Plagiatismus den IT-Riegel vorschieben

Strategien zum Schutz geistigen Eigentums

Illegale Produktkopien gefährden Umsatz und Ansehen produzierender Unternehmen. Doch über Geld- und Imageverluste spricht man in der Industrie nicht gern. Aktuelle Projekte zeigen allerdings, dass der Austausch zu Sicherheitsanforderungen durchaus vorzeigbare Ergebnisse liefern kann.

Bild: Fotolia – Simon Cost/sergey titov

Selten traf das Thema ‚Plagiate‘ auf so hohes Medieninteresse wie im Februar dieses Jahres. Doch während die Diskussion um das Kopieren wissenschaftlicher Arbeitsergebnisse die Öffentlichkeit bewegt, finden die Entwicklungen in der Industrie eher im Hintergrund statt: Um Entwicklungskosten zu sparen, verletzen Plagiatoren Urheberrechte und kopieren Erfindungen und technische Verfahren. Die gefälschten Produkte sind oft auf den ersten Blick nicht vom Original zu unterscheiden und meistens mangelhaft bei Qualität, Sicherheit und Funktion. Sie schädigen Umsatz und Ansehen des ursprünglichen Herstellers. Doch über Plagiate und die damit verbundenen Verluste spricht man eben nicht gern.

Mitte Februar schaffte es dann aber einmal mehr eine Meldung in die Medien: Der Sanitärhersteller Grohe unterbreitete ein Übernahmeangebot an die chinesische Firma Joyou. Ausgerechnet dieses Unternehmen trägt die zweifelhafte Ehre, mit der Plagiatsauszeichnung Plagiarius für die Nachahmung einer Waschtisch-Armatur ausgezeichnet zu werden. Einem Bericht der ‚Financial Times Deutschland‘ (FTD) zufolge steht hinter der Übernahme des Raubkopierers Methode. Das bestätigt auch Grohe: „Wenn wir in Zukunft über den Marktführer in China Einfluss auf diese Problematik nehmen können, haben wir deutlich verbesserte Möglichkeiten, im Markt Kopien unserer Produkte noch entschiedener entgegen zu wirken.“ Im Falle der kopierten Badarmatur wurde nach Angaben der FTD übrigens ein Schaden von fünf bis zehn Prozent des Umsatzes verursacht.

Technische Gegenmaßnahmen: Besser spät denn nie

Der ungewöhnliche Fall illustriert einmal mehr das Problem hiesiger Unternehmen mit ausländischen Produktpiraten: Eine rechtliche Verfolgung lässt sich nur schwer durchsetzen, Prävention und alternative Ideen sind gefragt. Sowohl die Bundesregierung als auch verschiedene Wirtschaftsverbände haben sich den Kampf gegen Produktpiraten auf die Fahnen geschrieben. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) fördern in verschiedenen Programmen die Entwicklung von Abwehrmaßnahmen, darunter die Initiative ‚Innovationen gegen Produktpiraterie‘.

Zwar kann sich ein Unternehmen etwa durch Gebrauchsmusterschutz und Patente schützen. Diese Mechanismen wirken wenn überhaupt aber erst, wenn der Schaden entstanden ist. Viele technische Lösungen zur Produktkennzeichnung setzen darauf, Abnehmern und Verbraucher die Unterscheidung von Plagiat und Original zu erleichtern. Dazu kennzeichnen Hersteller ihre Produkte beispielsweise mit Hologrammen oder Funketiketten, oder sie schützen ihre Software durch Lizenzschlüssel. Diese Maßnahmen setzen allerdings ebenfalls erst an der Stelle an, an der eine Produktkopie schon entstanden ist. Schutzstrategien, die das Entstehen von Plagiate verhindern, kommt daher eine besondere Rolle zu.

Know-how-Schutz für die Industrie

Um sich beim Wettlauf gegen die Fälscher wirkungsvoll gegen Plagiate zu schützen, schließen sich viele Hersteller in Verbänden zusammen und arbeiten am gemeinsamen Ziel, Plagiate wirkungsvoll zu bekämpfen. Beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e.V. (VDMA) etwa haben sich seit dem Jahr 2010 Unternehmen in der Arbeitsgemeinschaft Produkt- und Know-how-Schutz (Protect-Ing) zusammengeschlossen. Die Arbeitsgruppe bringt Anbieter verschiedener Schutzstrategien zusammen, damit Fertiger einen schnellen Überblick über die verschiedenen, auf dem Markt verfügbaren Lösungen bekommen können. Als Hersteller von klassischen Softwareschutzlösungen im Desktop-Bereich hat das Karlsruher Unternehmen Wibu-Systems sich bei der Abwehr von Produktpiraten im Maschinen- und Anlagenbau dem Schutz der Embedded-Software gegen 1:1-Nachbau, dem Schutz von Know-how gegen Reverse Engineering und dem Diebstahlschutz von Alleinstellungsmerkmalen gewidmet. Diese Erfahrungen bringt der Anbieter auch im Arbeitskreis Protect-Ing ein.