Asset Information Management (AIM)

Herausforderung Retrofit

Schlechtes Asset Information Management kann Anlagenbetreiber rund 1,5 Prozent ihres Jahresumsatzes kosten. Mit dem Mix aus Prozessen und IT können diese Ausgaben deutlich reduziert werden. Die so anfallenden Informationen bilden zudem eine gute Grundlage, alternde Werke effizient auf dem neusten Stand zu halten.



Bild: ©Nejron Photo – Fotolia.com

Projekte im Anlagenbau werden vor dem Hintergrund wachsenden Energiebedarfes weltweit komplexer. Zu den Herausforderungen bei der Projektierung zählen schwere Erreichbarkeit, große Entfernungen, schlechte Infrastruktur, schwieriges Gelände und Umweltprobleme. Hinzu kommen nicht selten steigende Kosten, Projektverzögerungen, politische Entwicklungen, neue und häufig unklare Gesetzesvorschriften, restriktive Investitionsvorgaben und Outsourcing. Ist der Neubau von Werken bereits kompliziert, stellt sich in vielen Unternehmen die Frage, wie diesen Faktoren bei vorhandenen Werken begegnet werden kann, die in der Praxis häufig lange über ihre ursprünglich angesetzte Laufzeit hinaus betrieben werden. Auch hier geht es darum, die Wirtschaftlichkeit etwa der eingesetzten Verfahren mit neuen Technologien immer wieder zu optimieren.

Laufzeiten verlängern

Zudem gilt es in alternden Werken, Gesundheits- und Sicherheits- sowie regulatorische Anforderungen kontinuierlich umzusetzen. Gelöst werden diese Aufgaben durch Management des Alterungsprozesses und der Laufzeitverlängerung (ALE). Ein häufiges Problem stellen hier die Betriebs- und Wartungsaufgaben dar: Oft nimmt die Vorbereitung der Arbeiten mehr Zeit in Anspruch, als eigentlich nötig wäre – und aufgrund schlechten Informationsmanagementes werden vor Ort immer wieder undokumentierte Probleme festgestellt.

In einer kürzlich von Techvalidate durchgeführten Erhebung gaben mehr als 50 Prozent der Befragten an, über 20 Prozent ihrer Arbeitszeit bei Vor-Ort-Einsätzen damit zu verbringen, Informationen zu suchen und zu überprüfen, statt die eigentlichen Aufgaben zu erledigen. Mit anderen Worten – ein Fünftel der Arbeitszeit der Fachkräfte wird so verschwendet. Die gleiche Befragung zeigte, dass aufgrund mangelhaften Informationszuganges nur 40 Prozent der Beschäftigten zuversichtlich waren, in einem Notfall die nötigen Angaben finden zu können. Dies kann erhebliche Gesundheits- und Sicherheitsrisiken verursachen. Vergleichbares gilt für Modifikationen und Turnarounds von Anlagen. Hier werden die Kosten in den kommenden Jahren voraussichtlich noch weiter steigen. Mit Asset Information Management (AIM) wollen Unternehmen die Vorbereitungs- und Ausführungskosten für Projekte dieser Art im Rahmen halten.

Wissensverlust vorbeugen

Alternde Werke gehen mit einer alternden Belegschaft einher, die wertvolles Wissen über die Anlagen besitzt. Erprobte Betriebsverfahren wollen Unternehmen über Generationen von Mitarbeitern hinweg nutzen. Dieses Know-how sollte daher bewahrt werden, wenn Mitarbeiter in Rente gehen und durch jüngere Kollegen ersetzt werden. Ansätze des Asset Information Managementes können helfen, Wissen zu technischen Anlagen zu erfassen und allen Mitarbeitern zur Verfügung zu stellen. Flankieren lässt sich diese Strategie mit Software, die Funktionen rund um die typischerweise anfallenden Aufgaben mitbringt. Der Software-Hersteller Intergraph hat eine solche Lösung im Portfolio.

Fehler kosten Geld

Soll eine entsprechende Initiative in Gang gebracht werden, erfordern die ‚unstrukturierten Informationen‘ besondere Aufmerksamkeit. Dazu zählen routinemäßige Instandhaltungen, Modifizierungen, Notfälle – also Ereignisse, deren Daten nicht als Teil einer regulären Struktur oder Routine gespeichert, gepflegt oder zugänglich gemacht werden. Unstrukturierte Informationen sind insbesondere in älteren Einrichtungen häufig anzutreffen, wo Daten und Wissen über die Laufzeit des Werks hinweg viele Male zwischen den Beteiligten ausgetauscht wurden. Asset Information kann in einer Vielzahl von Formaten vorliegen: in Excel-Tabellen, in Form von Zeichnungen auf Papier, Fotografien, Berichten, 2D- und 3D-Zeichnungen, in Datenbanken und so weiter. Darüber hinaus kann sie auf den verschiedensten Medien verwahrt sein: in Pappkartons voller Zeichnungen, auf CDs, USB-Sticks, den Festplatten der Mitarbeiter oder auf zentralen Servern. Ein extremes Beispiel ist der Fall, in dem das aktuelle R+I-Fließschema außen auf einen Schaltkasten aufgezeichnet war.

