Rapid Prototyping

Der schnelle Weg zum Produktentwurf

Ein IoT-Projekt umzusetzen ist schwer. Vor allem wenn es an Vorstellungsvermögen fehlt, wie eine Idee am Ende aussehen soll. Rapid Prototyping hilft, genau das früh zu vermitteln und kann so gleich auf mehreren Ebenen Akzeptanz für das Projekt schaffen.

Bild: ©Viacheslav Iakobchuk/stock.adobe.com
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Die Vernetzung im Zuge des Internet of Things bzw. Industrial Internet of Things scheint beinah unbegrenztes Wachstumspotenzial zu besitzen. Diverse Prozesse in der Produktion, Logistik oder im Management lassen sich so automatisieren, um Betriebsstörungen zu minimieren und kosteneffizient zu produzieren. Auch neue Geschäftsmodelle werden ermöglicht und neue Akteure drängen in den Markt. Die Anreize für Innovationen und neue IoT-Anwendungsfelder sind somit extrem hoch – die Eintrittshürden für die Umsetzung eines erfolgreichen IoT-Projekts sind es jedoch ebenso. Initiale Investitionskosten für Fachpersonal und Infrastruktur können genauso abschrecken wie der ungewisse Markterfolg und der damit verbundene Return on Investment. Im ungünstigen Fall bleiben Ideen einfach auf der Strecke. Rapid Prototyping kann hier einen Ausweg bieten.

Fehlende Akzeptanz

Eines der Hauptprobleme im Innovationsprozess ist die fehlende Akzeptanz neuer Ideen in Unternehmen. Selbst wenn Freiräume für kreative Ideenfindung geschaffen werden und der Austausch von verschiedenen Abteilungen gefördert wird: Am Ende stehen einer Idee meist auch Skeptiker gegenüber. Das liegt oft daran, dass sich Mitarbeiter und externe Beteiligte kaum Konkretes unter der Idee vorstellen können. Oft hemmt Fachjargon in Präsentationen das Verständnis oder die Idee lässt sich nicht angemessen visualisieren. Damit Projekte erfolgreich abgeschlossen werden können, müssen alle beteiligten Mitarbeiter so früh wie möglich in den Konzeptions- und Entwicklungsprozess einbezogen werden. Gleiches gilt für das Management und die Investoren, schließlich müssen diese stets prüfen, ob das Produkt zur Unternehmensstrategie passt. Wenn unter diesen Umständen ein Produkt erst sehr spät im Entwicklungsprozess Gestalt annimmt, kann das Interesse der Stakeholder verloren gehen und ein Projekt wird abgebrochen. Das Innovationsmanagement muss somit nicht nur der Kreativität im eigenen Unternehmen Rechnung tragen, sondern ist auch für die Kommunikation der Innovation verantwortlich. Vor allem die visuelle Kommunikation einer neuen Idee kann dabei mit Prototypen gestaltet werden. Werden einsatzfähige Prototypen – sogenannte Minimum Viable Products (MVPs) – gebaut, lässt sich das fertige Endprodukt für die Serienproduktion leichter erahnen. Diese Modelle müssen zwar später noch verfeinert werden, geben aber frühzeitig einen Eindruck und halten somit die Motivation für ein Projekt aufrecht.

Agilität erforderlich

Ist die Idee für ein Produkt im Unternehmen angekommen, geht es um die Umsetzung. Dabei stehen Unternehmen aus der industriellen Produktion, und speziell im IoT-Bereich, vor einer weiteren Herausforderung: Die Halbwertszeit von technologischen Innovationen ist gering. Der technologische Fortschritt erfordert ein hohes Maß an Agilität, damit die Entwicklungsabteilung mit der Unternehmensstrategie mithalten kann. Außerdem spielt der Return on Investment stets eine Rolle, und dieser ist bei innovativen Konzepten oft schwer abschätzbar. Die Entwicklung eines Produkts, das später nicht zum Einsatz kommt, kann hohen wirtschaftlichen Schaden verursachen. Um diese Unsicherheit früh zu identifizieren und Nutzertests durchführen zu können, lohnt sich der Einsatz von Rapid Prototyping ebenfalls. MVPs sind unter Einsatz von 3D-Druck und Entwicklungstools in kurzer Zeit erstellt und können entsprechend auf Funktionalität, Haltbarkeit und Einsatzfähigkeit getestet werden. Bevor die Serienproduktion anläuft, können somit bereits entscheidende Aspekte wie Fragen zu Material, Form oder Produktionsdesign geklärt werden. Auch das Field-Testing mit Kunden und Nutzern kann frühzeitig erfolgen, um Fehler im User-Design zu erkennen und Feedback zu gewünschten Funktionen sichtbar zu machen. Dies kann sich vor allem mit Blick auf die Akzeptanz des Produktes beim Nutzer als Vorteil erweisen. Aber eben auch interne Stakeholder müssen überzeugt werden: Laut einer Umfrage des Technologiekonzerns Cisco sind nur rund 26 Prozent aller IoT-Projekte erfolgreich. Knapp 60 Prozent der Projekte scheitern, weil Entscheider nicht an die Machbarkeit glauben. Dies zeigt, warum viele Unternehmen vor IoT-Produkten zurückschrecken. Das Risiko lässt sich jedoch durch den Einsatz von Rapid Prototyping minimieren.

Auf Plattformen integrieren

Ein Gerät alleine garantiert keinen Erfolg. Damit daraus eine vollwertige IoT-Lösung werden kann, kann es sich lohnen, auf entsprechende Plattformen zu setzen, um die eigenen Geräte darauf zu integrieren. Das erspart dem eigenen Unternehmen zunächst den Entwickler-Aufwand, den das Aufsetzen einer eigenen Plattform bedeutet. Auch die Kosten für Personal und Infrastruktur, die mit zunehmender Anzahl von IoT-Geräten zunehmen, können so besser kontrolliert werden. Nur für die wenigsten Unternehmen lohnt es sich somit, eine eigene Plattform zu betreiben. Allen anderen steht eine große Anzahl von Angeboten zur Verfügung. Dabei gilt es, den Markt behutsam zu prüfen, um ein passendes Angebot für die individuellen Bedürfnisse zu finden.

Entscheidende Kriterien

Grundsätzlich sind für erfolgreiche IoT-Projekte folgende Kriterien entscheidend: Zunächst muss natürlich eine schnelle Einsatzfähigkeit gewährleistet werden. Dabei empfehlen sich Cloud-Lösungen, um die Setup-Zeit für die Infrastruktur gering zu halten. Außerdem bieten einige Cloud-Lösungen eine gute Skalierbarkeit, die bei einer schnell wachsenden Anzahl von Geräten unerlässlich ist. Desweiteren sollte eine offene Plattform-Architektur gewählt werden, um Lock-in-Effekte zu minimieren. Gleiches gilt auch für den Übermittlungsstandard: Nur eine gute Protokollkompatibilität garantiert den störungsfreien Einsatz.

Ideen umsetzen

Die erfolgreiche Umsetzung von IoT-Projekten bleibt für viele Unternehmen weiterhin eine Herausforderung. Doch um das Investitionsrisiko zu verringern und die Akzeptanz bei Mitarbeitern und Kunden zu erhöhen, sollten Innovationsabteilungen die Vorteile des Rapid Prototyping genau prüfen – und nutzen.


Robert Jänisch ist CEO von IOX Lab.