Lückenloses Produktions-Monitoring mit Erfassung von Maschinen- und Betriebsdaten trägt bei der Eickhoff Wind Power GmbH zur Produktqualität, Rückverfolgbarkeit und Liefertermintreue bei. An der Implementierung im Werk in Klipphausen hatten die Eickhoff-Mitarbeiter Christian Mestan, Produktionsplanung, Uwe Steinhagen, IT-Leiter sowie Jürgen Döring, Vertriebsleiter West bei Proxia, großen Anteil. Bild: Proxia Software AG

Liefertermintreue als Bedingung für den A-Status

Für den Anlagenbauer ist die Liefertermintreue besonders wichtig, Terminüberschreitungen sind mit hohen Kosten verbunden. Bei der Endmontage einer Windkraftanlage müssen alle Komponenten, inklusive Getriebe, zu einem festgelegten Zeitpunkt vor Ort sein. Da der Einsatz von Spezialmaschinen und Fachpersonal hohe Summen kostet, darf sich kein Lieferant Verzögerungen erlauben. Die hohe Liefertermintreue ist ein Voraussetzung, um bei den Abnehmern den A-Status als Lieferant zu halten. Mit der MES-Lösung hat die Produktionsplanung und -steuerung den Bearbeitungsstatus eines Auftrages im Blick und kann Fertigungsengpässe erkennen und bei Bedarf mithilfe anderer Werke der Unternehmensgruppe ausgleichen.

Darüber hinaus meldet die BDE-Software fertig gestellte Aufträge in das Enterprise Resource Planning-System (ERP) Infor LN. Umgekehrt stellt das Unternehmenssystem die Basisdaten bereit. Die produktionsnahe Software unterstützt den Kraftwerkehersteller auch dabei, die Produktqualität der Getriebe sicherzustellen, etwa mit einer Chargen-Rückverfolgbarkeit von 100 Prozent. Diese lückenlose Dokumentation aller Komponenten ist bei Windkraftanlagen Pflicht. Der Hersteller muss angeben können, wann und wo welches Teil aus welchem Material gefertigt wurde. „Dazu ist so ein System mehr als hilfreich“, sagt Produktionsplaner Mestan. „Liegt ein Materialfehler vor, wissen wir, dass wir die Ursache nicht bei der Maschine suchen müssen. War es zum Beispiel ein Fräsfehler, zeigt uns die Software, auf welcher Maschine und zu welchem Zeitpunkt das Teil gefertigt wurde.“

Kennzahlen belegen 15 Prozent höhere Leistung

Mithilfe der Shopfloor-Lösung erfüllt das Klipphäuser Unternehmen auch innerbetriebliche Vorgaben. Dazu zählt, die eigene Fertigung möglichst ökonomisch zu gestalten. So lassen sich exakte Kennzahlen aus der Fertigung wie die Overall Equipment Effectiveness (OEE) ermitteln. Eine weitere wichtige Kennzahl ist die Net Equipment Effectiveness (NEE). Mit der Software lassen sich in Form eines Prozentwertes die Verfügbarkeit der Anlagen, also Laufzeit im Verhältnis zur Lauf- und Stillstandzeit, ihre Leistung, also das Verhältnis von Ist-Leistung zur Soll-Leistung und der Anteil des Ausschusses an der Gesamtheit aller Erzeugnisse darstellen. Auf einen Blick geben OEE und NEE Auskunft darüber, wo eventuell noch Verbesserungspotenziale in der Produktion schlummern. Anhand der Kennzahlen hat das Team um Uwe Steinhagen und Christian Mestan geholfen, die Produktion so zu straffen, dass etwa die Leistung beim Schleifen um 15 Prozent gesteigert wurde. Bei anderen Prozessen sieht es ähnlich aus.

Aufgrund ermittelter Werte können Mestan und seine Kollegen präziser kalkulieren, wie der Produktionsplaner an einem Beispiel erläutert: „Vorher haben wir für die Dauer eines bestimmten Arbeitsgangs einen Schätzwert angenommen, sagen wir 400 Minuten. Das System zeigt uns, dass wir real nur 309 Minuten benötigen. Das stellt zukünftige Produktionsplanung, Sollvorgaben und auch die Nachkalkulation natürlich auf eine ganze neue Grundlage.“ Eickhoff setzt die MES-Anwendung in der operativen MDE/BDE-Erfassung an nahezu jeden produktiven Arbeitsplatz ein und nutzt Zeitstrahl-, Report- und Monitoring-Software von der Meisterebene bis zur Produktionsplanung. Dabei sieht Steinhagen in dem Werkzeug mit seiner zugänglichen Bedienbarkeit schon im Standard ein System mit einem sehr großen Funktionsumfang. In den Jahren seit der Systemeinführung haben die Mitarbeiter des Unternehmens die Lösung im produktiven Einsatz kennengelernt, schöpfen aber noch immer nicht alle Funktionen aus. Im Nach dem Motto ‚Der Bedarf entsteht mit den Möglichkeiten‘ sieht Steinhagen noch weiteres Potenzial. Die weiteren strategischen Planungen der Anlagenherstellers sehen vor, die Möglichkeiten des Systems weiter zu erschließen, zum Beispiel für den Bereich der Instandhaltung und in der Montage. Der Strategie liegt der Ansatz eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses zugrunde, der die Marktposition als A-Lieferant in der Windkraftindustrie erhalten und ausbauen soll.







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