Anwender wieder investitionswillig

Auf Anwenderseite macht sich nach und nach der wirtschaftliche Aufschwung bemerkbar. Während viele Betriebe in den letzten Jahren aufgrund der angespannten Wirtschaftslage IT-Investitionen zurückgefahren haben, zieht der Markt für Unternehmenssoftware nun nach und nach an. „Derzeit trennen sich wieder mehr Betriebe von ihren alten Installationen“, erläutert Sontow. Allerdings sei kein Nachfrageschub wie etwa zu Zeiten der Euro-Umstellung zu beobachten, insgesamt steige die Lebensdauer der Systeme eher. „Wir sehen inzwischen in unseren Umfragen einen Lebenszyklus jenseits von 15 Jahren“, erklärt der Berater.

Funktionsumfang und Branchenfokus von ERP-Systemen: Die meisten Branchenspezialisten konzentrieren sich auf schlanke Software. Doch auch einige breiter aufgestellte IT-Lösungen liefern gute Abdeckung von Branchenanforderungen. Für Unternehmen kann sich der Blick auf beide Anbieterkreise lohnen.

Als Gründe für die Anschaffung einer neuen Lösung geben Unternehmen aktuellen Studien zufolge unter anderem neue Markt- und Kundenanforderungen, veraltete Software sowie Kostengründe an. „Neben Veränderungen in der Unternehmensorganisation, etwa durch Übernahmen, spielen hier auch Prozesseffizienz und Kostenreduktion eine wesentliche Rolle. Fertiger sehen sich steigenden Anforderungen seitens Kunden und Verbrauchern gegenüber. Da kann sich der Wechsel zu einer Lösung rechnen, die einerseits bezüglich der Betriebskosten günstiger ist und andererseits beispielsweise eine leistungsstarke Shop-Floor-Integration bietet und somit hilft, Geschäftsabläufe zu verbessern“, sagt Niemann.

Hinzu komme, dass betagte Software sich teilweise nur mit Mühe an neue Anforderungen anpassen lässt. Derzeit befassen sich nach Aussagen von Sontow jährlich rund sieben Prozent der Anwenderfirmen mit Neu- oder Ersatzinvestitionen. Zunehmend werde aber eher der Wartungs- oder Integrationspartner als die Software-Plattform gewechselt. Ein Grund dafür sei unter anderem die zunehmende Sensibilität des fertigenden Mittelstands gegenüber den mit einer ERP-Neueinführung verbundenen Kosten. Trovarit-Erhebungen zufolge liegen die durchschnittlichen Kosten für die Einführung eines ERP-Arbeitsplatzes einschließlich Hardware, Beratung und Lizenzen bei immerhin 5.000 bis 6.000 Euro.

Integrierte Funktionen gewinnen an Bedeutung

Technisch und funktional haben sich viele Systeme in den letzten Jahren weiter entwickelt, was gerade bei Installationen ohne Releasepflege den Wechsel für Anwender attraktiv machen kann. In modernen Lösungen spielt das Konzept der serviceorientierten Architekturen (SOA) dabei durchaus eine Rolle. Bei diesem Ansatz wird eine ERP-Funktion – beispielsweise für Buchungsprozesse oder Datenaufbereitungen – an mehreren Stellen im System eingesetzt. An erster Stelle erleichtert SOA dem Anbieter Entwicklung und Systempflege. Doch auch Anwender können davon profitieren: SOA kommt Anpassbarkeit und Flexibilität einer Lösung zugute und kann zu besserer funktionaler Unterstützung und kürzeren Implementierungsprojekten führen. Auch der Funktionsumfang vieler Systeme hat sich erhöht. Eine Untersuchung des Beratungshauses Softselect aus dem Jahr 2010 zeigt etwa, dass inzwischen rund 95 Prozent von knapp 100 befragten ERP-Anbietern Controlling- oder Managementinformationslösungen integriert haben, insgesamt 91 Prozent bieten Business Intelligence-Funktionen (BI) an. „Solche eingebetteten Funktionen ersetzen in der Regel aber kein leistungsstarkes BI-System. Sie erleichtern vor allem den Umgang mit der ERP-Lösung etwa durch grafische Auswertungen und Datenanalysen, bieten aber meist keine Funktionen für systemübergreifendes Data Mining oder tiefgehende, prediktive Analysen“, erklärt der PAC-Marktforscher Niemann.

Schwerer Stand für Cloud Computing

Auch das Angebot an Cloud-Diensten und mobilen Anwendungen steigt. Mobile Lösungen profitieren neben der Leistungsfähigkeit aktueller Endgeräte auch von der gestiegenen Bandbreite der Übertragungstechniken. „Nicht umsonst hat SAP Sybase als moderne Middleware-Plattform zugekauft. Die Nachfrage ist da, im Vergleich zum gesamten ERP-Marktvolumen aber noch eher klein“, sagt Niemann. Mobile Kommunikation gehört in vielen Betrieben ohnehin zum Alltag – sei es bei der Erfassung von RFID-Daten oder im Kundendienst.

„Bei vielen Unternehmen besteht aber noch Rationalisierungspotenzial“, sagt Sontow. Cloud Computing hingegen gelte im Segment der ERP-Systeme für mittelständische Fertiger derzeit eher als Anbietermarkt, die Anwender stehen der Auslagerung von IT-Kernprozessen ins Internet noch mit Skepsis gegenüber. Das liegt nach Angaben des IT-Beraters nicht zuletzt an den oft eingeschränkten Individualisierungsmöglichkeiten der Online-Systeme. Niemann schätzt als vielversprechende Alternative das Auslagern von Funktionen etwa für Finanz- und Lohnbuchhaltung in die Cloud ein: „Fertiger verbessern ihre Marktposition nicht durch ihr Rechnungswesen, sondern durch Prozessinnovation und Know-how etwa in Lieferkettenmanagement, Produktion und Aftersales-Service.“ (mec)







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