Systemübergreifendes Kennzahlen-Reporting

Einen weiterer Aspekt stellt die Frage dar, wie die Produktionsleitung die durch den Ressourceneinsatz entstehenden Kosten im Blick behalten kann, um die Effizienz einer implementierten Produktionssystematik zu bewerten. Dabei kann es um das Thema gehen, welche Auswirkungen etwa eine Verkleinerung der Losgrößen hat, die zwar Bestände und Durchlaufzeiten reduziert, aber ohne begleitende Rüst-Aktivitäten in der Regel zu höheren Herstellkosten führt.

Auch der Blick auf Einflussfaktoren für die Einzelkosten der Fertigung oder die Auswirkungen einer verbesserten OEE zählen zu den Fragen, denen sich ein Produktionsleiter stellen muss. Dazu muss er aber in der Regel auch auf die Enterprise-Resource-Planning-Ebene (ERP) zugreifen, um sich ein vollständiges Bild aus unterschiedlichen Systemen erstellen zu können.

Im Gegenzug stehen die IT-Verantworlichen – gerade beim Einsatz spezialisierter Software-Lösungen – vor der Frage, welche Kennzahlen für die Steuerung der Fertigung benötigt werden, aus welchen Systemen diese stammen sollen und wie viel Aufwand in deren Konsolidierung beziehungsweise Aufbereitung investiert werden soll.

Business Intelligence für die Fertigung

Wenn für die Aggregation und Optimierung von Kennzahlen große Datenmengen aus unterschiedlichen Systemen verarbeitet werden müssen, kann sich daher auch der Einsatz von Business-Intelligence-Systemen als Ergänzung zu bestehenden Installationen lohnen. Mit entsprechenden Data-Mining-Werkzeugen lassen sich Produktions-Cockpits erstellen, um den Zustand der Fertigung im Blick zu behalten.

Als wesentliche Dimensionen für die Auswertung von beispielsweise Fertigungsaufträge, Prozessparametern oder Herstellkosten bietet sich neben der Zeit zum einen die Organisationsstruktur des Betriebes an, beispielsweise vom Produktionssegment über den Meisterbereich bis zur einzelnen Fertigungsmaschine oder Kostenstelle. Als dritte, wichtige Dimension kann die Artikelstruktur – etwa ausgehend von der Materialgruppe bis zur einzelnen Artikelnummer – dienen. Damit hat ein Produktionsleiter die Möglichkeit nachzuvollziehen, wann an welcher Kostenstelle für welche Artikelgruppe bei welcher Auslastung wie viele Kosten angefallen sind oder wie termintreu eine Kostenstelle Fertigungsaufträge an die nächste weiterleitet.

Ein weiterer Vorteil solcher Systeme ist die Möglichkeit, durch integrierte ‚Was-wäre-wenn‘-Szenarien die Auswirkungen von veränderten Rahmenparametern beurteilen zu können. So kann unter anderem simuliert werden, wie sich die Herstellkosten bei einer um fünf Prozent erhöhten Auslastung entwickeln oder welche Auswirkung die Reduzierung der Losgröße auf Bestände und Herstellkosten hat. Möglich wird dies nur durch das Zusammenspiel aller relevanten Daten aus unterschiedlichen Systemen.

Dabei empfiehlt sich allerdings der Rückgriff auf BI-Systeme der zweiten Generation, die über ‚In-Memory‘-Technologie verfügen: Erst durch die Abwicklung von Rechenprozessen im Arbeitsspeicher wird es möglich, auch sehr große Datenmengen mit kurzer Antwortzeit zu analysieren. Ein weiterer Vorteil dieser Systeme ist, dass Anpassungen von Analysen und Reports mit wenig Aufwand, teilweise sogar vom Fachbereich selbst, vorgenommen werden können.

Systemlandschaft bestimmt Datenstrategie

Zum Ermitteln von Kennzahlen oder ‚Key Performance Indicators‘ (KPI) arbeiten aktuelle MES in der Regel mit integrierten KPI-Cockpits, die zum Teil auch mit Drill-down- und Simulations-Funktionalität ausgestattet sind. Vielfach werden über die zugehörigen Dashboards aber nur die mit dem System erfassten Daten ausgewertet. Unternehmen, die mehrere produktionsnahe IT-Lösungen im Einsatz haben, stehen damit vor der Frage, ob sie für die Datenauswertung eine potenziell teure Schnittstellenanbindung in Kauf nehmen wollen. Letztendlich wird aber ohnehin erst mit der Festlegung des gewünschten Produktionssystems, einschließlich der erforderlichen Planungs- und Steuerungsalgorithmen sowie Kennzahlen, der konkrete Bedarf nach unterstützender Software offensichtlich.

BI-Systeme ersetzen kein MES, die Software kann aber gerade bei verteilten Systemen den Aufwand für Produktionsmonitoring und -controlling reduzieren, indem sie beispielsweise Daten aus MES, CAQ und ERP zusammenführen. Wenn eine Fertigung also bereits mit allen relevanten Systemen zur Werkstattsteuerung ausgestattet ist, können BI-Systeme als Plattform zur Datenaufbereitung und -konsolidierung ihre Stärken ausspielen.