Auf dem Weg zur Audit-Strategie
Prozessoptimierung durch Energie-Überwachung
Nachhaltigkeitsprogramme zeigen nicht nur die soziale Verantwortung eines Produktionsunternehmens. 'Grüne' Initiativen leisten auch einen Beitrag zur Konkurrenzfähigkeit eines Betriebes. Wer sich mit entsprechenden Geschäftsmodellen auseinandersetzt, findet zahlreiche Ansatzpunkte für Nachhaltigkeitsstrategien. Doch die Frage, wie Unternehmen nachhaltiges Energiemanagement am besten angehen, bleibt herausfordernd.

Einen wichtigen Schritt hin zu nachhaltiger Unternehmensführung stellt für viele Unternehmen ein Energie-Audit dar. Die Bandbreite reicht von Firmen, die Energiesparprogramme aufsetzen und strukturieren wollen über Industriebetriebe, die Anregungen für die Verbesserung bestehender Initiativen suchen bis hin zur Unterstützung von Unternehmensbereichen, die Ingenieurwissen etwa für die Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen im industriellen Umfeld benötigen. Auch für Fertigungsbetriebe, die von staatlichen Förderprogrammen profitieren wollen, kann sich ein Energie-Audit lohnen.
Der erste Schritt
Üblicherweise beginnt ein Audit mit dem Messen und Erfassen sämtlicher Wasser,- Luft-, Gas-, Elektrizitäts- und Dampfverbräuche einer Anlage. Im englischen Sprachraum hat sich hierfür die Abkürzung Wages (Water, Air, Gas, Electric and Steam) etabliert. Die so gesammelten Informationen können Unternehmen helfen, Maßnahmen zu identifizieren, um unter anderem durch reduzierten Energieverbrauch in einem zunehmend kompetitiven Umfeld bestehen zu können.
Wichtiger Erfolgsfaktor für Industrieunternehmen
Somit kommt ein Energie-Audit jedem Unternehmen zugute, das entsprechende Ressourcen verbraucht. Denn auch wenn vor allem die Bereiche Öl- und Gas-Gewinnung, Petrochemie, Metall- und Papierfertigung sowie Nahrung und Genussmittel zu den großen Energieverbrauchern zählen, benötigt jede Art von Fertigung Betriebsstoffe wie Strom oder Wasser. Schwankende Rohstoffpreise – die Kosten etwa für Rohöl können binnen Monatsfrist um bis zu 77 US-Dollar pro Barrel variieren – stellen damit ein Risiko und eine Quelle für Unsicherheit in der Unternehmensbilanz dar. Die unternehmensweite Verringerung von Verbräuchen reduziert die Abhängigkeit von Fertigern von Rohstoffpreisen, und kommt gleichzeitig dem Unternehmensimage zugute. Denn Verbraucher achten zunehmend auf die Umweltstrategie von Unternehmen. Das belegt nicht zuletzt die Tatsache, dass auch im Einzelhandel immer häufiger Angaben zum Energieverbrauch von Produkten ausgewiesen werden. Nachhaltige Produktion entwickelt sich derzeit zu einem wichtigen Faktor für den Geschäftserfolg von Industrieunternehmen.
