„Industrie 4.0 braucht Geschwindigkeit“h1>

‚Industrie 4.0‘ soll den Standort Deutschland als Produktionsstätte und Ausrüstungslieferant stärken. Im Fokus stehen flexible, dezentral agierende Netze im Sinne eines ‚Internet der Dinge‘ genauso wie die Integration vom Sensor bis ins Unternehmenssystem, vom Engineering bis in die Wertschöpfungskette. Anlässlich einer Pressekonferenz betonten VDI-Direktor Ralph Appel und der GMA-Vorsitzende Kurt Bettenhausen die Wichtigkeit des Zukunftsprojekts – und forderten eine zügige und nachhaltige Umsetzung entsprechender Initiativen.

Industrie 4.0 ist kein rein technologisches Thema. Die Integration des ‚Internet der Dinge‘ in Fertigungs- und Wertschöpfungsprozesse, die zunehmende Intelligenz in Automatisierungskomponenten sowie die die umfassende Synchronisation von Produktionsnetzwerken sollen zielgerichtet erfolgen, um die Position Deutschlands im internationalen Wettbewerb zu festigen und auszubauen. Das gilt sowohl im Hinblick auf die Leistungsfähigkeit hiesiger Betriebe durch die Adaption neuer Technologien und Geschäftsmodelle, als auch für die Rolle des Standorts als Lieferant von zukunftsfähiger Farbikausrüstung. „Die Frage der Wirtschaftlichkeit darf nicht erst am Ende der Entwicklungszeit beantwortet werden. Daher beschäftigen wir uns im VDI bereits mit der Realisierbarkeit, der stufenweisen Einführbarkeit und dem konkreten Nutzen für unsere Industrie“, sagt VDI-Direktor Ralph Appel (rechts im Bild) auf einer Pressekonferenz, welche der Ingenieurverein anlässlich der Tagung ‚Industrie 4.0‘ im Februar 2014 in Düsseldorf ausrichtete. Dadurch würden sich „nicht nur Perspektiven für die Produktion in Deutschland, sondern auch für heimische Ausrüster und Dienstleister ergeben“, ergänzt Kurt Bettenhausen (links im Bild), Vorsitzender der VDI/VDE-Gesellschaft für Mess- und Automatisierungstechnik (GMA).

Fokusprojekt für Industrie 4.0-Aktivitäten

„Wir sehen das Projekt als so wichtig an, dass wir in der GMA ein übergreifendes Fokusprojekt gegründet haben, um unsere Industrie 4.0-relevanten Aktivitäten zu bündeln“, sagt Bettenhausen. Zudem stehe im Fokus, Anliegen der Automatisierung bestmöglich in die Plattform Industrie 4.0 einzubringen. Dabei gelte es, die Wertschöpfunsketten Produkt- und Produktlinienentwicklung, Verfahrens- und Anlagenentwicklung, Produktion und After-sales sowie Anlagenbau und Anlagenbetrieb gezielt zu adressieren. Insbesondere müssten Automatisierungslösungen, Manufacturing Execution-Systeme (MES) Engineenring- und Instandhaltungssoftware aus ihrem bisherigen ‚Inseldasein‘ in eine effiziente Gesamtstruktur überführt werden. Dazu sei eine Referenzarchitektur erforderlich, die beschreibt, wie heterogene Systeme in Form von Industrie 4.0-Systemen kooperieren können. Um dabei sowohl Informationen leicht, sicher und flexibel auszutauschen, stelle der Einsatz von Cloud-Systemen auf Basis leistungsfähiger Breitband-Technologie eine wichtige Basis dar. Allerdings erwartet Appel, dass „die Nutzung der Cloud in der Automation erst in cirka vier Jahren“ als selbstverständlich gilt.

Herausforderung durch Bestandsanlagen

Als weitere Herausforderung in dieser Entwicklung macht die GMA die steigende Komplexität von Anlagen und Systemen sowie den mit der IT-Durchdringung zunehmenden Sicherheitsbedarf der Produktion aus. „Die Anzahl von Cyber-Angriffen auf Industrieablagen ist weit höher, als uns die Nachrichtenlage derzeit glauben lässt“, warnt Appel. Neben der intensiven Beschäftigung mit dem Thema schildert der VDI-Direktor einen Schlüssel zu höherer Datensicherheit darin, relevante IT-Strukturen am Standort Deutschland und damit im nationalen Zugriff zu belassen. Zudem stehen hiesige Betriebe vor der Herausforderung, Bestandsanlagen an neue Technologien anzupassen: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht von Greenfield-Projekten an anderen Orten der Welt abgehängt werden“, betont Appel. Umso wichtiger sei die zügige und nachhaltige Etablierung und Umsetzung entsprechender Forschungs- und Förderprojekte, um die Entwicklung nicht abzuwarten, sondern mitzugestalten. In milliardenschweren Förderprojekten wie dem ‚Advances Manufacturing Programme‘ in den USA oder der chinesischen Initiative ‚Intelligent Manufacturing‘ zeige sich, dass internationale Initiativen teils schon lange und mit erheblichen Mitteln ausgestattet auf den Weg gebracht sind. „Das Projekt Industrie 4.0 braucht Geschwindigkeit  und Inhalte, um unsere Spitzenposition zu erhalten“, fordert Bettenahusen entsprechend.

Triebfeder für Beschäftigung

Insgesamt schätzt der Ingenieurverein die ‚vierte industrielle Revolution‘ auch als wichtige Triebfeder für die Beschäftigung in Deutschland ein. Es steht allerdings zu erwarten, dass sich mit dem Umbruch in der industriellen Produktion auch das Anforderungsprofil der Beschäftigten ändere: „Neben der bisherigen Qualifikation werden Kennentisse in IT-Infrastruktur, Software und IT-Sicherheit unumgänglich sein“, sagt VDI-Direktor Appel. Grundsätzlich fordere dies Weiterbildungsbereitschaft von den Beschäftigten einerseits, sowie eine Adaption bestehender Ausbildungsgänge. „Wir benötigen keine neuen Studiengänge in den Ingenierwissenschaften“, betont Appel. Dennoch müsse die Ausbilung etwa in Maschinenbau und Elektrotechnik so angepasst werden, dass ein Abschluss den Ingenieur befähigt, auch in kommenden Fabriken der ‚vierten industriellen Generation‘ erolgreich zu arbeiten. (mec)

(Quelle:VDI/Bild:VDI)







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