Geschäftsprozessen Beine machen

Wachsen mit Mobilität

Die App-Ökosysteme könnten zum Treiber von intelligenten mobilen Geschäftsprozessen in der deutschen Industrie werden. Und vielleicht maßgeblich zum Wirtschaftswachstum beitragen, das zum Erhalt des Wohlstandes im Land dringend erforderlich ist. Um die Chancen aus dieser Technologie-getriebenen Entwicklung zu nutzen, braucht es Tatkraft und gute Ideen für Geschäftsmodelle.



Bild: (© James Thew) / Fotolia.com

Die deutsche Gesellschaft teilt mit den meisten anderen Industrienationen ein Merkmal, das sich auf die weitere Entwicklung des Wohlstands negativ auszuwirken droht: Sie altert rapide. Das bedeutet: Immer weniger Arbeitskräfte stehen zur Verfügung, um die vielen Nicht-Arbeitenden mitzuversorgen. Einen Ausweg aus dieser Situation gibt es: Die Industrie muss ihre Produktivität weiter steigern. In den letzten zehn Jahren hat sich die Produktivität in Deutschland mit einer Rate von nur 0,9 Prozent im Jahr erhöht – nach Ansicht der meisten Experten ist das viel zu wenig, um in Zukunft für das Wachstum zu sorgen, mit dem der Wohlstand zu halten ist. Erschwerend kommt hinzu, dass viele deutsche Unternehmen noch zögern, die Hauptproduktivitätstreiber von heute als Chance zu begreifen: die Digitalisierung. Trotz der Popularisierung des Themas mit dem Schlagwort ‚Industrie 4.0‘ hinkt insbesondere der Mittelstand dem internationalen Trend hinterher.

Dabei trauen Technologieexperten der digitalisierten Wirtschaft eine enorme Steigerung von Effizienz und Produktivität zu. Der Meinung ist auch Philipp Weirauch, CEO von Checkmobile, einem Anbieter von Cloud-basierter Business-Software: „Durch die Zusammenführung von eigentlich unabhängig entwickelten Technologien – nämlich mobilen Endgeräten mit zugehörigen Business Apps, dem Cloud Computing und Big-Data-Lösungen – können kleine und große Unternehmen völlig neue Geschäftsprozesse aufsetzen, ihre bereits bestehenden in ihrer Produktivität stark verbessern und selbst ohne großes Know-how die exakt auf ihren Betrieb abgestimmte Business-Software entwickeln.“ Nach Weirauch lässt sich mit der digitalisierten App-Economy unter Einsatz von immer mehr künstlicher Intelligenz die Wertschöpfungskette ohne Prozessbrüche automatisieren.

Einzigartige Technologiekonstellation

Getrieben wird die Entwicklung von der Verbreitung mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets in den Unternehmen. Diese erlauben es den Mitarbeitern, jederzeit und von jedem Ort auf wichtige Applikationen zuzugreifen. In Verbindung mit der passenden Software lassen sich Informationen aus dem Back-End verarbeiten und aufbereiten, es lassen sich Prozesse beschleunigen und auch von Mitarbeitern mit geringerer Qualifikation ausführen. Entscheidend dabei ist, dass die Prozesssoftware nicht mehr in Form großer Pakete in der IT-Abteilung der Unternehmen liegen muss, sondern als einfach zu bedienende App über das Internet genutzt werden kann – unter Umständen über eine Cloud-Lösung, in der bereits die Prozesssteuerung und -abwicklung abläuft. Verfügbare Lösungen erlauben hierzu eine schnelle Anpassung der Apps an neue Aufgaben, ohne dass Benutzer nennenswerten eigenen Programmieraufwand erbringen müssen.

Apps kommunizieren mit Back-End und Mobilgerät über eine Cloud-Infrastruktur und lassen sich bedarfsgerecht mit Geschäftsanwendungen zur Datenerfassung, bearbeitung und -auswertung verbinden. Auf dieser Grundlage lassen sich Entscheidungen fundierter treffen und als Information an das Backoffice melden. Mit einer Cloud lässt sich das IT-Konzept vergleichsweise einfach von unternehmensinternen Prozessen auf das Netz von Partnern, Lieferanten und Kunden ausdehnen. Infolgedessen kann eine integrierte, intelligente und dynamische Infrastruktur entstehen, die es erlaubt, zügig auf neue Marktanforderungen und andere Anforderungen zu reagieren. Lange Prozessketten wie in der Logistik, dem Service, der Instandhaltung, im Wareneingang- und Auslieferung sowie Retourenhandling und Dokumentation lassen sich präzise steuern, dokumentieren und Web-basiert von jedem mobilen Endgerät aus nutzen.

Das Zusammenspiel muss stimmen

Der Weg zu solchen Systeme ist nicht trivial, sondern das Ergebnis anspruchsvoller IT-Intelligenz. Denn das Zusammenspiel dieser Technologien kann seine Wirkung erst entfalten, wenn die Komplexität aller beteiligten Prozesse so reduziert wurde, dass die Abläufe so schnell und einfach ablaufen wie nötig. Michael Kern, im Vorstand von Sovanta, schildert: „Die entscheidende Frage lautet demnach, wie sich bei der Entwicklung mobiler Apps die Komplexität intelligent verbergen und dadurch die Nutzung der Anwendungen vereinfachen lässt.“ Es existieren bereits Wege, Nutzer von der Komplexität der Prozesse abzuschirmen.

Bei den wohl intelligentesten Ansätzen werden die Steuerungsabläufe von der Infrastruktur abgekoppelt und auf eine eigene, getrennte Ebene verlagert. Somit erfordern individuelle Anpassungen und schnelle Prozessveränderungen keinen Eingriff in die Betriebsabläufe. Sie lassen sich beinahe in Echtzeit und ohne Störung des Betriebs vornehmen. Die Komplexität moderner Businesssoftware lässt sich dadurch auf eine tiefere IT-Ebene beschränken, während die Prozesssteuerung auf recht einfache Abläufe, zum Beispiel als Abfrage, innerhalb einer getrennten Anwenderebene umgeleitet wird. Weniger qualifizierte Mitarbeiter können nun Prozesse steuern, für die bisher profundes IT-Wissen erforderlich war – etwa indem sie Materialflüsse mobil überwachen und Daten mit den Unternehmenssystemen im Backoffice austauschen oder indem sie bei Service- und Wartungsarbeiten Informationen aus den Unternehmensdatenbanken abrufen und Updates zurückmelden.







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