Infrastar‘ zustande und welche Schritte beinhaltete es?

Heine: Der Verkauf wurde am 1. Januar 2014 mit dem so genannten Closing abgeschlossen. Seitdem ist die Aventics GmbH rechtlich eigenständig. Zu dem Zeitpunkt hatten wir eigene Applikationen, waren aber noch vollständig in die IT-Infrastruktur des Bosch-Konzerns integriert. Eine Bedingung des Kaufvertrags war, innerhalb von sechs Monaten nach dem Abschluss die Bereiche Client-Management, den Aufbau eigener Netzwerke sowie eines eigenen Rechenzentrums eigenständig zu organisieren. Diese Übergangsphase wurde am Wochenende des 28. und 29. Juni 2014, an dem wir an 57 Standorten weltweit aus dem Bosch-Netzwerk ausgeschwenkt sind, erfolgreich abgeschlossen.

Wie viele Anwendungen und Services wurden insgesamt ‘umgezogen’ und gegebenenfalls konsolidiert, aktualisiert beziehungsweise neu aufgesetzt?

Heine: Fast 100 Server, 55 Terabyte Storage, diverse logische SAP-Systeme mit vielen Schnittstellen. Die Hardware wurde im Rechenzentrum der Spirit/21 komplett neu aufgesetzt.

Wie lief die Zusammenarbeit der Spirit/21 AG und auch mit den beiden anderen am Projekt ‘Infrastar’ beteiligten IT-Dienstleistern?

Heine: Uns war von Anfang an wichtig, dass die Dienstleister sehr eng und auch ohne uns als ständigen Vermittler zusammenarbeiten. Das hat nach anfänglichen kleineren Berührungsängsten aber sehr gut funktioniert. Für das Business ist diese enge Zusammenarbeit absolut notwendig, um Störungen sehr schnell beheben und neue Anforderungen zeitnah umsetzen zu können. Das ist auch in den Verträgen hinterlegt, lebt aber letztendlich von der guten Zusammenarbeit der beteiligten Personen, insbesondere der Service Delivery Manager aller drei Partner.