Sparpotenzial in vielen Unternehmensbereichen
Energie-Audits helfen Unternehmen auch dabei, einen umfassenden Überblick zu ihren Geschäftsprozessen zu erhalten. So zeigt ein Audit bei dem Automatisierungsanbieter Rockwell Automation zahlreiche Einsparpotenziale auf. Das Unternehmen analysierte dazu in seinem Hauptsitz in nordamerikanischen Milwaukee die betrieblichen Abläufe – vom Shop Floor bis in die Labore für Forschung und Entwicklung. Die Anlage ist über 100 Jahre alt, ein Großteil der Bauten wurde ursprünglich als Fabrikhalle genutzt und anschließend zum Bürogebäude umfunktioniert. Daraus ergaben sich einige Herausforderungen an das Energiemanagement. So zeigte beispielsweise eine Untersuchung von Energiespitzenlasten und Stromrechnungen, dass das Unternehmen beim Verlegen des morgendlichen Anlaufens des Hochspannungslabors von zehn auf acht Uhr bis zu 15.000 US-Dollar pro Jahr durch das Verlagern von Lastspitzen in einen günstigen Stromtarif einsparen kann. Der Blick auf Personalbesetzung und verwandte Energieverbräuche brachte zudem ans Tageslicht, dass sich die Stromrechnung durch die Reduktion der Beleuchtung während der Weihnachtsferien erheblich senken ließ. Erst durch den Blick aus der Vogelperspektive auf die gesamte Anlage konnte das Unternehmen solche Änderungen identifizeren, die keine oder niedrige Investition bedeuteten, aber merkliche Einsparungen gestatten.
Audit-Projekte sind keine Einzelmaßnahmen
Vor der Entscheidung für einen Energie-Audit sollten sich Unternehmen im Klaren sein, dass effizientes Energiemanagement kein Einmal-Projekt darstellt. Um Verbräuche niedrig zu halten und langfristige Ersparnisse zu realisieren, gilt es Audits auf regelmäßiger Basis durchzuführen. Nur so lässt sich durchgehend überwachen, welche saisonalen Schwankungen Ressourcen beeinflussen, wo hohe Lasten und Ineffizienz auftreten und wie sich Änderungen im Fertigungsprozess auf den Energieverbrauch auswirken. Außerdem helfen regelmäßige Audits dabei, Angestellte zum Einhalten von Effizienzmaßnahmen zu motivieren.
Analyse-Umfang variiert von Betrieb zu Betrieb
Der erste Schritt eines Energie-Audits besteht in der Entscheidung, was in welchem Umfang beobachtet werden soll, welche Metriken zum Einsatz kommen und wie die Kennzahlen zur Bewertung des Ergebnisse aussehen sollen. Denn während der eine Hersteller einen Schwerpunkt auf Elektrizitätsverbräuche setzt, legen andere Betriebe den Fokus einer Verbrauchsanalyse auf den Office-Bereich und nicht die Produktion. Wiederum andere Unternehmen benötigen einen umfassenden Audit, der neben Wages-Verbräuchen auch weitere Schlüsselfaktoren für nachhaltige Produktion, wie etwa Abfallkreislauf, Produkt- und Arbeitsplatzsicherheit berücksichtigt.
Von der Verbrauchserfassung zur Energiestrategie
Je nachdem, welche Strategie der Fertiger verfolgt, sollte anschließend eine Arbeitsgruppe zusammengestellt werden, die jeden auditierten Geschäftsbereich repräsentiert. Dem Team sollte mindestens eine Person angehören, die den Anlagenbetrieb wie ihre Westentasche kennt, außerdem der Verantwortliche für Wartung und Betriebsstoffe sowie ein interner Projektleiter oder ein erfahrener Mitarbeiter mit dem Arbeitsgebiet Arbeitssicherheit, Saftey und Umweltschutz. Anschließend kann eine entsprechend qualifizierte Fachkraft – etwa ein Certified Energy Manager (CEM) – eine genaue Analyse der Energieverbräuche der Anlage durchführen. Auf Basis der vor Ort gesammelten Daten sowie einer umfassenden Prüfung der Betriebsstoff-Rechnungen der letzten zwei Jahre entsteht dann eine Management-Übersicht zum aktuellen Energieverbrauch im Unternehmen. Anschließend sollte das Projektteam mehrere Tage mit einer Überprüfung der Anlage verbringen um festzustellen, wo Sparpotenzial besteht. Als Ergebnis treten meist drei Arten von Einsparmaßnahmen zutage:
- Verhaltensänderungen sind einfache, kostengünstige oder kostenneutrale Lösungen, die die Energiebilanz merklich beeinflussen können. Dazu zählen etwa das Umlegen von Spitzenlasten in Zeiten günstiger Strompreise oder die Umstellung des Ladezyklus von Batterien für Gabellifte zu Schichtbeginn von simultanen zur versetzten Ladezeiten, um Stromspitzen zu vermeiden.
