Sandkastenmodell für die Anwendungsschnittstellen

Danach galt es, ein Konzept für den Aufbau der CVI-Treiber und die Strukturierung der Prüfroutinen zu erarbeiten, da die bereits implementierten Instrumenten- und Gerätetreiber und einige Hilfsprogramme neu aufgesetzt werden mussten. Durch die klare Ablaufstruktur unter Teststand war es aber möglich, Entwicklung und Inbetriebnahme der Testsequenzen unabhängig von Proligent durchzuführen. Für Test und Inbetriebnahme des eigentlichen Testsystems wurden die hardwarenahen Routinen vorab simuliert, um die Lauffähigkeit von Testsequenzen und Prozessmodell sicherzustellen. Dazu wurden auf einem VMware-Server virtuelle Maschinen für alle Testphasen eingerichtet. Dieses ‚Sandbox‘-Modell konnte für sämtliche Testaufgaben verwendet werden, während gleichzeitig die Entwicklung und Inbetriebnahme von Treibern und Testsequenzen fortgesetzt wurde.

Durchdachte Versionierung erleichtert Systempflege

Ein ähnlicher Ansatz wird für die Testsequenzen im laufenden Betrieb verfolgt – für jede Produktfamilie wurde eine entsprechende Prüfsequenz eingerichtet. Die produktspezifischen Testkonditionen und -grenzwerte werden dazu in Proligent definiert, die Anbindung von Teststand erfolgt über eine Software-Schnittstelle. Für die Verwaltung und die Verteilung der korrekten Softwareversionen auf die Prüfstationen sorgt ein entsprechender Test Package Manager. Durch das Erstellen von Softwarepaketen etwa für Benutzerinterface, Prozessmodell oder Treiber können je nach Station auch unterschiedliche Softwarekomponenten eingesetzt werden. Dieses Vorgehen macht sich dank einfacher Verwaltung beispielsweise bei der Fehlersuche, während einer Produkteinführung oder beim Testen neuer Software-Versionen auf einer Station bezahlt.

Abstimmung von Testdaten und Logistik

Die Zuordnung von Testdurchläufen zu Produkten erfolgt über eine XML-Schnittstelle zum Enterprise Resource Planning-System (ERP) von Novero. Ein eigens für das Unternehmen entwickeltes Work Order Management-System ordnet dabei die verfügbaren Testsysteme flexibel einem bestimmten Arbeitsauftrag zu. Nach jedem Testlauf werden dann die geprüften Produkte jeweils einer Verpackungseinheit zugeordnet. Scannt dann ein Mitarbeiter das Etikett des zugehörigen Warencontainers, kann er schnell erkennen, ob und welche geprüften Produkte sich in dem Behälter befinden. Systemintern kommt hier neben der XML-Schnittstelle der Unique Identifier Manager (UIM) ins Spiel, der produktabhängige Nummernkreise, wie Seriennummern, Bluetooth-Adressen und IMEI-Nummern verwaltet.

Fertigungsberichte aus der laufenden Produktion

Für Management und Produktionsleitung steht zudem mit dem ‚Analytics‘-Modul ein Software-Werkzeug für die schnelle Analyse der Produktions- und Testdaten zur Verfügung. Neben Standardreports wie Yield, Zykluszeiten, Auslastung des Prüfequipments, Fehler-Pareto-Verteilung und verschiedenen statistischen Analysen kann der Anwender personalisierte Dashboards erzeugen oder bei Bedarf auch große Mengen multidimensionaler Daten in Fertigungsberichten zusammenfassen. Ergänzend liefert ein webbasiertes ‚Live-Portal‘ Online-Daten zur aktuellen Produktion.

Die Betriebspraxis zeigt, dass eine Standard-Software Unternehmen dabei unterstützen kann, jederzeit die Qualität ihrer Produkte im Auge zu behalten und rechtzeitig Testverfahren oder Fertigungsprozesse zu optimieren. Dank Orientierung an Industriestandards und einfacher Schnittstellengestaltung lassen sich auch neue Produktionsstandorte sowie eine stetig steigende Anzahl von Produktvarianten ohne hohen Aufwand im System abbilden. Dadurch unterstützt das Enterprise Test Management System das Unternehmen auch zukünftig, den steigenden Anforderungen hinsichtlich Variantenvielfalt, Qualität und Time-to-Market Rechnung zu tragen.