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Das Bauteil als Planer

Mit dem Aussortieren überflüssiger Arbeitsgänge in Produktion und Verwaltung ließ sich in den 90er-Jahren erhebliche Kosten sparen. Im digitalen Zeitalter setzte mit dem Trend zur Individualisierung eine Entwicklung ein, bei der man mit Verschlankung alleine oft keine Einsparungen mehr erzielen kann. Die Vernetzung rückt in den Vordergrund.




Bild: Techniciency Consulting

Zunächst setzte sich die IT-basierte Vernetzung auf den Geschäftsebenen der Unternehmen durch. Das sieht nun anders aus: auch in der Produktion werden Menschen und Maschinen miteinander verbunden, um Daten zu generieren. Die Nutzung dieser Daten macht eine schnelle Umrüstung von Maschinen für kleinere Stückzahlen bis hin zur Losgröße eins überhaupt erst wirtschaftlich möglich. Bislang liegt der Fokus dabei meist noch auf der Produktionsphase. In Ansätzen werden jedoch schon produktionsnahe Dienstleistungen, wie der Einkauf, die Logistik und der Service in die vernetzte Fertigungsplanung einbezogen. Für die technische Unternehmensberatung Techniciency Consulting gehört der Bereich Forschung und Entwicklung ebenfalls dazu, wenn man den größtmöglichen Nutzen von der Vernetzung im Betrieb haben will. Consistent R&D, oder ‚im Einklang mit Forschung und Entwicklung‘, nennt Geschäftsführer Dr. Thorsten Lasch den Ansatz.

Produktionsplanung

Der Trend zu individuellen Produkten steigert die Komplexität von Prozessen, etwa beim häufigen Umrüsten der Maschinen. Andererseits bietet die engmaschige Vernetzung von Informationen Chancen auf eine drastische Verkürzung der Durchlaufzeiten. Dafür sollte sich jedoch die Perspektive ändern, aus der ein Prozess gestaltet wird. Es geht um die Umstellung von einer bereichsbezogenen Steuerung auf eine produktbezogene. Zudem sieht das Konzept eine dezentrale Steuerung der Produktion vor. Den Nutzen daraus illustriert Lasch am Beispiel des Internets: „Die konventionelle Steuerung eines Produktionsprozesses ist etwa so, als würde jede Email zunächst an Microsoft geschickt und von dort verteilt. Tatsächlich sucht sich die Email aber selber den schnellsten Weg zum Adressaten.“ Nach der Methode Consistent R&D wird jedem Bauteil Informationen über sich mitgegeben. Es entscheidet selbst, wann es gefertigt wird, in welcher Stückzahl, mit welchen Merkmalen, ob es direkt versendet wird oder auf Lager geht. Entsprechend einer so veränderten Fertigungssteuerung müssen sich auch die Kennzahlen ändern, nach denen der Erfolg eines Prozesses bemessen wird.

Statt Verkaufserlös oder Kapitalbindung könnten das Kennzahlen wie ‚Total Value Matrix‘ oder ‚Total Benefit of Function‘ sein. „Die Verschmelzung von Entwicklungs- und Produktionsprozess ist eine konsequente Antwort auf den zunehmenden Trend zu immer kleineren Losgrößen“, sagt Professor Dr. Jean Pierre Bergmann von der Technischen Universität Ilmenau, Fachgebiet Fertigungstechnik. „Mit der digitalen Vernetzung über alle Ebenen von der Entwicklung bis hin zur Produktion liegen Voraussetzungen vor, Kosten von individualisierten Produkten zu senken“

Lineare Abläufe

Ein Werkzeugmaschinenbauer muss heute in der Regel eine komplexe Maschine in acht bis zwölf Monaten konstruieren, herstellen und ausliefern können. Firmen wie diese können sich lineare Abläufe immer weniger leisten. Um aus prozessualer Sicht Antworten auf diese Herausforderungen zu entwickeln, werden sich die Mitarbeiter künftig als Mitglieder in wechselnden Teams verstehen müssen: „Es wird andere Denkmuster geben, andere Verhaltensweisen und andere Rahmenbedingungen. Optimierungspotenziale werden sie auf Dauer gar nicht ignorieren können“, sagt Lasch. Derzeit entwickelt das Beratungsunternehmen eine Software, mit der sich die Projektgestaltung nach dem Muster des Consistent R&D-Ansatzes im Betrieb umsetzen lässt.