- Um kostengünstige Verbesserungsmaßnahmen einzuleiten, bieten sich auch Änderungen in der Programmierung der Automation an. Auf Anlagenebene umfasst das unter anderem die Verbesserung von Steuerungen oder den Einsatz neuer Automatisierungskomponenten, um die Energieeffizienz der Fertigung zu steigern. Dazu kann etwa der Einsatz von Frequenzumrichtern an einer Luftversorgungseinheit beitragen, oder die Isolierung von erdgasbetriebenen Heizelementen in der Fertigung, um den Brennstoffbedarf zu senken. Auch hier zeigen sich oftmals schnelle Einsparungen durch reduzierten Betriebsstoffverbrauch.
- Entsprechende Investitionen reichen von der Anschaffung von Boilern mit fortschrittlichen Steuerungen zur Verbesserung des Brennstoffverbrauchs bis zur Einrichtung von Solaranlagen oder anderen alternativen Energiesystemen zum Aufbau einer nachhaltigeren Anlagenversorgung. Obwohl diese Maßnahmen vergleichsweise teuer sind, kann sich hier langfristig hohes Sparpotenzial erschließen.
Sobald die passenden Lösungen identifiziert wurden, besteht der finale Schritt im Auditing-Prozess darin, die gewünschten Änderungen umzusetzen und langfristig voranzutreiben. Während viele Unternehmen entsprechende Projekte lediglich über einige Monate oder ein Jahr hinweg vorantreiben, liegt der Schlüssel zum nachhaltigen Unternehmenserfolg in der fortlaufenden Erfassung von Verbräuchen, um die Basis zur langfristigen Optimierung von Verbrauch und Kosten zu schaffen.
Nachhaltigkeit als Geschäftsanforderung
Fertigungsbetriebe stehen vor einem neuen Zeitalter – grüne Produktion entwickelt sich mehr und mehr vom Luxus zur kritischen Geschäftsanforderung. Anstatt einen weiten Bogen um Energiemonitoring zu machen, bietet es sich daher für zukunftsorientierte Unternehmen an, einen Energie-Audit als Startpunkt für eine umfassende Energiesparinitiative zu nutzen. Durch das Einrichten von grafischen Übersichten, die langfristige und tiefgehende Analysen der Verbräuche jedes Anlagenteils gestatten, können Firmen anhand einer transparenten Darstellung ihrer Anlagenausgaben durchgehende Anpassungen zur Prozessoptimierung durchführen. Rockwell Automation bietet dazu unter anderem die Lösung RS Energy Metrix an. Vielfach können so gewonnene Informationen Unternehmen helfen, vergleichsweise einfache Sparmaßnahmen zu identifizieren, die merkliche Auswirkungen auf die Bilanz haben.
Vom Audit-Messwert zur Geschäftskennzahl
Die Anwendung RS Energy Metrix von Rockwell Automation bietet Funktionen für webbasiertes Energiemanagement, um Daten aus Audit-Verfahren für Entscheider aufzubereiten. Dazu nutzt die Lösung Datenübertragungs- und Client-Server-Anwendungen auf Basis von Microsoft .NET-Technologie. Die Software-Suite gestattet Anwendern so, Energiedaten aus dem gesamten Unternehmensnetzwerk aufzuzeichnen und per Webbrowser via LAN oder WAN abzufrufen. Dazu wertet die Anwendung unter anderem Energie- und Produktionskosten aus, um Kostenanalysen auf Basis von tatsächlichen Verbräuchen in der Fertigung zu liefern. Ergänzende Auswertungen und die grafische Darstellung von Verbrauchsmodellen sollen die Entscheidungsfindung in Energiemanagement-Fragen unterstützen.