Bestandsaufnahme zu ‚intelligenten‘ Fertigungsprozessen

Zukunftsfähige Systeme im Fokus der deutschen Produktion

Technologien wie Cloud Computing und Big Data gelten als Treiber der ‚vierten industriellen Revolution‘. Wie weit diese Trends in der deutschen Fertigungsindustrie Fuß fassen, beschreibt die Studie ‚IT Innovation Readiness Index‘: Der Report beschreibt den Status quo der IT-Durchdringung im produzierenden Mittelstand und zeigt, dass die generelle Adaption von Industrie-4.0-Elementen voranschreitet. Allerdings offenbart die Untersuchung auch Defizite – vor allem bei der Cloud-Adaption.

Bild: Freudenberg IT

In der Bundesrepublik haben bereits 15 Prozent aller mittelständischen Fertigungsunternehmen mit quasi selbststeuernden, dezentral vernetzten Produktionsprozessen die Weichen in Richtung Industrie 4.0 gestellt. Dies geht aus einer aktuellen Studie der Marktforschungsfirma Pierre Audoin Consultants (PAC) im Auftrag des IT-Dienstleisters Freudenberg IT hervor. Für die repräsentative Untersuchung wurden im Jahr 2013 rund 140 Produktionsleiter und IT-Entscheider in deutschen Fertigungsbetrieben befragt – 48 Prozent davon mit weniger als 500 Mitarbeitern und 52 Prozent mit einer Belegschaft unter 5.000. 38 Prozent der teilnehmenden Unternehmen stammen aus dem Maschinen- und Anlagenbau, 28 Prozent aus der Automobilindustrie und 33 Prozent aus sonstigen Fertigungsbranchen.

Bereitschaft für neue Konzepte unterschiedlich ausgeprägt

Vorreiter in Sachen Industrie 4.0 sind der Studie zufolge vor allem Automobilzulieferer mit einer Unternehmensgröße oberhalb von 500 Mitarbeitern. Ein Grund dafür dürfte der überdurchschnittlich hohe Innovationsdruck sein, der in dieser Branche von den großen Auftraggebern am Ende der Supply Chain ausgeht: Automobilzulieferer müssen schon heute in der Lage sein, bei ihren Abnehmern eine bedarfssynchrone Produktion sicherzustellen. Die dafür notwendige Flexibilität erreichen sie offenbar am besten durch selbststeuernde Prozesse in der Fertigung. Anders stellt sich die Situation im Maschinen- und Anlagenbau dar: Hier haben erst neun Prozent aller Unternehmen selbststeuernde Fertigungsprozesse etabliert – in der Automobilindustrie sind es bereits doppelt so viele. 61 Prozent der befragten Maschinen- und Anlagenbauer halten Selbststeuerung und dezentrale Vernetzung von Produktionsprozessen im Hinblick auf ihre Wettbewerbsfähigkeit sogar für ‚eher uninteressant‘. Im Automotive-Sektor liegt dieser Wert nur etwa halb so hoch. Deutliche Unterschiede zwischen beiden Branchen zeigt die Studie auch bei einem weiteren Indikator: ‚Intelligente‘ Produktionsanlagen setzen 80 Prozent bei Automobilzulieferern, aber nur 31 Prozent der Firnem im Maschinen- und Anlagenbau ein. Dabei stellen intelligente Anlagen einen Indikator für die Industrie 4.0-Reife eines Unternehmens dar, weil Anlagenintelligenz zu den Grundvoraussetzungen für weitgehend selbststeuernde Fertigungsprozesse zählt. Zudem können intelligente Produktionsanlagen unmittelbar greifbaren Nutzen stiften – zum Beispiel höhere Anlagenverfügbarkeit durch automatisch ausgelöste Wartungsanforderungen.

Rasanter Datenanstieg in der Produktion erwartet

Branchenübergreifend sieht weit mehr als die Hälfte der Befragten in der permanent steigenden Datenflut in der Produktion eine der großen Herausforderungen der Zukunft. Besonders stark wächst das Datenaufkommen der Studie zufolge voraussichtlich in den Bereichen Lager- und Transportlogistik, fertigungsnahe Prüfdaten, Qualitätskennzahlen, im Service und Support sowie in der Personaldisposition. Die Herausforderung ergibt sich dabei aber keineswegs nur mit Blick auf eine kosteneffiziente Speicherung, Auswertung und Archivierung: Je mehr Messfühler und Stellglieder von Anlagen und Maschinen in das Internet der Dinge integriert werden, desto größer wird die Menge an Beziehungs- und Bewegungsdaten. Hinzu kommt, dass diese Daten im Sinne einer selbstorganisierenden Fertigungssteuerung oftmals in Echtzeit ausgewertet werden müssen – womit klassische Software-Werkzeuge vielfach überfordert sind. Entsprechend erwarten die Studienautoren, dass In-Memory-Anwendungen auch in Produktionsbetrieben künftig verstärkt Einzug halten.