Robotersysteme planen mit Xito

Toolify Robotics hat ein Tool zur Roboterprogrammierung entwickelt, das besonders einfach zu bedienen sein soll. Mit Blick auf den Einsatz im Mittelstand werden etwa Prozesse für das Bestücken von Maschinen, die Montage oder das Palettieren unterstützt.

(Bild: ©Tongpool/stock.adobe.com)

Die größten Herausforderungen für viele kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland liegen heute im Fachkräftemangel, dem hohen Kostendruck und dem effizienten Management von Produktionskapazitäten. Gleichzeitig werden immer noch viele Arbeiten von Hand erledigt. Die Integration von Robotern in die Prozesse kann keines dieser Probleme vollständig lösen, mindert aber ihre unerwünschten Folgen. Indem Roboter einfache und repetitive Tätigkeiten oder Laufwege übernehmen, steigt die Produktivität und Wertschöpfung der Prozesse. Dennoch sind Roboter längst nicht in allen KMU im Einsatz. Hohe Einstiegspreise für maßgeschneiderte Robotiksysteme und fehlende Automatisierungsabteilungen im eigenen Haus, die deren Programmierung übernehmen können, lassen viele Verantwortliche vor ihrem Einsatz absehen. Zudem sind viele der Roboter, die auf dem Markt verfügbar sind, überdimensioniert für die Arbeitsumgebungen und das Aufgabenspektrum in KMU. Oder sie dürfen nicht Hand in Hand mit Menschen arbeiten.

Übernehmen Roboter erstmals Aufgaben im Unternehmen, müssen meist Prozesse umgestaltet werden. Dabei sollten die Mitarbeitenden einbezogen werden.
(Übernehmen Roboter erstmals Aufgaben im Unternehmen, müssen meist Prozesse umgestaltet werden. Dabei sollten die Mitarbeitenden einbezogen werden. – Bild: ©Sergey Ryzhov/stock.adobe.com)

Individuell ohne coden

Die Firma Toolify Robotis hat ein Produkt erarbeitet, mit dem Mittelständler Robotiksysteme ohne eigene Automatisierungsabteilung individuell zusammenstellen und einsetzen können. Dazu hat das Team eine Engineering-Plattform mit dem Namen Xito entwickelt, die Nutzenden ein Baukastensystem zur Automatisierung von Prozessen bereitstellt. Die Plattform ist herstellerneutral, unabhängig und soll durch ihre Gestaltung von jedem bedient werden können. 3D-Visualisierung und Angebote gibt es quasi auf Knopfdruck. Vor allem für Tätigkeiten wie das Be- und Entladen von Maschinen, Montieren, Transportieren, Pick&Place, Palettieren und Sortieren und Kommissionieren finden Anwender Bausteine, um ihren Roboter individuell zusammenzustellen.

Passgenaue Integration

Da Automatisierungssysteme keine Inselsysteme sind, sondern in bestehende Prozesse etwa zur Montage, zum Palettieren oder den innerbetrieblichen Transport integriert werden, müssen sie den bestehenden Bedarf möglichst genau abdecken. Die dafür notwendigen technologischen Maßnahmen können mit der Plattform von nun an auch Anwendende ohne Robotik- oder Programmierkenntnisse vornehmen. Dazu nutzen sie neben den Produkten aus dem Baukastensystem den Xito Designer und den Xito Builder:

Planen und entscheiden

Auf der Plattform finden Nutzende Muster für wiederkehrende Anwendungsfälle und die dazu verwendeten Bauteile. Entlang der gewünschten Funktion des Roboters können diese zunächst zu einer Anwendung zusammengestellt werden. Ein Beispiel: Der Roboter soll Waren vom Fließband kommend auf einer Palette abstellen. Dazu soll er sich sowohl autonom bewegen können als auch verschiedene Produkte erkennen und stapeln. Entlang der benötigten Module – erkennen, greifen, ablegen, stapeln – klicken sich Anwendende nun die benötigte Anwendung zusammen. Das System erstellt anhand der ausgewählten Funktionen einen digitalen 3D-Entwurf, anhand dessen die entwickelte Anwendung gegen Funktionalität und Wirtschaftlichkeit simuliert wird.

Plattform holt Angebote ein

Überzeugen Anwendung und 3D-Simulation, gilt es die passenden Komponenten auszuwählen. Hier bietet die Plattform eine Vielzahl an Komponenten unterschiedlicher Hersteller. Dabei ist systemseitig sichergestellt, dass die Komponenten der unterschiedlichen Hersteller zueinander kompatibel sind. Anwendende sind nicht mehr darauf angewiesen, dass ein Hersteller alle benötigten Module zur Verfügung stellt, sondern kann einfach die beste Wahl für das individuelle Automatisierungssystem treffen. Sind alle Komponenten gewählt, kann über die Plattform ein Angebot eingeholt werden.

Software mit No Code erstellt

Im letzten Schritt verbinden Anwendende im Builder-Modul die erworbenen Komponenten zu ihrem individuellen Robotiksystem. Dazu ist weiterhin keine Programmiersprache nötig, das Programmieren übernimmt die No-Code-Entwicklungsumgebung innerhalb der Anwendung. Auf der grafischen Oberfläche des Programms werden dafür vorvalidierte Bausteine und Funktionsblöcke als abstrakte Prozesse beschrieben, die entlang der geplanten Funktion zusammengestellt und modifiziert werden müssen. Ist dieser Prozess abgeschlossen, kann die Inbetriebnahme beginnen. Auf Wunsch gibt es optionale Dienstleistungen wie einen Montage-Service, der das System vor Ort aufbaut, oder einen Safety-Service, der sich die CE-Kennzeichnung kümmert.

Zeit für Transformation

Damit die Integration gelingt, ist neben der Individualisierbarkeit des Roboters ein weiterer Faktor zu beachten: die Zeit. Die Integration von Automatisierungssystemen sollte mit einfachen Ansätzen oder Teilprozessen begonnen werden. So besteht einerseits die Möglichkeit, das System auszuprobieren und zu entscheiden, ob sie für das Einsatzszenario wirklich geeignet ist. Zudem haben die Mitarbeitenden die Gelegenheit, sich mit der Technik vertraut zu machen. Veränderungen sollten stets in einem Tempo eingeführt werden, das Unternehmen und Mitarbeitende nicht überfordert. Aufgrund der Effizienzsteigerung durch die Unterstützung des Roboters werden Prozesse umstrukturiert werden müssen. Diese Transformation braucht Zeit. Wahlweise können die Robotik-Systeme an die sich verändernden Prozesse angepasst werden. Dadurch werden sie Schritt für Schritt und auf Basis des Feedbacks der Mitarbeitenden weiterentwickelt.





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