Integrität von Anlagen

Der erste Schritt, IT-gestütztes Asset Information Management nachträglich zu etablieren, verläuft in der Regel über die Erfassung der vorhandenen Informationen zu einem Werk – denn Informationswerte sind immer nur so gut wie das Fundament, auf dem sie stehen. Zum Einsatz kann dabei ein Laserscanner kommen, der in der Werksumgebung Maße und 3D-Koordinaten erfasst. Das Ergebnis ist eine Punktwolke, die genaue Angaben zum Werk beinhaltet. Diese stellen an sich bereits eine wertvolle 3D-Bestandsaufnahme des Werks dar, durch die eine direkte Visualisierung, Vermessung und Bewertung möglich wird. Darüber hinaus können Laserscans Truviews erzeugen – Panoramabilder in Fotoqualität, die hochgenaue Visualisierungen mit den Messfähigkeiten der Punktwolke im Hintergrund verbinden. Die Truviews können mit Hyperlinks ausgestattet werden, sodass etwa der Asset Information-Lösung von Intergraph Zwei-Wege-Verbindungen zu den Anlagendaten vorliegen.

Vom Scan zur Information

Aus den Laserscans können Software-Werkzeuge eine Datenbank erstellen, die über ein Zentralsystem für alle Mitarbeiter des Unternehmens zugänglich ist. Dadurch helfen Informationen den Mitarbeitern dort, wo Aufgaben aktuell anstehen. Diese Informationen müssen verwaltet werden, damit sie zuverlässig und auf dem letzten Stand bleiben. So wird ein virtuelles Abbild geschaffen, das den materiellen Wert eines Werks abbildet. Die durch das Scannen erzeugte Punktwolke bildet die Grundlage für die 3D-Modellierung innerhalb der Smart Suite von Intergraph. Das Werkzeug lässt sich dazu nutzen, intelligente Isometrien und Schemazeichnungen zu erstellen.

Erfassung ist nur der Beginn

Die Erfassung der Bestandssituation ist nur ein Teil der Lösung. Es kommt auch darauf an, ausschließlich den jeweils befugten Personen Zugriff auf benötigte Informationen zu gewähren. Dies wirft die Frage auf, wie die Lücke zwischen der Erfassung von Daten sowie der Restrukturierung vorhandener Unterlagen und Zeichnungen einerseits und der umfassenden Verfügbarkeit von Werksinformationen andererseits überbrückt werden kann. Hierfür ist die Anwendung Smartplant Fusion ausgelegt, ebenfalls von Intergraph: Mit ihr lassen sich nach der Phase der Datenerfassung Informationen in eine zentrale Umgebung überführen.

In dem Maße, in dem ein Sachwert einem Alterungs- und dynamischen Veränderungsprozess ausgesetzt ist, verändert sich auch die Dokumentation. Es müssen verschiedene Versionen von Zeichnungen und Dokumenten erstellt werden, wodurch es sich manchmal schwierig gestaltet, die beste Hauptversion zu identifizieren. Das ist die kritische Version eines Dokuments oder einer Zeichnung, die zur sicheren Ausführung von Betriebs- und Wartungsaufgaben benötigt wird. Bei aller Automatisierung bleibt eine zusätzliche physische Überprüfung erforderlich – die sich durch Softwareunterstützung vereinfachen und verbessern lässt.

So kann zum Beispiel ein Anlageteil überall dort angezeigt werden, wo es erwähnt wird – in Lastenheften, Wartungshandbüchern, Zeichnungen, Datenblättern, R+I-Fließschemata und so weiter. Die weitere Nutzung der Informationen in einer verwalteten Umgebung wie Smartplant Enterprise for Owner Operators kann dabei helfen, die Informationsqualität langfristig zu sichern. So ermöglicht diese Lösung beispielsweise die Einführung eines Veränderungsmanagement-Prozesses und umfasst die zur Verwaltung der Informationen erforderlichen Werkzeuge. Dieses Zusammenspiel von IT und Prozessen stellt sicher, dass die ermittelten Informationen korrekt, konsistent, leicht zu pflegen und verfügbar bleiben – Aspekte, die für den effizienten Betrieb alternder Werke von grundlegender Bedeutung sind.







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