Erst die Studie, dann der Neustart

Im Rahmen seines Studiums untersuchte Matthias Stickel – er übernahm 2012 die Position des Geschäftsführers von seinem Vater – den Anbietermarkt. Er suchte nach einer projektorientiert arbeitenden Lösung, in der sich Aufträge mit möglichst geringem Aufwand anlegen und transparent abwickeln lassen. Ob eine Software das zu leisten vermag, zeigt sich beispielsweise bei der Pflege des Artikelstamms. Das ist eine arbeitsintensive Daueraufgabe und in fast allen ERP-Systemen zwingend erforderlich. Die Wiederverwendung von Artikelnummern bringt jedoch vor allem klassischen Serienfertigern Vorteile, weil sie Bestände produzieren und Lagerartikel abverkaufen.

Ein Auftragsfertiger geht jedoch in der Regel projektbezogen vor und stellt geringe Stückzahlen mit hoher Teilevarianz her. Statt Stammdaten wie etwa Artikelnummern zu pflegen, kommt es dort eher auf das Gegenteil an – auf eine Softwarelösung, in der sich neue Projekte mit wenigen Daten anlegen lassen. So kann ein Auftragsfertiger schnellstmöglich operativ werden. „Mit AMS.ERP haben wir uns dann für ein besonders schlankes System entschieden, das ausschließlich für die Einzel- und Auftragsfertigung entwickelte wurde“, sagt Matthias Stickel. Dank dieser Spezialisierung sei die Software zu 98 Prozent im Standard nutzbar, was die Entscheidung für die Lösung maßgeblich beeinflusste.

Arbeit fast ausschließlich im Standard der Lösung

Schrittweise führte das Unternehmen das modular aufgebaute Auftragsmanagementsystem in allen Geschäftsbereichen ein. Nach sieben Monaten ging die Basisinstallation in den Echtbetrieb. Die Implementierung bestätigte die Ergebnisse des Auswahlverfahrens: Der Automobilzulieferer arbeitete fortan fast ausschließlich im Standard der Software. Dabei reicht die abgebildete Prozesskette von Vertrieb, Konstruktion und Arbeitsvorbereitung über Einkauf, Fertigung und Montage bis zum Versand. Hinzu kommen die kaufmännischen Aufgabenbereiche Zeiterfassung, Rechnungswesen und Personal.

Die wenigen Anpassungen des Systems beschränken sich auf das Berichtswesen, mit dem die Informationen des ERP-Systems handlungsorientiert verdichtet werden. Das Reporting geschieht sowohl projektspezifisch als auch über alle Aufträge hinweg. Unter anderem gewinnt der Zulieferer belastbare Informationen über die Entwicklung seiner Kapazitäten und Liefertermine. Die Berichte sind auf die unterschiedlichen Informationsbedürfnisse aller Geschäftsfelder ausgerichtet. Zusätzlich zum Prototypenbau geht es dabei auch um die Steuerung des Ersatzteile- und Kleinseriengeschäfts.

Informationen an zentraler Stelle verfügbar

Mit dem integrierten Auftragsmanagementsystem hat das Unternehmen sein Projektmanagement vollständig standardisiert. Dies zeigt vor allem der Umgang mit Informationen, die während des Auftrags entstehen. In der alten heterogenen Systemwelt hatten die einzelnen Projektmanager zwar vergleichbare, jedoch niemals identische IT-Werkzeuge, um ihre laufenden Projekte zu strukturieren. Im Vergleich dazu stellt das neue Auftragsmanagementsystem Projektinformationen unabhängig vom Bearbeiter an klar definierter Stelle bereit. „Somit ist zum Beispiel für die Fertigung auf einen Blick klar, aus welchem Material ein bestimmtes Teil zu fertigen ist oder wo sich die Umformwerkzeuge für dieses Bauteil aktuell befinden“, erklärt Matthias Stickel. Vormals seien hierzu immer wieder Rücksprachen notwendig gewesen, die zu spürbaren Verzögerungen in den Abläufen führten.

Das derart standardisierte Vorgehen bringt dem Zulieferer auch über die laufenden Aufträge hinaus Nutzen. Da sämtliche Informationen in einer einzigen Datenbank vorliegen, kann das Wissen aus abgeschlossenen Projekten einfacher wiederverwendet werden. Ein Prozess, der in der heterogenen Systemwelt mit erheblichen Suchkosten verbunden war. „Das ist zum Glück Vergangenheit“, sagt Matthias Stickel. Auch von den eigenen Kunden bekommt der Zulieferer positives Feedback, die Prozessorganisation kommt dort gut an. „Für uns sind solche Rückmeldungen Ansporn, um uns fortwährend weiter zu verbessern.“ Das integrierte Auftragsmanagementsystem sei dabei das zentrale Werkzeug. „Auch nach sieben Jahren Praxis mit dem System sehe ich eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie wir unsere Geschäftsabläufe optimieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit weiter steigern können“, sagt der Geschäftsführer.







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