Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von IT-Systemen

Zur Formulierung des Verfahrens verwendeten die Wissenschaftler neben eigenen Ansätzen Verfahren der Balanced Scorecard nach Kaplan zur Berücksichtigung des monetär nicht quantifizierbaren Nutzens sowie das Portfolio-Selection-Model nach Markowitz. Dieses Verfahren dient dazu, den spekulativen Charakter der für die Vorhersage verwendeten Objekte des Kapitalmarkts zu berücksichtigen. Außerdem ergänzten die Forscher diese Verfahren um umfangreiche Datenbestände und Regelsammlungen.

Das BAPM-Verfahren wurde in mehreren Consultingprojekten zum Wirtschaftlichkeitsnachweis von CAP-, PDM- und ERP-Systemen nachgewiesen. Dabei konnten die bisherigen Ergebnisse bezüglich Praktikabilität, Vorhersageumfang, -genauigkeit und -güte bestätigt werden. Somit stehen für das Bewerten von Investitionen in innovative Technologien eine verifizierte Methode und leistungsfähiges Werkzeug zur Verfügung. Die Wissenschaftler forschten zudem an einer Erweiterung, um auch die Nutzenrendite von Technologieprojekten ausgehend von Risiken einfach und präzise zu ermitteln. Dabei kann aber kaum Erfahrungswissen aus Vorgängerprojekten angewendet werden. Da sich in einem frühen Stadium eines Technologieprojektes, beispielsweise im Flugzeugbau, eher Risiken als Nutzen beschreiben und bewerten lassen, wurde untersucht, inwieweit BAPM hierzu eingesetzt werden kann.

Risiko-Portfolio für die Bewertung der Nutzenrendite

Risiko gilt als negatives, unerwünschtes und unerwartetes Ereignis, das zu Schäden führt und durch die beiden Dimensionen Schadenspotenzial und Eintrittswahrscheinlichkeit, beziehungsweise erwartete Häufigkeit, bestimmt wird. Aus dieser Risikodefinition kann jedoch keine monetär quantifizierbare Größe abgeleitet werden, um diese mit den Kosten des Technologieprojektes entgegenstellen zu können. Auch der Zeitfaktor, also die Dauer eines Technologieprojekts im Produktlebenszyklus, bleibt unberücksichtigt. Abhilfe schaffte ein Ansatz aus dem Versicherungswesen: Werden eine Vielzahl von Risiken zu einem Portfolio zusammenfaßt, sinkt das versicherungstechnische Risiko.

Genauso verhält es sich mit Kapitalmarktanlagen. Werden in einem Portfolio eine Vielzahl von Anlagen mit unterschiedlichen Streuungen zusammengebracht, so kann ein Teil der unsystematischen Risiken, das heißt die individuellen, nicht voneinander abhängigen Risiken, wegdiversifiziert werden. Wie in einem Versicherungsportfolio streben dann diese Risiken mit zunehmender Zahl gegen Null. Ein anderer Teil der Risiken, die sogenannten systematische Risiken, bleiben hingegen erhalten, weil die risikobeeinflussenden Faktoren sich auf mehrere Einzelanlagen im Portfolio gleichzeitig auswirken. Auf dieser Basis wurde eine Vorgehensweise zur monetären Bewertung der Risiken von Technologieprojekten entwickelt, die es den Führungskräften aus Industrie und Banken erlaubt, mithilfe dieses Vorgehensmodells und dem BAPM-Verfahren die Nutzenrendite eines Technologieprojektes einheitlich und mit einer Zuverlässigkeit von etwa 90 Prozent vorherzusagen, um unter mehreren Alternativen von Technologieprojekten oder deren Optimierung entscheiden zu können. Soll also eine Lebenszykluskostenrechnung in einem Unternehmen eingerichtet werden, müssten zusammengefasst folgende Anforderungen an das Rechnungsmodell gestellt werden:

Entspricht das Rechnungsmodell diesen Anforderungen, können folgende Fragen zum Einsatz von IT-Werkzeugen im Lebenszyklusmanagement beantwortet werden:

  • Wie lange dauert der Lebenszyklus für ein Produkt?
  • Welche Ein- und Auszahlungen entstehen dafür?
  • Wann fallen diese an und wie hoch sind sie?
  • Mit welchem Zinsfuß sind diese abzudiskontieren?

Bisher wurde in diesem Beitrag die Lebenszykluskostenrechnung nur aus der Sicht des Unternehmens betrachtet. Die gleichen Fragen können aber auch aus Kundensicht, Ressourcensicht oder aus Lieferantensicht gestellt und beantwortet werden.